Do, 21. Aug 2014

We bring you sexy back

Game Preview: Bayonetta 2

Wir haben den mit Hochspannung erwarteten Action-Kracher ausführlich für euch angezockt und geben euch hier unseren Ersteindruck.

Das ist Bayonetta

Wer Bayonetta nicht kennt, auf den kommt ganz schön was zu – insbesondere wenn man bedenkt, dass man auf einer Nintendo Konsole spielt.  Die gleichnamige Protagonistin des Games ist eine Hexe vom Stamm der Umbra, die sich durch einige augenscheinliche Attribute auszeichnet. Mit Pixiecut und Sekretärinnen-Brille, endlos langen Beinen, die in ein wohlbetontes Hinterteil übergehen, einem Gang wie ein Laufsteg Modell und einem hautengen Kostüm, das sich im Kampf ständig bis auf ein paar wesentliche(!) Stellen völlig verflüchtigt, kann man kaum anders als diesen Charakter mit dem Schlagwort ‚ultra-sexy‘ zu bezeichnen. Doch was Bayonetta wirklich definiert, ist ihre unverwechselbare Attitude. Selbst die abgefahrensten Action Szenarien und hochhausgroße Endgegner bringen diese unheimlich taffe Femme Fatale nicht aus der Ruhe. Zu jeder Situation hat sie den (für sich) passenden – nicht selten koketten – Spruch auf Lager.
Das kann sie sich aber auch leisten, denn diese ‚Lady‘ hat es faustdick hinter den Ohren. Mit einfachen Punch-, Kick- und Sprungaktionen feuert man zahlreiche Kombosequenzen auf Gegner ab, die unterschiedlich viel Schaden ausrichten und Feinde in die Luft oder in die Umgebung schießen können. Und geschossen wird scharf, denn Bayonettas Standard-Ausrüstung und eines ihrer Markenzeichen sind ihre 4(!) Pistolen – ja, 4! Zwei für die Hände und selbstverständlich auch zwei auf den Stilettos montiert. Während man mit den Feuerwaffen zwar Gegner auf Distanz halten kann, verursachen sie kaum Schaden und dienen hauptsächlich dazu Kombos am Laufen zu halten. Eine vor allem für anspruchsvolle Spieler wichtige Technik, denn, wie bei Platinum Games üblich, gibt es nach jeder Kampsequenz eine Bewertung, bei der man mit Medaillen von Stein bis Reines Platinum „belohnt“ wird. Letztere zu erhalten ist – ebenfalls typisch für die Entwickler – wiedermal ziemlich herausfordernd und bleibt wohl eher eine Challenge für Hardcore Zocker.
Das Kampfsystem gehört zu der seltenen Sorte, die einfach Spaß macht und trotzdem fordert – leicht zu bedienen und doch mit Tiefgang. Denn wer die heftigeren Kämpfe überstehen möchte, sollte sich mit den Kombos vertraut machen. Der besondere Clou dabei ist die „Witch-Time“. Weicht man einem Treffer in letzter Sekunde mit der ZR-Taste aus, aktiviert sich für wenige Sekunden ein Zeitlupenmodus in dem man eine extra Ladung Schläge anbringen kann. Mit etwas Übung zerstört man so auf stylische Art ganze Gegnergruppen ohne einen Treffer zu kassieren – was sich großartig anfühlt. Ebenso wie wenn man Feinde mit Punishern bestraft und mit Torture Attakcken kleinhackt oder Endbossen mit Climax Attacken den Garaus macht, bei denen die Hexe riesige Monster (bestehend aus ihren Haaren!) beschwört, welche dann den Rest erledigen.
Doch sollte man sich bei aller Kampfespracht in Bescheidenheit üben, denn der Schwierigkeitsgrad ist – ebenfalls Platinum Games typisch – nicht ohne. So wird man des Öfteren den Game Over Screen zu sehen bekommen. Dank regelmäßiger Auto-Saves kann man aber meist direkt beim letzten Kampf fortsetzen. Zusätzlich kann man sich in Rodins Unterweltshop/-bar für die Schlacht rüsten indem man neue Attacken und Waffen ersteht oder sich mit mächtigen Accessoires ausrüstet. Natürlich nicht ohne einen obligatorischen One-liner des Schwarzenegger/Snipes-Verschnitts. Weiters kann man sich mit verschieden farbigen Lollipops beladen, mit denen man sich heilen kann, aufpowert, oder die Magieleiste wieder füllt (diese benötigt man um gewisse Special-Moves ausführen zu können). Konsumierbare Items können auch selber hergestellt werden in dem man Zutaten sammelt und sie dann nach Hexen-Rezepten zusammenbraut.
Was gibt es neues?

Alles bisher erwähnte, ist uns aus dem Vorgänger bereits bekannt und tatsächlich fällt von Anfang an auf, dass die Entwickler hier der (erfolgreichen) Linie des ersten Teils sehr treu geblieben sind. Spieler die den Vorgänger gezockt haben, werden sich von den ersten Sekunden an wie zu Hause fühlen. Fast alles was man in der ersten Stunde geboten bekommt, ist eine Parallele zum ersten Teil und fühlt sich fast an wie eine Hommage – eine sehr unterhaltsame wohlgemerkt. Platinum Games wissen offensichtlich genau um die Stärken ihrer Franchise Bescheid und setzen diese hier wieder gekonnt in Szene. Doch von plumpem Recycling kann hier nicht die Rede sein – dafür sind die Inhalte zu unterhaltsam und natürlich bietet die Fortsetzung auch einige Neuerungen.
Im Kampfsystem wurden viele Kombos verändert und der neue Umbra Climax hinzugefügt: ist die Magieleiste voll, kann man diesen aktivieren um eine Zeit lang verheerende Schläge auf die Gegner loszulassen. Weniger sinnvolle Moves aus dem Vorgänger wurden dafür weggelassen. Die Climax Attacken sind zudem diesmal abwechslungsreicher gestaltet, da verschiedene Monster beschworen werden. Soweit ich sehen konnte, sind sämtliche Gegner, denen man in den ersten paar Kapitel begegnet, neue Designs, nicht ein einziger wurde hier aus dem Vorgänger recycelt.
Abseits der Kämpfe gibt es neue versteckte Collectibles, wovon sich manche erst manifestieren wenn man in einer Parcour-Sequenz die Einzelteile innerhalb der vorgegebenen Zeit einsammelt.
In der Story, die schätzungsweise ein paar Jahre nach dem Vorgänger angesiedelt ist, geht es für Bayonetta dieses Mal darum ihre Freundin Jeanne zu retten. Dazu muss sie das Tor zu den 3 Reichen (oder auch Dimensionen) finden. Die Szenarien die man dabei bereist, sind äußerst schön gestaltet und imposant umgesetzt. Da es in den Locations wieder einige Collectibles zu finden gibt, lohnt es sich genauer hinzuschauen. Vor allem aber deshalb weil das was Platinum Games in Sachen Grafik hier auf den Bildschirm zaubert, nicht weniger als beeindruckend ist. Vor allem das globale Beleuchtungssystem fällt außergewöhnlich auf. Die Umgebung wird je nach Lichteinfall und Kamerawinkel in verschiedene Farbtöne getaucht, einzelne Lichtsäulen brechen durch Fensterglas und auch Unterwasser dringen die Sonnenstrahlen durch und färben das Wasser oder spiegeln sich in blendenden Lichtkegeln auf der Oberfläche. Für mich persönlich eine Augenweide. Dazu kommen noch gestochen scharfe Texturen dank Full-HD und ein durchgehend flüssiges Spielerlebnis. Hier haben die Entwickler wirklich Toparbeit geleistet.
Genauso wie in in der Musik Abteilung. Der Soundtrack tritt in die Fußstapfen seines Vorgängers und wartet wieder mit J-Pop-inspirierten Stücken (samt Gesang) auf, die sich schnell ins Ohr pflanzen. Dass für die Fortsetzung auch ein neuer Theme Song her musste, versteht sich von selbst. Diesmal ist es eine neue Version von „Moon River“. Der Song, der im Original gesungen von Audrey Hepburn in „Breakfast at Tiffany’s“, mit einem Oscar prämiert wurde, wird wohl ebenso zahlreiche Fans finden wie „Fly me to the Moon“ seinerzeit.
The big guys

Gigantische Bosskämpfe in abgefahrenen Szenarien sind in den letzten Jahren quasi ein Markenzeichen der Spiele von Platinum Games geworden (siehe Bayonetta und The Wonderful 101). Dass man damit in Bayonetta 2 nicht kürzer treten würde, war also klar. Doch was man hier bereits in den ersten paar Kapiteln erlebt, setzt in Sachen Größe und Wow-Faktor nochmal einen drauf. Ob an der Spitze eines Wolkenkratzers, auf dem Dach eines fahrenden Zuges oder den Tragflächen eines Jets – langweilig wird es hier definitiv nicht.
Ersteindruck

An Bayonetta 2 kann man einmal mehr feststellen, dass sich verlängertes Warten auf große (Nintendo) Titel lohnt. Nach meinen ersten paar Sessions, kann ich sagen, dass Platinum Games hier in Zusammenarbeit mit dem Konsolen Hersteller ganze Arbeit geleistet hat und uns ein imposantes Action Spektakel liefert, voll mit sexuellen Anspielungen und kecken Dialogen – das aber in erster Linie mit seinem Gameplay überzeugt und dazu wieder eine spannende Story erzählt. Sämtliche Stärken des Vorgängers sind intakt und dazu gibt es sinnvolle Verbesserungen und Neuerungen. Die neue Bayonetta wirkt „erwachsener“ und mit ihr ist das Spielerlebnis gereift. Dieser Titel wird wohl einmal mehr zeigen, dass die Wii U mehr als Last-Gen ist und auch die erwachsenen „Hardcore“ Gamer erfreuen kann.

  


ENTWICKLER: Platinum Games, Nintendo SPD
PUBLISHER: Nintendo
GENRE: Action
PLATTFORM: Wii U
ERSCHEINT: Oktboer 2014