Fr, 28. Nov 2014

Nochmal eins draufgelegt

Game Rezension: Super Smash Bros. Wii U

Nintendo hört nicht auf uns zu begeistern und fast zwei Monate nach Erscheinen der 3DS-Version von Super Smash Bros. kommt rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft die sehnsüchtig erwartete Parallelerscheinung auf den Markt.

Gewohntes Prinzip, neu poliert
Am Prinzip von Smash Bros. hat sich natürlich nichts geändert. Man schlüpft in die Rolle eines von über 52 Nintendo-Charakteren und nutzt Schläge, Spezialmoves und Griffe, um seinen Gegnern einzuheizen, sowie einen Schutzschild, um Schaden zu vermeiden. In jedem Match entbrennt eine chaotische Schlacht, die sich einfach steuern lässt und deren Regeln schnell begriffen sind. Je mehr Schaden ein Charakter nimmt, desto weiter wird er bei einem Treffer geschleudert. Gewinnen kann man nur, indem man seine Widersacher aus der Arena katapultiert. Das ist die Essenz von Smash Bros. und die hat sich auch im neuesten Teil der Serie nicht verändert.

Alle Charaktere, die schon in der 3DS-Version vorhanden waren, sind auch in der Wii U Version vertreten und bieten mit ihren einzigartigen Kampfstilen ihre Dienste an. Neben den Klassikern aus Super Smash Bros. Melee und Brawl wie Mario, Donkey Kong und Link sind jetzt auch Megaman, Little Mac aus Punch Out, der Wii Fit Trainer, Greninja aus Pokémon, Shulk aus Xenoblade Chronicles, Lucina aus Fire Emblem, der Dorfbewohner aus Animal Crossing und noch einige weitere neue Kämpfer spielbar. Und natürlich bringen alle Charaktere etwas aus ihrer Spielwelt mit und liefern uns neue Arenen sowie die besten Soundtracks ihrer Spielereihen.

Der pure Wahnsinn hoch Acht
Das erste Mal in der Geschichte von Nintendo ist es möglich lokal, gemeinsam auf einer Konsole zu Acht zu spielen, nämlich mit dem 8-Spieler-Smash. Auf extra großen dafür vorgesehen Arenen können bis zu acht Spieler, CPUs oder Amiibos in Teams oder gegeneinander antreten. Was anfangs als fraglich angesehen wurde, entpuppte sich als ein wahres Highlight, welches ganz einfach zu realisieren ist. Denn die Möglichkeit der Controllerwahl ist riesig: Gamepad, Wiimote, Wiimote + Nunchuk, Wiimote + Classic Controller, Wii U Pro Controller, Nintendo GameCube Controller oder ein Nintendo 3DS mit dem Spiel Super Smash Bros. 3DS.

Nintendo bringt daher extra mit dem Release von Super Smash Bros. für Wii U auch den GameCube Adapter auf den Markt, der es ermöglicht vier GameCube Controller per USB mit der Wii U zu verbinden. Bis zu zwei Adapter können verwendet werden, was ermöglicht bis zu 8 GameCube Controller mit der Wii U zu verbinden. Gleichzeitig oder alternativ kann aber auch wie schon oben genannt der Nintendo 3DS als Controller verwendet werden. Dazu wählt man im Spiel auf seinem Handheld den „Wii U-Button“ und schon fungiert dieser als Controller für das Spiel auf der Wii U. Dies funktioniert überraschend einfach und gut und erspart Besitzern beider Geräte den Kauf von Controllern.

Neue alte Modi
Wer gerade keine Lust auf den klassischen Smashmodus hat, kann sich im Lokal- oder Online-Multiplayer mit Freunden oder anderen Spielern battlen, sich im Classic-Modus durch alle Stages bis zur Meisterhand kämpfen oder gegen die Nintendo All-Stars antreten, um seine Geschicklichkeit in 3 verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu beweisen. Alternativ stehen klassische Mini-Spiele im Stadium zur Verfügung, wie Multi-Smash, Home-Run-Wettbewerb und das bereits vom 3DS bekannte Scheiben-Bomber-Minispiel, welches sehr an Angry Birds erinnert. Viele Herausforderungen verlangen gute Leistung in den Mini-Spielen, weshalb Achievement-Jäger so einige Zeit im Stadium verbringen werden.

So wie der 3DS das Smash-Abenteuer als Exklusiv-Modus hatte, erhält die Wii U Version die Smash-Tour. Dieser, mit Mario Party vergleichbare, Modus setzt die Miis der Spieler auf ein Spielbrett, auf dem sich mittels Würfeln fortbewegt wird. Während der Runden sammelt man Kämpfertrophäen, Power-Ups und Items, die vor dem Würfeln oder Kämpfen aktiviert werden können um andere Spieler zu sabotieren oder sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Ziehen zwei Spieler auf dasselbe Feld wird gesmasht. Natürlich, um es so schön verrückt wie ein Mario Party Minispiel zu gestalten, in einem Special Smash Modus. Wie zum Beispiel Explosiv-Smash, in dem es eine riesige Menge an Bomben als Items gibt, oder der Blumen-Smash, in dem die Schadensprozente stetig ansteigen. Als Finale wird ein klassisches Smash gespielt, in dem nur die Kämpfer verwendet werden können, die man auf dem Spielbrett gesammelt hat. Sieger ist der Spieler mit dem höchsten Score. Achja, und damit es noch etwas verrückter wird: Alle Kämpfer haben zufällige Custom Moves.

Forever alone?
Wer gerade mal keine Freunde zum Smashen hat, der kann natürlich auch gegen CPUs oder noch besser – Amiibos smashen. Diese kleinen, liebenswerten Figuren sind separat erwerblich und lassen sich per NFC-Chip ins Spiel laden um als eigenständiger Kämpfer teilzunehmen. Sie können mit Namen, Outfits, Custom Moves, Power-Ups und Items individualisiert werden und lernen während des Kämpfens dazu. Da kann es schon leicht einmal passieren, dass man eine parasoziale Beziehung zu seinem Amiibo aufbaut, so wie wir mit unserem „Murico“, der sogar schon mal in einem unserer 8-Spieler-Smash als Sieger vom Platz gegangen ist.

Amiibos können bis zu Level 50 erreichen und sammeln als zusätzliche Leistung, immer wenn sie mitkämpfen, Custom Items oder Trophäen. Wie schon in der 3DS Version haben alle Charaktere eine Vielzahl von Alternativdesigns, die man auch seinem Amiibo zuteilen kann.

Unendliche Trophäen zum Sammeln
Sammelspaß darf natürlich, wie auch schon bei den Vorgängern, nicht fehlen. Denn nicht nur die Achievements gilt es zu komplettieren, sondern natürlich gibt es wie in der 3DS-Version wieder sammelbare Trophäen und zwar diesmal noch mehr! Diese können in verschiedenen Modi gewonnen werden oder im Trophäen-Shop für Münzen gekauft werden. Wer zocken mag, kann seine verdienten Münzen auch im ‚Trophy Rush‘-Minispiel einsetzen, um sich noch mehr Trophäen zu verdienen.

‚Do it yourself‘ – Stages
Wer Super Smash Bros. Brawl gespielt hat, kennt natürlich auch den Stage Builder. Man erstellt Standardflächen, fügt Stacheln oder andere Objekte hinzu und kann anschließend darauf spielen. Dieser 2008 erschienene und sehr primitiv angelegte Stage Builder hat mit der Wii U Version eine Neuauflage bekommen, und zwar den Stage Creator. Wenn man allerdings erstmal damit arbeitet, wünscht man sich das vor 6 Jahren erschienene, alte Modell zurück.

Man beginnt indem man sich zwischen einer ‚Small‘-, ‚Medium‘- oder ‚Large‘-Stage entscheidet, einen von fünf Hintergründen auswählt und der Stage noch (nur) einen Song zuteilt. Enttäuschend, wenn man die ‚Meine Musik‚-Funktion der anderen Stages bedenkt, in welcher der Stage verschiedene Songs zugeteilt sind, deren Häufigkeiten man selbst bestimmt.

Sehr mühsam ist auch das Zeichnen der Formen auf dem GamePad. Selten sieht das Ergebnis so aus, wie man es auf dem GamePad eingegeben hatte und sollte man mal ein kleines Detail vergessen haben oder eine ungewollte Ausbuchtung hinzubekommen haben, kann man mit dem Radiergummi nur die ganze Fläche löschen.

Ein weiteres Manko ist die Knappheit an Objekten. Davon gibt es nur vier, nämlich Fass-Kanonen, bewegende Plattformen, Sprungfedern und Magma. Jedes dieser Objekte fügt spannende Elemente in die Stage hinzu und sie können auch clever kombiniert werden, um richtige Herausforderungen für die Spieler zu schaffen. Bedenkt man aber, dass Brawl über 40 Objekte hatte und dass es keine Möglichkeit gibt mehrere Objekte freizuschalten, grenzt dies die Kreativität beim Stage-Erstellen schon sehr ein.

No Items, Fox Only, Final Destination
Auch Profis kommen im neuen Teil wieder auf ihre Kosten. Denn wer bislang Smash Bros. competitive gespielt hat, den interessieren Items natürlich gar nicht und die einzige Arena, die man sah war Final Destination. Dem wurde mit Smash Bros. 3DS bereits Abhilfe geschafft und ebenso natürlich mit Super Smash Bros Wii U, denn ab jetzt kann jede Arena zu einer ‚Final Destination‚ umfunktioniert werden – ein horizontales Plateau mit Abgrund links und rechts, keine Plattformen und keine sonstigen Einflüsse. Hintergründe, Musik und Design bleiben themenmäßig vorhanden, nur das Terrain ändert sich, damit ab jetzt in jeder Arena competitive gesmasht werden kann und so auch hier eine leichte Abwechslung geboten wird.

Das einzige Werkzeug, das  Profi-Spieler bislang benutzten, waren GameCube Controller. Mit dem Release des GameCube Adapters und dem exklusiven GameCube Controller im Smash Bros.-Design wird dieses Denken seitens Nintendo unterstützt. Profis können somit weiterhin ihre alten, heißgeliebten GameCube Controller verwenden. Der einzige Unterschied zum neuen, exklusiven GameCube Controller ist neben dem Design die Länge des Kabels. Viele Spieler, die nicht direkt vom Fernseher sitzen wollen, kritisierten die Länge des klassischen GameCube Controller-Kabels und deshalb wurde dieses in der neuen Version verlängert.

Fazit
Als Smash-Fan der ersten Generation muss ich einfach sagen, dass Designer Sakurai richtig gute Arbeit geleistet hat und ein neues Smash Bros. geschaffen hat, das sowohl Einsteigern als auch Profis eine Freude macht. Der neue Modus Smash-Tour sorgt für lustige Abwechslung, aber das wahre Highlight ist einfach der 8-Spieler-Smash. Anfangs angezweifelt gibt es aber jetzt für uns keine liebere Beschäftigung mehr als es zu acht so richtig krachen zu lassen. Einzig mehr Stages würden wir uns für die Zukunft erhoffen. Des Weiteren hätten wir uns einen Offline-Turnier Modus gewünscht, der ebenfalls schon in Brawl vorhanden war und einen besseren Stage Creator. Aber das sind alles Kleinigkeiten, die man vielleicht noch im einen oder anderen Update erwarten darf. Im Gesamtpaket macht Super Smash Bros. Wii U einen nahezu perfekten Eindruck. Mit erstmaliger HD-Grafik und den über 400, teilweise neu aufbereiteten, Songs sorgt dies für eine noch nie dagewesene Smash-Atmosphäre. Starke Kaufempfehlung für alle Nintendo- und Beat ‚em up-Fans.


ENTWICKLER: Bandai Namco Games
PUBLISHER: Nintendo
GENRE: Beat ‚em up
PLATTFORM: 3DS, Wii U