Mo, 2. Sep 2013

Die Wundervollen

Game Rezension: The Wonderful 101

Viewtiful Joe meets Pikmin in Platinum Games lang ersehntem Action Kracher für Wii U. Ein weiterer wichtiger Titel für die Konsole, von dem man sich im Vorfeld einiges erhoffen durfte. Doch wurden diese Hoffnungen erfüllt?

  
  
Wenn die Erde mal wieder von einer gewaltigen Alien Invasion bedroht wird, dann eilt nicht etwa 1 Superheld zu Hilfe, nein, es sind gleich 100. Oh, beinahe hätte ich jemanden vergessen – den Spieler selbst. Das ergibt 101 wundervolle Helden mit außergewöhnlichen Fahigkeiten.
Wie der Titel vermuten lässt, übernimmt man in The Wonderful 101 tatsächlich die Steuerung über ein komplettes Heldenteam. Genau genommen bewegt man zwar nur den gewählten Anführer, doch folgen die anderen 99 Figuren auf Schritt und Tritt. So indivduell sich die einzelnen Charaktere auch präsentieren, nur zusammen sind sie stark. Denn nur im Team können sie ihre stärkste Fähigkeit einsetzen, die sogenannten ‚Unite Morphs‘. Dabei fügen sich die einzelnen Helden zu überdimensionalen Waffen und Gegenständen zusammen. Mit der ‚Unite Hand‘ teilt man Schläge aus und kann größere Maschinen bedienen. Das ‚Unite Sword‘ teilt mächitge Hiebe aus und fungiert als Dietrich für Tore. Die ‚Unite Gun‘ ist vorallem zum Einsatz gegen fliegende Gegner geeignet. Mit dem ‚Unite Guts‘ verwandelt man sich kurzzeitig in einen Wackelpudding der feindliche Projektile zu ihrem Sender zurückfedert. Zum Standardreportoire gehören außerdem noch nützliche Dinge wie Brücken, Leitern und Paragleiter.
Und dies waren nur ein paar der zahlreichen Verwandlungen die man im Lauf des Spieles erwerben kann. Der besondere Clou an den ‚Unite Morphs‘ ist, dass man sie aktiviert indem man auf dem Tochscreen des Gamepads die Form der Verwandlung zeichnet. Zum Beispiel erzeugt ein Kreis die Hand, ein Strich das Schwert und ein L die Pistole. Je größer man die Figur zeichnet, desto mehr Helden werden Teil von dieser und desto größer und stärker ist die resultierende Waffe. Die Eingabe am Tochscreen funktionierte im Großen und Ganzen gut. Nur bei manchen Morphs muss man erst rausfinden, wie man sie am besten zeichnet damit sie verlässlich erkannt werden. Mit etwas Übung wird man aber richtig flott und dann kann es sich schon ziemlich cool anfühlen, mit 1-2 schnellen Fingerbewegungen das Spielgeschehen zu kontrollieren.
Stichwort Übung: für The Wonderful 101  benörigt man schon etwas Eingewöhnungszeit. Die Action wird schnell hektisch und am Anfang fiel es mir nicht leicht den Überblick zu bewahren und kleinere Gegner von den eigenen Spielfiguren zu unterscheiden. Außerdem befindet man sich ziemlich schnell mitten im Geschehen und muss einige Dinge erst selber rausfinden. Erklärungen werden zwar zwischendurch einegblendet, sind aber in mitten der Kämpfe oft schwer zu lesen und verschwinden manchmal zu schnell wieder. Manches erfährt man überhaupt erst wenn man im Infobereich des Gamepadscreens nachließt. Außerdem können die Kämpfe sehr mühsam werden, falls man nicht die richtige Taktik rausfindet bzw. über die nötigen Fähigkeiten verfügt. Diese können, ebenso wie Items und Powerups, nach jedem Level im Shop erworben werden. Unser Tipp: gleich nach dem 1. Level hat man genug Geld um sich ‚Unite Guts‘ und ‚Unite Spring‘ zu kaufen, was man unbedingt tun sollte, da diese Fähigkeiten quasi eine Grundvoraussetzung sind um das 2. Level erfolgreich zu absolvieren. Dass man sie nicht gleich automatisch erhält, ist m.M.n. eine merkwürdige und etwas unglückliche Entscheidung der Entwickler gewesen, denn ohne diese ‚Morphs‘, sind die Kämpfe in Level 2 frustrierend.
Nach der Eingewöhnungsphase jedenfalls, macht das Gameplay ziemlich viel Spaß.
Gameplay

Um dieses zu beschreiben, braucht man nur wenige Worte: Scifi-Action pur. Die einzelnen Setings und Szenarien werden Fans von Filmen wie Independence Day und  Pacific Rim begeistern. Die zahlreichen Cutscenes mitsamt den aberwitzigen Dialogen erinnern außerdem stark an klassische Serien wie Saber Rider (und ehrlich gesagt auch an Power Rangers :-)). Für mich persönlich eine absolute Freude. Doch auch Spieler die einfach nur auf Action stehen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Vorallem bei den Boosfights, die man oft einfach nur mit ‚over the top‘ beschreiben kann, haben sich die Entwickler sichtlich ausgetobt. Diese sind im wahrsten Sinne des Wortes riesig und stellen teilweise komplette Level dar. Zudem sind sie großartig inszeniert und fesseln bis zur letzten Sekunde. Dass Platinum Games dieses Thema beherrscht, haben sie ja bereits mit Bayonetta bewiesen, an dessen Fortsetzung (exklusiv für Wii U) das Studio gerade arbeitet.
Doch auch beim restlichen Gameplay haben die Entwickler einiges an Kreativität bewiesen. Besonders gut hat mir die Einbindung der viel zittierten Second Screen Funktionalität der Wii U gefallen. Geht man mit seinem Heldenteam in ein Gebäude, bleibt die Kamera außerhalb und das Spielgeschehen verlagert sich auf den Gamepad-Screen. Dort muss man nun eine gewisse Aufgabe erfüllen oder ein kleines Rätsel lösen. Dabei beeinflußen die Aktionen aber auch das Geschehen am TV-Bildschirm, so, dass man seine Blicke zwischen den beiden Screens koordinieren muss, um die Aufgabe zu erfüllen. Platinum Games ging sogar noch weiter und hat dieses Konzept auch noch mit einer Action Sequenz verbunden, was einfach nur cool war (ihr werdet wissen welche Sequenz ich meine, wenn ihr es spielt).
Wie bei den anderen Spielen von Platinum Games, ist auch der Schwierigkeitsgrad von The Wonderful 101 nicht gerade auf der leichten Seite angesiedelt. Innerhalb der Levels ist das Spiel zudem in einzelne Sequenzen (‚Missionen‘) unterteilt, nach deren Abschluss man eine Bewertung erhält. Wer hier versucht die Bestbewertung zu erhalten, wird sehr viel Zeit investieren müssen. Zwar kann man jede einzelne Sequenz unmittelbar nochmal versuchen, doch geht das stets mit einer über 30-sekündigen Ladezeit einher, was auf Dauer nicht auszuhalten ist.
Positiv ist, dass man den Schwierigkeitsgrad vor jedem Level wählen kann und damit ggf. auch herabsetzen kann.
Fazit

The Wonderful 101 könnte ein großartiges Spiel sein. Mit seinen grandiosen Bossfights, den kreativen Ideen und der unterhaltsamen Story, macht das Spiel viel Spaß. Doch leider ist das Gameplay stellenweise umständlich und anstrengend und wirkt einfach noch nicht zu 100% ausgereift. Wenn man z.B. über 5 min. braucht, bis man 2 normale Zwischengegner, auf die man zum wiederholten Mal trifft, besiegt hat, geht die Motivation etwas verloren und Ermüdung macht sich bemerkbar. Hinzu kommt Ärger über gelegentliche Probleme mit der Kamera und der Steuerung.
Doch immer kurz nachdem ich die Konsole abgeschaltet hatte, bekam ich schon wieder Lust weiter zu spielen. Denn der Spielspaß überwiegt auf jeden Fall und unterm Strich ist das Spiel für Actionfans sehr empfehlenswert.
  


ENTWICKLER: Platinum Games
PUBLISHER:
Nintendo
GENRE:
Action
PLATTFORM:
Wii U