Mikrokosmos der österreichischen Mentalität

Entbehrliches Wissen #49

Das Wiener Schnitzel ist der Mikrokosmos der österreichischen Mentalität und die ist vom vielen Schneiden und Klopfen schon ganz dünn, dafür mit ordentlich Bröselteppich rundherum. Und wer keine Milch verträgt, aber die Haut drauf mag, ist wahrscheinlich Japaner.

Österreicherin oder Österreicher zu sein, schützt prinzipiell wenig vor nationalen Identitätskrisen, außer es läuft gerade Skifahren im Fernsehen. Vom sogenannten allgemeinen Kulturgut, wie dem Wiener Schnitzel, kann man sich hingegen keine große identitätsstiftende Scheibe abschneiden. Schließlich soll es auf das Costoletta alla milanese aus Oberitalien zurückgehen und damit gar keine richtige hiesige Erfindung sein. Und überhaupt: In der japanischen Küche gibt es ebenfalls das panierte Fleischteil, Tonkatsu genannt, es wird aber weniger mit Erdäpfelsalat gereicht, sondern auf Krautstreifen serviert. Wer aber aus geschmacklicher Wurschtigkeit ein Berliner Schnitzel bestellt, könnte überrascht sein, wenn er ein paniertes Kuheuter bekommt.
Ehrgeizige Verfechter der österreichischen Schnitzeltheorie argumentieren zumindest, dass für andere immigrierte Speisen der einheimischen Küche die Begriffe aus der Originalsprache übernommen wurde – wenn auch eingedeutscht – wie beim Gulasch und den Palatschinken, die beide aus Ungarn kommen. Während der Gulyás eigentlich ein magyarischer Rinderhirt ist, leitet sich die Palatschinke vom lateinischen Wort placenta ab, was so viel wie Kuchen bedeutet und auch das Organ bezeichnet, das in der Schwangerschaft den Fötus mit Nährstoffen versorgt – der Mutterkuchen eben. Das Schnitzel hat seinen Namen hingegen aus dem Mittelhochdeutschen sniz bzw. seinem Diminutiv snizel und heißt also „Schnittchen“. Bevor man das Fleischstück einpaniert und in die Pfanne haut, wird es mit einem Schmetterlingsschnitt quer zur Faser noch waagrecht in zwei dünne Scheiben geteilt und anschließend ordentlich geklopft, bis man die Zeitung durchlesen kann.
Dünner wird auch der Kaffee, mit Betonung auf der letzten Silbe, an dem sich der krisengeschüttelte Wiener traditionellerweise festhält. Denn in letzter Zeit ist ein Trend vom Mocca zum Filterkaffee merkbar, der dann aber Brewed Coffee oder Pour Over Coffee genannt wird, damit niemand merkt, wie normal er eigentlich ist. Den Kaffeefilter erfand übrigens die Dresdner Hausfrau Melitta Benz, die zunächst, um den lästigen Kaffeesatz im Häferl zu vermeiden, mit den Löschblättern aus dem Schulheft ihres Sohnes experimentierte. Mehr als astronomische 40 Kaffeespezialitäten sollen ihren Ursprung in der einstigen Donaumonarchie haben und jedes Touristen-Kaffeehaus, das etwas auf sich hält, hat mindestens die Hälfte auf der Karte stehen.
Wie etwa den Zarenkaffee: ein starker Espresso mit einer Haube aus gezuckertem und gesprudeltem Eidotter oder einen politisch unkorrekten Weißen mit Haut: eine lichte Melange für alle, die aufs Milchhäuterl stehen. Manche Menschen mögen die ja nicht besonders, die Angst davor heißt Glucodermaphobie. Die meisten Japaner haben zwar wie auch andere Asiaten eine genetisch bedingte Lactoseunverträglichkeit, Ekelgefühle vor der Milchhaut kennen sie aber keine. Diese gilt sogar als proteinreiche Spezialität der japanischen Küche und wird erwärmter Sojamilch zuerst vorsichtig abgezogen, dann auf Stöckchen aufgehängt und in getrocknetem Zustand gefaltet oder zu Stäbchen aufgerollt als Fleischersatz verwendet.

In aller Kürze

  • Der Name des Musiksenders VIVA kommt von der Abkürzung für Videoverwertungsanstalt.
  • Der Plural von Anus ist Ani.
  • In Deutschland bekommen Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren um 15 Prozent weniger Taschengeld als gleichaltrige Buben.
  • Der schwedische Spider-Man heißt Spindelmannen.
  • Stalin schrieb romantische Gedichte.
  • In der Schwerelosigkeit kann man nicht rülpsen, weil die Gase im Magen nicht wissen, wo oben ist.
  • Sand kann nicht so konstant fließen wie fein geriebene Eierschalen.
  • Las Vegas verbraucht so viel Strom wie Peru.
  • Bayern hat die höchste Selbstmordrate Deutschlands.
  • Nur 200 von über 100 Millionen Spermien, die in einer Ejakulation enthalten sind, schaffen es bis zur weiblichen Eizelle.
  • 75 Prozent der Erwachsenen weltweit können Milchzucker nicht richtig verdauen.