Fr, 18. Aug 2023
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Tarot, Selbstfindung und Hexen im Universum

The Cosmic Wheel Sisterhood

Genug von der Hitze und dem Sommer? Schon bereit für Herbst und witchy Halloween Vibes? Dann ist vielleicht „The Cosmic Wheel Sisterhood“ das richtige Game und mal hineinzuschnuppern. Denn Hexen, Tarot und Beschwörungen machen schon mal Laune auf die längeren Nächte.

Verbannt aus Angst vor der Zukunft

Was passiert, wenn man als Hexe in einem Hexenzirkel nicht gerade die blumigste Vorhersage für den eigene Zirkel aus den Karten liest? Spätestens dann verschließen sogar die weltoffensten Hexen ihre Augen vor der Zukunft und verbannen die Überbringerin der schlechten Nachricht schlichtweg auf einen einsamen Meteoriten im Weltall. Genau so ist der der guten Fortuna passiert – weshalb sie bereits 200 Jahre alleine im Weltall herumschwirrt, immer in der Hoffnung, vielleicht doch noch von ihrer Strafe erlöst zu werden.

Um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben – und vielleicht doch auch einen Ausweg aus der Einsamkeit zu finden – beschließt sie kurzerhand etwas nicht gerade ungefährliches zu tun: Sie beschwört einen Behemoth, mit dessen Hilfe sie wieder zu mehr Kraft kommen will. Durch ihn bekommt Fortuna die Inspiration ihr eigenes neues Tarot Deck zu formen, um ihre Kraft der Karten wieder ausschöpfen zu können.

Ein Blick in die Seele

Doch wer ist Fortuna? Was hat sie zu der Hexe gemacht die ist? Wer war sie früher und wer ist sie jetzt? Was hat Fortuna als Hexe ausgezeichnet und wo will sie hin mit sich selbst? All das sind Fragen, mit denen sich „The Cosmic Wheel Sisterhood“ beschäftigt – denn im Grunde geht es um eine sehr persönliche Reise einer Hexe, mit tiefen Einblicken in ihre und andere Seelen, immer gemeinsam auf der Suche nach Antworten. Zumeist Antworten, welche nicht mal das Universum so einfach geben kann.

Mit dem liebevollen und vor allem extrem stimmigen Pixelstyle, gelungenster musikalischer Untermalung und den ausgeklügelten Dialogen wird man gezwungen sich Gedanken über Fortuna – oder vielleicht doch sich selbst – und ihre Einschätzungen zu machen. Ihre Einstellung zu diversen Dingen im Leben, was sie daraus macht, was ihre Sicht der Dinge ist. Ein schwelgen in der unbeschwerten Vergangenheit, Gedanken über die Einsamkeit, Freundschaft, Liebe und die ganzen anderen großen Fragen des Lebens. Doch im Laufe des Spieles hat man als Spieler immer mehr das Gefühl nicht nur Fortuna, sondern auch sich selbst zu erforschen. Denn wer beantwortet die Fragen im Game jetzt eigentlich? Sind das wirklich Fortunas Denkweisen oder sinnieren wir gerade selbst über den Sinn des Lebens.

Eine gelungene Verstrickung von eigenen Überlegungen in eine Geschichte, die sich erst auf Basis der eigenen Entscheidungen schreibt. Denn eure Antworten beeinflussen das, was noch vor euch liegt – wie im richtigen Leben.

Deckbuilding mal anders

Wichtigster Bestandteil von „The Cosmic Wheel Sisterhood“: euer eigenes Tarot Deck aufbauen. Denn nachdem Fortuna ohne ihr Kartenset verbannt wurde, braucht sie neue Karten um die Zukunft lesen zu können.

Bei den Kartendesigns könnt ihr eurer eigenen spirituellen Kreativität freien Lauf lassen. Aus diversesten Teilstücken (die ihr Basis eurer Elemente-Punkte aussuchen könnt) erschafft ihr eure eigenen Karten, mit eigenen Bedeutungen. Man darf sich also ruhig ein bisschen Zeit lassen und seiner inneren Muse die Führung überlassen um das beste aus den eigenen Karten herauszuholen. Wer perfektionistisch veranlagt ist, verbringt hier wahrscheinlich schon einige Zeit im Spiel.

Trotzdem man hier jede Menge Zeit verbringen kann – wer nicht will muss das auch nicht zwingen. Die Mechanik ist trotz allem so einfach, dass man sich darin verlieren kann – aber eben nur wenn man das auch wirklich will.

Gameplaytechnisch ausbaufähig

Was die Spielabwechslung angeht muss man aber leider realistisch bleiben. Viel mehr als durchaus tiefgründige Dialoge und ein paar kreative Minispiele hat das Gameplay leider nicht zu bieten.

Storytelling steht extrem im Vordergrund, verliert durch die geringe „Spielbarkeit“ auf Dauer aber leider ein bisschen an Aufmerksamkeit. Denn die dauernden Dialoge und repetitiven Kartenerstellungen mit wenig Abwechslung machen irgendwann… müde… oder versetzen vielleicht auch in eine Art Trance. Zumindest dann, wenn man sich nicht in der Story rund um Fortuna, den Hexenzirkel und den Sinn des Lebens verliert.

Insbesondere da sich das Game selbst als „narrative Adventure Game“ bezeichnet – fehlt leider ein bisschen das Adventure im Spiel. Eine Visual Novel – mit sehr tiefsinniger, fast schon philosophischer, Geschichte – trifft den Nagel dann schon eher auf den Kopf, da ein enormer Großteil der Geschichte sich über Dialoge erzählt.

Fazit

Für Fans von mystischen Visual Novels ein Muss! Wer sich in Dialogen verlieren kann und sich vielleicht sogar ein bisschen selbst dabei erforschen will, der findet in „The Cosmic Wheel Sisterhood“ auf jeden Fall das perfekte Game um sich kreativ und besinnend auszuleben. Die Inszenierung ist perfekt stimmig und das Zusammenspiel von Story, Optik und Sound stimmt einfach. Doch ein bisschen mehr Adventure und Gameplay hätte durchaus noch etwas mehr Magie ins Spiel bringen können.

— Nina

7.5

Das Gute

+ tiefsinnige selbsterforschende Dialoge

+ stimmige Grafik und Sound

+ Kreatives Outlet

Das Schlechte

- wenig abwechslungsreiches Gameplay

Shortcut The Cosmic Wheel Sisterhood
Release 16. Aug 2023
Studio Deconstructeam
Publisher Devolver Digital