Eine ungewöhnliche (kooperative) Freundschaft

Kooperative Couch Games sind, naja man kann durchaus sagen Mangelware. Wenn es dann mal die Möglichkeit dazu gibt, wird diese natürlich sofort genutzt und ein Player 2 mit vor die Konsole gezerrt. In unserem heutigen Fall die Switch, denn wir haben auf dem Nintendo Handheld die kleine Indie Perle „Blanc“ getestet.

Tief durchatmen und genießen

Blanc ist ein kooperativer Adventure-Platformer der im ersten Moment auf jeden Fall durch seinen Art-Style ins Auge springt. Komplett in schwarz weiß gehalten mag diese Welt vielleicht etwas trist klingen, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Als Wolfswelpe oder Rehkitz hüpft oder läuft man durch diese märchenhaft verschneite Landschaft, die zwar nicht Farben aber dafür umso mehr mit Stimmung trumpfen kann.

Trotz so minimalistischer Farbauswahl und so wenigen wirklich herausragenden Objekte beeindruckt gerade diese Einfachheit mit einer innerlichen Ruhe, einer Geborgenheit und einem Hauch von unangetasteter Natur. Alles hier wirkt so klar und kindlich naiv, dass man sich einfach in diese wohlige Gefühl der Geborgenheit fallen lassen will und einfach in das Spiel abtauchen kann.

Gemeinsam unterschiedlich besser

Denn obwohl Wolf und Reh nun mal doch so unterschiedlich und von Natur aus eigentlich eher feindlich gesinnt sind – die beiden Jungtiere scheinen von ihrer natürlichen Jäger/Gejagter Rolle einfach noch nichts mitbekommen zu haben und freunden sich – trotz anfänglichen Unsicherheiten – sehr schnell an. Denn wie sich herausstellt, bringen beide Parteien ihre Vorteile mit in diese Welt voller Hindernisse und Rätsel, scheinbar auf der Spur der jeweiligen Rudel und Familienverbände.

Gemeinsam werden Schluchten überwunden, Blöcke verschoben und Abgründe passierbar gemacht. Die Rätsel sind an sich nicht kopfzermürbend schwer, machen aber mit der gelieferten leichten Abwechslung doch Spaß und so manches nutzbare Objekt fällt in der dichten Schneedecke nicht immer sofort auf.

So braucht es immer wieder Teamarbeit um an hohen Mauern hochzuklettern oder unter Baumstämmen durchzukriechen und den Weg für den neuen Freund freizuräumen.

Emotionale Rührung vorprogrammiert

Das Spiel braucht keine Sprache und trotzdem spricht es das Herz an. Für Personen die nahe am Wasser gebaut sind sollte man sich vielleicht doch das ein oder andere Taschentuch bereit halten.

Die Geschichte ist auf jeden Fall herzallerliebst und kann den Spieler schon in seinen Bann ziehen, wenn auch nicht ultimativ überragend, da dann doch sehr kurz.

Solo Hirnverknotung – Duo Entspannung

„Blanc“ ist ein perfektes Coop-Game und auf jeden Fall darauf ausgelegt. Jeder schlüpft in das Fell seines Charakters und los geht die Reise. Doch wer möchte kann das Game natürlich auch alleine spielen, das fördert auf jeden Fall die grauen Gehirnzellen.

Denn wer alleine spielt, der steuert (auf der Switch) den Wolfswelpen mit dem linken Joycon und das Rehkitz mit dem rechten Joycon. Wenn sich die Pfade der beiden Charaktere auf dem Screen dann eventuell kreuzen kann es schon mal vorkommen, dass man plötzlich nicht mehr ganz so weiß wohin man gerade läuft. Damit strengt man entweder seine beide Hirnhälften an oder man macht es sich gemütlich und erledigt die beiden unterschiedlichen Bewegungsabläufe hintereinander. Das erspart auf jeden Fall ein paar Verwirrungen.

Guter ausbaufähiger Indietitel

Etwas schade ist es, dass der Titel nach knappen 3 Stunden Spielzeit dann auch schon wieder vorbei ist. Für eine so knappe Spielzeit lassen die Rätsel dann ein wenig an Komplexität und Abwechslung zu wünschen übrig.

Das sorgenfreie Herumlaufen macht zwar Spaß und bringt etwas Harmonie in einen stressigen Alltag, schlussendlich fehlt dann aber ein bisschen die Tiefe, die einen wirklich in die Szenerie abtauchen lässt.

Der Art-Style und die liebevolle Gestaltung sind dafür wirklich on-point und können definitiv überzeugen. Ein guter Start für ein so neues Indie Team der noch auf größeres hoffen lässt!

— Nina