2018
12
Mittwoch Dezember

Lance Butters

Grelle Forelle Spittelauer Lände 12, 1090 Wien

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Einlass: 20:00 Uhr
  • Stehplatz 24.20

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Teilnahmeschluss: 09. Dezember 2018

Lance Butters am 12. December 2018 @ Grelle Forelle.
  • Lance Butters

Nicht selten heißt es bei Rappern, dass sie eine düstere Platte gemacht hätten – und dann? Wieder nur derewiggleiche Einheitsbrei aus pseudo-melodramatischen Beats und pathosgeschwängertenBefindlichkeitstexten. Wer Lance Butters kennt, der weiß, dass das nicht seine Sache ist. Sein zweitesAlbum „ANGST“ ist wirklich dunkler Scheiß. Ein Album, das einen runterzieht wie tonnenschweresBlei. Ein Album voll Negativität. Warum? Weil Lance sie in sich trägt. Weil er kaputt ist. Weil er an allemzweifelt. Weil er am Arsch ist.

„BLAOW“ war die Wohnung, für euch alles so wie gewohnt / und jetzt sehen sie meinen Keller, er istkahl und vermodert«, rappt Lance Butters im Song „Keller“ – und macht damit unmissverständlich klar:Sein zweites Soloalbum „ANGST“ führt den Hörer eine Etage tiefer. Dorthin, wo es kalt, leer, dunkel undungemütlich ist. An einen Ort, an dem eigentlich keiner sein will. Nicht mal Lance selbst.

Aber was willst du machen, wenn trotz tausendfach verkauften Platten, Platz 2 in den Charts,ausverkauften Tourneen und all dieser doch relevanten Zahlen einfach alles scheiße ist? Wenn dudeinen eigenen Film fährst und mit jeder EP, jedem Album und jedem Song straight dein Dingdurchziehst und eine lupenreine Legacy vorzuweisen hast? Wenn keiner das wirklich checkt und dutrotzdem nicht oben mitspielst, sondern bis zum Hals in Schulden steckst? Wenn du dich mitFreunden überwirfst? Wenn das, was du mal so geliebt und wofür du so gebrannt hast, sich in das genaueGegenteil gewandelt? Wenn die letzten sechs Jahre unterm Strich einfach ein Witz waren und du dichmehr als einmal fragst, wofür du den ganzen Scheiß eigentlich noch machst?

Man hört „ANGST“ diesen Abfuck und die Verbitterung auf jedem der 14 Songs an. An jeder Zeile,jedem Wort und jedem Ton. Ja, da sind immer noch die abfälligen Bemerkungen über die Rap-Konkurrenz undderen peinliches Promo-Gehabe. Die Einfalls- und Identitätslosigkeit und die daraus resultierendeAbziehbildchen-Mentalität der Copy Cats, deren Songs man schon nach wenigen Sekunden anhört, wen siegerade wiederum hören, um diese einfältige Erfolgsformel schamlos für ihren eigenen Vorteil zu adaptieren.

Aber das sind nur Randnotizen und im Vorbeigehen gedrückte Sprüche; nicht mehr als hämische Halbsätze.Lance hat keinen Bock mehr auf den »Kuchen«, nicht mal auf einen Teil oder Krümel davon. Sollen dieanderen doch ihre kaputten Egos gegeneinander aufbringen. Lance hat damit nichts zu tun und willdas auch gar nicht mehr. Er hat richtige Probleme!

Das Schlimme ist: Man hätte das wissen können. Zwischen all den arroganten Battle-Zeilen schwangimmer schon im Subtext auch eine Ahnung der eigenen Kaputtheit mit – aber was auf „ANGST“passiert, ist dagegen wirklich schwere Kost.

Schon wenn in „Wake Up Fuck Up“ der Biggie-Vocalcut »I know how it feel to wake up fucked up«über einen reduzierten Beat aus knarzenden Bässen und magenmassierenden Kickdrums poltert,weiß man, wie Lances everyday struggle gerade aussieht: Handy auf Flugmodus, kiffen, schlafen,kiffen, Menschen meiden – von Montag bis Sonntag kein Bock und dann wieder von vorne. Negativität alsZuflucht bis einem alles egal ist.

Nur verständlich, dass daraus Songs wie »So Schön« entstehen – eine resignierte Retrospektive aufZeiten, in denen die Realität Lance die Scheiße aus dem Leib geprügelt hat. Auch »Mag Sein« ist soschonungslos ehrlich und persönlich, dass es einem die Kehle zuschnürt, während »Wald« Resignation als letzte Rettung sieht. Schon möglich, dass auchmal etwas Gutes passiert, aber selbst daran findet Lance immer noch einen Fehler – ständig im Clinchmit seinem größten Feind: sich selbst.

Auch musikalisch ist »ANGST« durch und durch eine düstere Angelegenheit: Übersteuerte Bässe,runtergepitchte Pianoläufe und stotternde Snares laufen zu kaltklaustrophobischen Klangcollagenzusammen. Verantwortlich dafür ist Ahzumjot, der das Album in Gänze produziert hat. Dass er und LanceButters harmonieren, haben sie vor gut zwei Jahren schon mit ihrer gemeinsamen »Die Welle«-EPbewiesen.

Aber Ahzumjot fungierte für „ANGST“ nicht einfach nur als Produzent und Dienstleister, sondern vorallem auch als Freund. Wohlgemerkt als einer, der schon da war, bevor daraus auch ein Businessgeworden ist. Einer, der zuhört, berät und auch mal sagt, wenn Dinge schieflaufen. Gemeinsam habendie beiden mit »ANGST« so eine Platte gemacht, die einen anderen Lance zeigt.

Einen, der nicht mehr wie auf »selfish« klingt. Wieso auch? Lance Butters hat noch nie gemacht, wasandere von ihm verlangt haben. Und die Dinge ändern sich nun mal. Warum von Girls, Kush und Cash erzählen,wenn man das a) auf zig EPs und Alben schon zur Perfektion getrieben hat und b) das eigene Lebengerade ganz anders aussieht?

„Ich werde nie erzählen, wie ich heiße oder wo ich wohne“, sagt Lance Butters. „Aber ich will dieMaske so weit fallen lassen, dass du immer noch nicht erkennst, wer darunter steckt, aber trotzdemcheckst, dass dahinter jemand ist, der eine Message hat. Ich will Sachen von mir preisgeben, ohnemich selbst zu verraten. Weil ich denke, dass ich Dinge in mir trage, die viele andere verstehen undgenau so sehen.“

Ab dem 05.12.2018 startet die „ANGST“-Tour durch Deutschland und Österreich.