Fr., 26. Sep. 2025

"Für mich ist HipHop halt viel mehr als ein Salto oder ein viraler Clip."

Es steigt der 5. Flowmarkt mit dem Bürgermasta aus Graz

Den Bürgermasta kennt man einfach in Graz. Seit Jahren ist er fixer Teil der Szene, als Tänzer, Host Organisator und Anheizer. Vor allem aber ist er jemand, der HipHop ernst nimmt, ohne sich dabei selbst allzu ernst zu nehmen. Sein Lieblingsthema ist Community, was wohl auch erklärt, warum er lieber über gemeinsam gestaltete und erlebte Momente redet als über sich selbst als Person. Am 27. September lädt der Bürgermasta zum 5. Flowmarkt nach Feldkirchen bei Graz. Ein Event, entstanden aus alten, zu viel Platz einnehmenden Shirts und dem Wunsch, mehr daraus zu machen. Mit VOLUME hat er darüber gesprochen.

(c) Martin Ignatovicz

Wie beschreibst du für dich HipHop?

Für mich ist HipHop noch viel, viel mehr als Musik oder Tanz. Es ist eine Haltung mit tausend Emotionen, die mitschwingen. Wenn ich irgendwo auftrete, will ich alles geben. Egal ob zehn oder hundert Leute da sind: ich will, dass das Event bei allen, die da sind, einschlägt. Deshalb nehme ich auch mein eigenes Zeug mit, wenn’s sein muss. Ich mag keine halben Sachen.

Du bist kein klassischer Rapper, sondern viel breiter unterwegs. Was heißt das für dich?

Ich seh mich als Host, Tänzer, Teil der Kultur. Ich moderiere, ich tanze, ich baue Shows mit auf. Für mich geht’s darum, die vier Elemente dieser Culture zu leben. Show, Entertainment, etwas Gescheites für die Leute zu machen. Das ist HipHop.

Warum ist dir das Weitergeben so wichtig?

Weil ich selbst viel mitgenommen habe. Früher kamen Acts nach Graz, die alles gegeben haben und das hat mich beeindruckt. Heute will ich genau das weitergeben: auf Augenhöhe und mit dem Anspruch, Begeisterung zu vermitteln. Dabei ist mir egal, ob ich das bei einem Workshop, bei einer Cypher oder bei einem Event mache. HipHop ist wie ein Jugendzentrum: Man kann sich ausprobieren, Fehler machen, wachsen.

(c) Christian Poscher

Was stört dich an der Szene von heute?

Schon vieles. Oft geht’s nur noch um arge Moves oder das Aufspringen auf schnelle Trends. Für mich und viele andere ist HipHop halt viel mehr als ein Salto oder ein viraler Clip. Das Wichtige daran bleibt, dass man weiß, wo das herkommt, was man da macht und fabriziert. Nicht um andere auszuschließen, sondern weil Respekt wichtig ist. Wenn man die Wurzeln von HipHop kennt, geht man anders an die Sache ran.

Du klingst sehr konsequent. Woher kommt das?

Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Mensch und will einfach die beste Qualität liefern. Ich will, dass die Leute überrascht sind, dass sie merken: da steckt mehr dahinter, da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht. Das ist mein Anspruch an mich selbst.

Am Samstag findet der 5. Flowmarkt statt. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ganz simpel gesagt: Ich hatte halt zu viele Shirts im Schrank. Das waren aber alles alte Erinnerungsstücke, die mir etwas bedeutet haben. Wegwerfen wollte ich sie nicht, also habe ich angefangen, einen Markt zu machen.

Und wann wurde mehr daraus?

Schon bei der zweiten Ausgabe. Da habe ich dann beschlossen, einen Teil des Geldes zu spenden. Erst an eine Foundation, später an meinen Cousin Willi. Er braucht Therapien, die sehr teuer sind, da war klar, dass der Flowmarkt mehr sein kann als nur ein Flohmarkt.

Wie sieht die fünfte Ausgabe aus?

Wir machen das wieder im Schüler:innenhort in Feldkirchen, wo meine Tante seit über 30 Jahren arbeitet. Das ist ein Ort, wo auch unsere Family-Happenings stattfinden, was für diesen Anlass ausgezeichnet passt, finde ich. Am Vormittag gibt’s Workshops, danach öffnet der Markt. Freier Eintritt, gratis Essen und Trinken, viel Musik. Open Decks für DJs, Shows von Skyte, Lux und FlowG (kopfherzhand), Tanzperformances von Crews wie SMA, Odd Beat oder Worst Generation. Um 19 Uhr ist Schluss, das halten wir bewusst kompakt.

Alle machen das ehrenamtlich?

Ja, genau das ist für uns der Punkt dieses Events. Niemand verdient daran, alle geben was rein. Das ist HipHop für mich: zusammenhelfen, was bewegen, viel zurückgeben. Letztes Jahr waren wir rund 70 Leute, heuer dürfen’s gern mehr werden. Aber die Zahl ist nicht das Wichtigste. Hauptsache, die Energy stimmt.

Was sollen die Leute vom Flowmarkt mitnehmen?

Ein Gefühl von Community. Dass man gesehen hat: Hier helfen Leute zusammen, hier geht’s um mehr als Show. Wenn jemand nach Hause geht und sagt: das war echt schön, das war besonders, das hat mich mehr in Berührung mit dem Thema, mit HipHop gebracht: dann hat alles wunderbar funktioniert.

(c) Marcel Gross