Di, 15. Apr 2014

Wo die Babys wirklich herkommen

Game Rezension: Yoshi's New Island

Vor 19 Jahren war es, als sich die Yoshis zusammen taten um mit vereinten Kräften die Baby Mario Bros. zu retten und sie dem Storch zurückzugeben, damit sie endlich ‚geliefert‘ werden konnten. Mit etwas Verspätung am Ziel angekommen, muss der Storch zu unserem Entsetzen feststellen, dass er sich in der Adresse geirrt hat. Und so macht er sich erneut, mit den Mündeln im Schnabel, auf den Weg. Dass das nicht gut gehen wird, liegt auf der Hand….

… Und so dauert es natürlich nicht lange und schon wird der gefiederte Boote wieder überfallen. Während die Bösewichte sich Baby-Luigi schnappen können, stürtzt Baby-Mario aus dem Himmel herab und landet abermals auf einer Insel. Glücklicherweise wird auch diese nicht von den ‚Others‘ sondern von freundlichen Yoshis bewohnt, die ohne zu zögern beschließen die Babys wieder zu vereinen und sie sicher dem Storch zurückzubringen.
In 6 Welten zu je 8 Levels übernimmt man jeweils die Steuerung eines der bunten kleinen Dinosaurier mit dem Ziel Baby Mario unbeschadet an das Levelende zu bringen, um in dort an den nächsten Yoshi zu übergeben – echte Teamwork eben. Dazu stehen Yoshi wieder alle Signatur-Moves zur Verfügung wie der berühmte Flattersprung mit dem man Sprungfehler korrigieren und höhere Plattformen erreichen kann. Mit Yoshis Zunge können Feinde kurzerhand geschluckt und zu Eiern verdaut werden welche dann als Projektile zum Einsatz kommen. Dabei kann man auch dieses mal wieder ‚über Bande spielen‘ und Eier geschickt abprallen lassen um so unzugängliche Sammelobjekte einzusacken.
Darunter verstehen sich in erster Linie die alltbekannten Münzen, die in einem Nintendo Jump’n’Run einfach nicht fehlen können. Manche davon, genau 20 in jedem Level, entpuppen sich beim Einsammeln als rote Münzen. Dazu gibt es noch pro Level 5 Blumen zu finden.
Wird man von einem Feind getroffen, schwebt der kleine Schreihals plärrend in einer Blase davon und muss schnell wieder eingefangen werden, bevor der Countdown abläuft und er endgültig entführt wird. Die Dauer des Countdowns beträgt immer min. 10 Sekunden, kann aber durch das Einsammeln von kleinen Sternen auf bis zu 30 sek. erhöht werden. Dieses vom Vorgänger bekannte System ist zwar eine interssante Abwechslung zu herkömmlicher Lebensenergie, stellt aber diesesmal keine große Herausforderung dar. So konnte ich das Spiel durchspielen ohne Baby Mario ein einziges mal endgültig zu verlieren. Überhaupt ist der Schwierigkeitsgrad eher leicht gehalten. Ein Leben verliert man quasi nur wenn man in eine Schlucht stürtzt (oder in Lava usw.). Dass Sterben nicht wirklich am Plan des Spiels steht, zeigt sich auch daran, dass man bereits nach 3 Fehlversuchen ein paar Superflügel angeboten bekommt, mit denen man einfach durch das Level fliegen kann.
Wie ein ‚Game Over‘ Screen aussieht, kann ich mir nur ausmalen, da mein Lebenszähler am Ende des Spiels bei 313(!!) stand. 🙂
Selbst die Bosse, denen man am Ende jedes 4. Levels begegnet, schafft man fast immer auf Anhieb. Die Ideen für die Kämpfe sind zwar ganz nett, fordern aber nicht heraus.
‚Ganz nett‘ ist überhaupt der überwiegende Eindruck der sich mir beim Spielen aufdrängte – so auch bei den wenigen Neuerungen. Yoshi kann nun Riesengegner schlucken um so ein Riesenei zu erzeugen. Wirft man dieses zerstört es alles was sich in seiner Flugbahn befindet (und sammelt dabei auch Goodies ein). Diese Rieseneier bekommt man aber nur an wenigen, bestimmten Stellen im Spiel und meist muss man sie an Ort und Stelle auf eine bestimmte, recht offensichtliche Art einsetzen. Danach geht es normal weiter wodurch das eigentliche Gamepay unverändert bleibt.
Mit Metalleiern kann Yoshi nun erstmals Unterwasser agieren, allerdings gibt es auch hierfür nur ein paar Passagen.
Mit von der Partie sind auch wieder Yoshis Transformationen. Hier haben sich die Entwickler immerhin einige neue Verwandlungen einfallen lassen und auch alte recycelt. So verwandelt sich der Dinosaurier in einen Heißluftballon, einen Schi-Bob, ein U-Boot, ein Minenkart uvm. Die Verwandlungspassagen sind jeweils eigenständig innerhalb eines Levels und werden ausschließlich mittels Bewegung des 3DS gesteuert. Das funktioniert erfreulich gut, u.a. auch da intelligenterweise der 3D-Modus hier automatisch deaktiviert wird. Diese Neuerung hat mir am meisten Spaß gemacht, da sie sich gut anfühlte und Abwechslung ins Geschehen brachte.
Zu guter Letzt gibt es noch einige Sprintpassagen in denen Yoshi dank eines Powersterns Wände und Decken entlang läuft um Münzen zu sammeln (ähnlich wie Baby Mario das damals tat).
Sonst hat das Game keine weiteren Neuerungen gegenüber seinem Vorgänger zu bieten.
Nun muss man natürlich nicht notwendigerweise viel Neues machen, wenn die Vorlage bereits so hochklassig ist – doch wird diese Klasse hier leider nicht erreicht. Bis auf wenige Ausnahmen kann das durchaus gute Leveldesign mit dem Vorgänger einfach nicht mithalten und es mangelt an dessen Kreativität und Ideenreichtum. Immerhin hält der Endkampf eine Überraschung bereit und der Abspann offenbart sogar einen kleinen Plottwist.
Hat man das Spiel durch, kann man (wie damals) noch versuchen die Levels zu 100% zu komplettieren. Dazu muss man sie schon gründlich durchsuchen, um alle Geheimgänge und unsichtbaren Wolken zu entdecken –  welche erst nach Berührung sichtbar werden und nach Beschuss mit einem Ei meist die gesuchten Objekte ausspucken. Diese versteckten Wolken zu finden, kann mühsam sein weil man dafür jeden Winkel eines Levels absuchen muss. Um das Spiel zu geniesen, empfehle ich daher zunächst nicht alles zu suchen. Auch deshalb weil man für 100% alle 20 roten Münzen und die 5 Blumen finden muss, sowie mit 30 Sek. auf dem Countdown-Timer ins Ziel kommen muss. Insbesondere letzteres kann in späteren Levels frustrierend werden weil es meist bedeutet, dass man ab dem letzten Checkpoint keinen Treffer mehr kassieren darf. Hat man die 8 Levels einer Welt vollständig komplettiert, schaltet man ein Bounuslevel frei. Diese sind anspruchsvoller und irgendwie interessanter designed, so dass ich mir mehr davon im eigentlichen Spiel gewünscht hätte.
Für gesammelte Blumen erhält man ausserdem am Ende eines Levels mit etwas Glück entsprechend viele Medailen. Hat man 30 davon in einer Welt gesammelt, schaltet man ein ‚Fahrzeug-Level‘ frei – ein eigenes Level in dem man nur mit einer von Yoshi’s Verwandlungen unterwegs ist und unzählige Extraleben sammeln kann.
Multiplayer

Im Mehrspieler Modus können 2 Spieler in verschiedenen Challenge-Levels gemeinsam antreten um Aufgaben wie Gegner schlucken oder Münzen sammeln innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu bewältigen. Eine nette Ergänzung aber mit geringem Wiederspielwert.
Fazit

Yoshi’s Island auf dem SNES war ein herausragendes, besonderes Werk, das Spielern noch bis heute in Erinnerung ist. Dementsprechend groß war meine Vorfreude auf die neue Insel. Leider ist aus dem komplett von Arzest entwickelten Spiel, nicht das geworden was ich mir erhofft hatte.
Obwohl das Spiel gut ist und Spaß macht, bin ich doch enttäuscht. Nicht etwa weil meine Erwartungen überzogen waren, sondern weil ich durchwegs den Eindruck hatte, dass man hier ‚auf Sicher gespielt‘ hat. Irgendwie kennt man das alles schon. Es gibt kaum Neuerungen und die wenigen vorhandenen wirken uninspiriert und sind nicht sehr kreativ. Selbst bei der Grafik, die wohlgemerkt sehr hübsch geworden ist, hat man sich stark an den Stil des Vorgängers gehalten aber nicht annähernd die gleiche Vielfalt aufgebracht. Nur wenige Stile die sich stets wiederholen. Selbes gilt leider auch für die Musik, die zwar gute (oft wiederholte) Stücke enthält, im Gegensatz zum Vorgänger aber sogar stellenweise nervig klingt.
Nintendo hatte hier offensichtlich nicht wie gewohnt sein wachsames Auge auf dem Projekt um sicherzustellen, dass das Endprodukt der Franchise würdig ist – sehr schade.
Zusammen mit dem niedrigen Schwierigkeitsgrad bleibt so unter dem Strich ein schönes, durchaus gutes Spiel, dass vorallem für jüngere Spieler und Einsteiger geeignet ist, für Genre-Enthusiasten (wie mich) im Endeffekt aber wohl bald in Vergessenheit geraten wird.

  


ENTWICKLER: Arzest
PUBLISHER: Nintendo
GENRE: Jump’n’Run
PLATTFORM: 3DS