Mo, 10. Nov 2014

Kostspielige Amnesie

Game Rezension: Freedom Wars

Düstere Zukunftsszenarien gibt es häufig in Spielen, aber so schlimme Aussichten wie sie in Freedom Wars gezeigt werden, sieht man selten. Die Menschheit ist unterteilt in nützliche Wesen und Sünder, welche als Belastung für die Gesellschaft gesehen werden und eine Strafe abarbeiten müssen. Loyal zu ihrem Stadtstaat kämpfen die Sünder gegeneinander um wertvolle Ressourcen.

Loyalität
Am Anfang wird eine Stadt ausgewählt und für diese sammelt man im Spielverlauf Ressourcen und Punkte. Wien liegt zurzeit im globalen Ranking, welches regelmäßig upgedated wird, auf Platz 29. Durch dieses System gibt einem das Spiel ein bisschen Ehrgeiz um für seine Stadt zu spielen und Sachen zu spenden. Jedoch tragen gespendete Gegenstände und das Abschließen von Storymissionen so wenig bei, dass es kaum in’s Gewichtt fällt. Wer den Rang seiner Stadt wirklich beeinflussen will, muss sich auf Invasionen spezialisieren und eine Invasion nach der anderen ausführen.

Du darfst das nicht!
In typischer JRPG-Manier verliert unser Protagonist sein Gedächtnis und wird somit zur extremen Belastung für die Gesellschaft. Nicht nur dass jegliche Ressourcen, Zeit und Aufwand, um aus ihm einen nützlichen Teil der Gesellschaft zu machen, komplett verschwendet waren, es muss ihm auch noch alles neu beigebracht werden und dies wird ordentlich bestraft. Alle Rechte des Spielers werden entzogen und man fängt in der untersten Schicht der Gesellschaft an, was hier Code Level 1 heißt. Damit der Spieler keine weiteren Ressourcen verschwendet, wird ihm ein treuer Begleiter zu Verfügung gestellt, welcher ihn auf Schritt und Tritt überwacht und ihn auch mit weiteren Jahren Arbeit bestrafen kann. Rechte könnt ihr wieder erlangen indem ihr Missionen abschließt oder Gegenstände spendet.

Eins nach dem anderen
Das Storytelling in Freedom Wars ist extrem linear und schlicht gehalten. Man erledigt eine Mission nach der anderen und wird zwischendurch mit kurzen Sequenzen belohnt. Die Geschichte bekommt erst gegen Ende von Code Level 2 ihren Reiz, doch das Spielprinzip bleibt weiterhin das gleiche.
Missionen finden meist in kleinen überschaubaren Gebieten wie Wüstenabschnitten oder ein paar verfallenen Straßenblöcken einer Stadt statt und lassen euch gegen andere Sünder oder Entführer kämpfen. Andere Sünder erfordern hier wenig Taktik und sind nur in großen Massen eine Herausforderung. Entführer hingegen erfordern Teamgeist und flexibles Spielen. Eine zusätzliche Fähigkeit der Spieler hilft hier enorm: Dornen. Durch Dornen kann der Spieler Teile eines Entführers, wie Arm, Kopf, Oberschenkel anvisieren und sie entweder zum Umkippen bringen oder sich an dem jeweiligen Körperteil festhalten und draufhauen.
Dornen bieten zusätzlich je nach Art: Lähmung von Gegnern, Heilung oder Verteidigungsboni.
Das Gameplay ist definitiv die Stärke von Freedom Wars und überzeugt durch schnelle und taktische Kämpfe. Abwechslung wird hier jedoch vergeblich gesucht. Der 100te Entführer spielt sich genauso wie der erste, einziger Unterschied sind die selbst verbesserten Waffen. Die Missionen versuchen Abwechslung ins Spiel zu bringen, bleiben jedoch in der Rettung von Bürgern und simples “Töte alle Feinde” stecken.

Technisches
Grafisch braucht sich das Spiel, obwohl es schon vor Jahren in Japan rausgekommen ist, nicht verstecken. Die Musik trägt gewaltig zur End-Zeit-Atmosphäre bei und gehört eindeutig zu den besseren Spiele-Soundtracks. Der Sound und die Sprachausgabe können jedoch ordentlich nerven. Nicht nur, dass die komplette Sprachausgabe nur in Japanisch zur Verfügung steht, jede Minute erinnert euch das Maskottchen eurer Stadt, dass ihr ein braver Sünder sein müsst. Durch die fehlende, übersetzte Sprachausgabe muss der Spieler wichtige Infos während eines Kampfes lesen. In hektischen Kämpfen kann dies über Leben oder Tod entscheiden und frustriert eigentlich nur. Eine weitere Frustquelle ist die Doppelbelegung der “O”-Taste. Diese lässt euch Gegenstände aufheben, jedoch nur wenn ihr genau beim Gegenstand steht, ansonsten setzt die “O”-Taste einen Gegenstand ein.
Fazit

Freedom Wars überzeugt durch sein Gameplay, fesselnde Coop-Kämpfe und atmosphärischen Soundtrack. Wer durch die fehlende Sprachausgabe in Deutsch/Englisch nicht abgeschreckt wird und über das lineare Storytelling hinwegsehen kann, der kann getrost zugreifen.


ENTWICKLER: SCE Japan Studio, Dimps
PUBLISHER: Sony Computer Entertainment
GENRE: Action JRPG
PLATTFORM: PS Vita