Sa, 7. Mrz 2009

Für Geld Gibt´s In Der Hölle Eiscreme

Trotz atemberaubender Milliarden Verluste von Banken und Versicherungen genehmigen sich die Topverdiener unter den Managern absurde Gehälter im zweistelligen Millionenbereich. Dem gegenüber stehen allein in Österreich eine halbe Million Menschen, die ihr Leben in Armut fristen. Weltweit sind eine Milliarde Menschen von Hunger betroffen. Geld stellen die Regierungen aber weiterhin nur den Banken zur Verfügung.

  
$ 4.500.000.000.000,- (in Worten „Viereinhalbbillionen US-Dollar“), das ist die Summe, mit der die Regierungen weltweit die Anleihen ihrer Banken garantieren. Das heißt, dass die Weltbevölkerung mit 11% ihrer Wirtschaftsleistung für die Fehler der Manager und Managerinnen der Banken und diverser Finanzinstitute bürgt. Dies ist ein kaum nachvollziehbarer Vertrauensvorschuss, wenn man bedenkt, dass nahezu all jene, die für das aktuelle Finanzdebakel verantwortlich zeichnen, weiter werkeln dürfen wie zuvor. Alleine in den USA ist die Hälfte des 700 Milliarden schweren Rettungspaketes für Banken und Versicherungen bereits verheizt. Die Ehre, den Managern die restlichen 350 Milliarden vor die Füße zu karren, obliegt dem neuen US-Präsidenten Barack Obama – „Yes, he can“.
  
Viereinhalb Billionen US-Dollar ist eine Summe, deren Gegenwert man sich nicht allzu leicht vorstellen kann. Für diese Summe könnte man etwa jedem Einwohner von St. Pölten seinen ganz persönlichen Eurofighter (63 Millionen Euro) schenken, und hätte dennoch genügend übrig, um die gesamten Staatsschulden der Republik Österreich (€ – 165.000.000.000,- Angabe: Österreichische Nationalbank) zu tilgen und die internationale Raumstation ISS zu entwickeln (100 Mrd. Dollar), zu installieren und 10 Jahre lang zu betreiben. Oder man könnte jedem Einwohner von Kufstein einen Fußballclub zum Preis des 1.FC Chelsea (210 Millionen Dollar) schenken. Rasenheizung inklusive. 
  
Freilich könnte man auch sinnvollere und dringlichere Dinge anpacken. So wäre es, basierend auf Daten der UN-Welternährungsorganisation FAO, möglich, den Welthunger mit einem Viertel der Summe nachhaltig zu bekämpfen und bis zum Jahr 2050 auszurotten. Doch gerade nun wird es wieder besonders augenscheinlich, dass ein Hungernder wesentlich schwerer an einen Kanten Brot kommt als ein Bankmanager an einen Barren Gold. 
  
Natürlich werden Politiker und sogenannte Wirtschaftsexperten nicht müde zu betonen, dass es sich lediglich um Garantien für die entsprechenden Summen handeln würde. DochAussagen wie diese kennt man auch aus Sendeformaten à la „Help-TV“. Meist erklären allein erziehende, lohngepfändete Mütter, die die Kredite ihrer Ex-Freunde abstottern müssen, mit ähnlichen Worten, wie sie in ihre misslichen Situationen geraten konnten.
  
Angesichts dessen, dass es innerhalb der Finanzeliten zu einem vollkommenen Verlust von Werten und Anstand gekommen ist, scheint es doch recht fahrlässig, derart hohe Garantien zu geben, ohne Bedingungen daran zu knüpfen. Denn Einsicht ist nicht zu erkennen, trotz der Milliardenverluste ihrer Institute kassieren die Top-Manager immer noch atemberaubende Gagen.

Mit dieser Summe Könnte man auch jedem Einwohner von Kufstein den 1. FC Chelsea schenken!  

Im deutschsprachigen Raum stopft sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, am unverschämtesten die Taschen voll. Alleine im Jahr 2007 ließ sich der Bankdirektor seine Tätigkeit mit läppischen 13,98 Millionen Euro abgelten. Damit verdiente Ackermann mehr als 5.600 Kindern von Hartz-IV Empfängern pro Jahr zugestanden wird. Selbst wenn wir annehmen, dass Herr Ackermann 15 Stunden täglich arbeitet und sich keinen einzigen freien Tag gönnt, verdient er den Monatsrichtsatz für ein „Hartz-IV-Kind“ in weniger als fünf Minuten (4 min 52 sek.). Wenn man nun glauben möchte, dass jemand, der soviel wert ist wie 5.600 Kinder, zumindest sehr gute Arbeit leisten würde, so irrt man. Im vergangenen Jahr fuhr die Deutsche Bank unter Ackermanns Führung, mit einem Minus von stattlichen 3,9 Milliarden Euro, das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte ein. Wenn Ackermann, der über mehrere Jahre zweistellige Millionenbeträge kassierte, nun ankündigt, er würde aus Solidaritätsgründen auf seinen Bonus verzichten, so kann man dies nur als Häme empfinden. Diese Geste ist in etwa so großzügig, als würde Theo Waigel ein Haar seiner linken Augenbraue opfern. Im Übrigen wird das Geld keinesfalls Not leidenden oder hungernden Menschen zugute kommen. Das Geld soll an Leute innerhalb der Deutschen Bank gehen, die das Geld nötiger haben als Ackermann selbst, womit freilich auch seine Vorstandskollegen gemeint sein können. 
  
Während Ackermann in Europa zu den fünf Top-Verdienern zählt, macht sich das Einkommen des kleinen Josef aus der Schweiz im internationalen Vergleich geradezu mickrig aus. So treibt die Gier und Unverfrorenheit in den USA noch viel prächtigere Blüten. Der CEO der Investmentbank Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, etwa gönnte sich zusätzlich zu seinem Gehalt alleine 2007 den recht üppigen Bonus von 67,9 Millionen Dollar. Eine Summe, die etwas höher ist als das Bruttoinlandsprodukt der Republik von Kiribati, das allerdings von über 90.000 Einwohnern erwirtschaftet wird. 
  
Neben derart der Realität entrückten Summen scheinen die Gehälter heimischer Top-Manager geradezu bescheiden. Doch nüchtern betrachtet, handelt es sich auch hierzulande teilweise um exorbitante Summen. Zwar sind in Österreich nur von wenigen Top-Managern die jährlichen Einkünfte bekannt, aber laut einer Studie der Arbeiterkammer aus dem Jahr 2008 gönnen OMV und Erste Bank Ihren Vorständen die üppigsten Gehälter. Wobei die AK davon ausgeht, dass jedes Vorstandsmitglied mehrere Millionen Euro jährlich einstreift. Erste-Bank Vorstandsvorsitzender Andreas Treichl gilt als Österreichs bestbezahlter Manager, bereits 2004 hatte er mit einem Einkommen in der Höhe von 4,55 Millionen Euro von sich reden gemacht. Im Jahr 2007 zeigte sich Treichl freilich bescheidener und raffte lediglich 4,4 Millionen Euro zusammen. Kurz darauf musste seine Bank mit einer staatlichen Finanzspritze in der Höhe von 2,7 Milliarden Euro gerettet werden. Der offenbar unter Schock stehende Treichl versuchte der Öffentlichkeit weiszumachen, dass das Rettungspaket aus einer Position der Stärke heraus in Anspruch genommen wurde. In der ZIB-2 auf sein exorbitantes Salär angesprochen, begann er wirre Vergleiche mit US-amerikanischen Eishockeyspielern anzustellen. Herrn Treichl sei in diesem Zusammenhang ein Zitat der Baseballlegende Babe Ruth ans Herz gelegt, der, darauf angesprochen, dass er mehr verdienen würde als der Präsident der Vereinigten Staaten, meinte: ‚I know, but I had a better year than Hoover.‘

In Österreich müssen 100.000 Kinder in Armut leben
  
Verblüffend war auch, mit welch ungeheurer Geschwindigkeit die heimische Politik den Banken Soforthilfen in Höhe von 15 Milliarden Euro andiente. Doch erst nachdem sich die Generaldirektoren vom Finanzminister einige Tage beknien hatten lassen, griffen sie schließlich in die Geldschatullen – und nahmen kräftig. Die erhofften Kredite für die Wirtschaft blieben aber freilich aus. Würde man nur einen Bruchteil dieser Summe für soziale Projekte aufwenden, müsste in Österreich niemand in Armut leben. „Eine Milliarde Euro pro Jahr würde zur weitläufigen Armutsbekämpfung reichen, so könnte etwa anstatt der Sozialhilfe eine echte Mindestsicherung eingeführt werden. Damit könnten aber auch sinnvolle Qualifizierungsmaßnahmen, etwa beim AMS, finanziert werden“, so Martin Schenk, Sozialexperte der österreichischen Armutskonferenz. Und Hilfe täte dringend Not, in Österreich leben etwa 460.000 Menschen in Armut, betroffen sind auch 100.000 Kinder. Jedes Zögern hat gerade für Kinder und Jugendliche furchtbare Konsequenzen, denn je länger ein junger Mensch der Armut ausgesetzt ist, umso geringer sind seine Chancen, den tristen Lebensumständen zu entfliehen.

Zwei Fragen an Studenten:

1. Wieviele Nullen hat eine Billion?
2. Was würdest du mit einer Million machen?

Anna, Jus

1. 12
2. Einen Teil spenden, einen Teil in meine Wohnunh investieren, verreisen, ein
neues Auto kaufen, shoppen und den Rest anlegen bzw. sparen.

Anna-Charlotte, Publizistik

1. 8, Ich hab´nicht Mathematik studiert.
2. So anlegen, dass ich nie wieder arbeiten muss, und dass ich immer eine Million
Euro hätte, ein Haus bauen, Einen Baum pflanzen und ein Kind kriegen.

Sonja, Politikwissenschaft

1. 12
2. Ein anderes Studium beginnen: Psychologie. Nachher würde ich einen
Weiterbildungskurs machen, der kostet viel. Und ich würde was anlegen, eine
Wohnung kaufen. 

Links:
ESA „How much does it Cost?“:  
http://www.esa.int/esaHS/ESAQHA0VMOC_iss_0.html)
Aktuelle Staatsschulden Österreich: 
http://www.staatsschulden.at/FAO  
Globale Lebensmittelverteilung und -Produktion:   
http://www.fao.org/worldfoodsituation/en/