Entbehrliches Wissen #11

Was dem Österreicher Wurscht, ist Goethe der Wein.
Nach dem Lesen werdet ihr auch nicht gescheiter sein.

Bei Sprichwörtern ist von inflationärem Gebrauch dringend abzuraten, vor allem, wenn man nicht genau weiß, was sie bedeuten. Redewendungen mit Kakao sprechen sich eigentlich recht harmlos und kindergerecht aus, waren jedoch früher aufgrund der Lautähnlichkeit als Ersatz für das „Tabuwort“ Kacke recht gebräuchlich. Erich Kästners Mahnung: „Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“ ist demnach sehr ernst zu nehmen. Auch die wienerische Bezeichnung „Kakaostich“ (sprich: gaugauschdich) für Analverkehr entblößt mit einmal ihren Kern.

Pfeffer im Hintern zu haben, also salopp gesagt, zappelig zu sein, wäre in diesem Fall eine eher unangenehme Vorstellung. Die Wendung kommt aber tatsächlich daher, weil Pferden früher beim Verkauf das scharfe Gewürz in den After gerieben wurde, um sie lebhafter wirken zu lassen. War das jetzt schon der Tropfen auf den heißen Stein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat? Wer im Glashaus sitzt, soll schließlich nicht mit Steinen werfen, sonst fällt er selbst hinein. Das ist dann sein Ende, weil alles ein Ende hat, nur die Wurscht hat zwei. Aber wenn’s um die geht, sind vermutlich jene Würste gemeint, die man bei volkstümlichen Wettkämpfen erklettern, erangeln oder sonst wie gewinnen konnte. Juhu, eine Wurst! Ganz im Gegensatz dazu ist die Wurst, die einem ist, wenn etwas gleichgültig oder egal erscheint, als geringwertig zu betrachten. Ob das daher kommt, dass sie als Speise nicht besonders geschätzt wird oder damit auf ihre zwei gleichen Enden angespielt wird, ist nicht genau überliefert.

Die Häufigkeit und Vielfalt in der diese einfache Kost die österreichische Sprache verschönert und richtiggehend beherrscht, spricht jedoch für eine tiefe innere Bewunderung, auch wenn die Bedeutungen oft ins negative schwappen, wie „wem den Wurschtel machen“, jemanden auf sehr niedrigem Niveau unterhalten, „in Abrahams Wurschtkessel (schwimmen)“ als Ausdruck für noch nicht geboren worden zu sein und natürlich die wohlverdiente „Wurschtigkeit“, auf die jeder heimatverbundene Österreicher so stolz ist und die man in direkten Gegensatz zur „Nestverschmutzung“ stellen kann, auf die Herr und Frau Österreich gerne mit ihren Würschtelfingern zeigen. In dieses Horn möchte ich nicht blasen, sondern aufpassen, dass ich den Faden, der einem beim Spinnen, Garnwickeln und Schreiben aus der Hand rutschen könnte, nicht verliere. Goethe hat diesen sprichwörtlichen roten Faden in seinem Roman Wahlverwandtschaften ersponnen, in dem es heißt, dass bei der englischen Marine alle Taue damit als Eigentum der englischen Krone gekennzeichnet wurden. Im (Rot)Wein liegt eben die Wahrheit, dem Alkohol war der gute Goethe schließlich nicht abgeneigt, sagt man zumindest.

Ebenso wie sein Schiller-Freund in Weimar ließ er sich von Lateinern („In vino veritas“) und Griechen („En oino aletheia“) inspirieren. Tragisch kann es werden, wenn die am Boden des Glaserls gewonnene Wahrheit nur bedingt ist, wie beispielsweise bei dem chinesische Dichter Li Tai-Bo (701-62), der im Vollrausch zu Tode kam, als er beim Versuch, das Spiegelbild des Mondes zu umarmen, in einen Fluss fiel. Wer glaubt, dass nur Künstler der illusorischen Wirkung von Hochprozentigem verfallen, der irrt: Der schöne Satz „Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine.“ wird Martin Luther zugeschrieben. Der Rest ist wie immer Schweigen.

 

In aller Kürze:

 

  • Zum Spruch des Jahres 2009 wurde in Österreich „Reiche Eltern für alle“ gewählt. „Die Absurdität der Forderung verleihe dem Spruch Originalität und Zitatqualität“, so die Fachjury.

 

  • Das Wort des Jahres 1977 war „Szene“.

 

  • Benediktinermönche tranken im Mittelalter täglich 4,5 Liter Bier.

 

  • Die österreichische Ernährungskönigin Sasha Walleczek sagt, es sei gesünder ein bisschen Alkohol zu trinken, als gar keinen.

 

  • Die erste schriftlich überlieferte Beschreibung eines weiblichen Orgasmus stammt von der Nonne Hildegard von Bingen.

 

  • Im arabischen Raum heißt Homer Simpson „Omar Shamshoon“.

 

  • Deutsche Männer rasieren sich häufiger im Intimbereich als österreichische.

 

  • Ein Kamel kann in 15 Minuten 200 Liter Wasser trinken.

 

  • Die erste lila „Milka“-Kuh hieß Adelheid.

 

  • Fidel Castro hat zehn amerikanische Präsidenten überlebt.

 

  • Ein Koala schläft rund 20 Stunden am Tag.

 

  • Botox hilft gegen Migräne.

 

  • Laudanum, mit Opium versetzter Wein, wurde im 16. Jahrhundert von dem Arzt Paracelsus erfunden.

 

  • Kängurus furzen methanfrei.