Stimmgewitter Augustin
‚Käptn Bumba ging von Bord‘
Unsereinem passiert das nur im Traum: dass man als Tourist_in aus Wien auf der Reeperbahn dahinschlendert – und mehrmals erkannt wird: ‚Du bist doch der vom Augustin!‘ Für Hans Kratky, Original des ‚Stimmgewitter Augustin‘, war Hamburg aus einem anderen Grund Traumstadt: Es zog ihn zur See. ‚Käptn Bumba‘, wie man ihn zwischen Nordsee und dem Wulkabecken nannte, ist von einer Welle, die seinem Herzen zu heftig war, von Bord gefegt worden. Abseits der Seemannswelt nannte man ihn schlicht Kratky, man ließ den Vornamen weg, wohl weil dessen Vorname im Kontrast zur bizarren Persönlichkeit dieses Augustin-Urgesteins stand. In der Livemusikabteilung des Augustin, im ‚Stimmgewitter‘, blühte Kratkys Originalität endgültig auf. Das Stimmgewitter Augustin widmet diesen Abend seinem Käptn Hans ‚Bumba‘ Kratky. Dass er auf der Bühne den Käptn darstellte, brachte das Stimmgewitter indirekt auf die Idee, ein Album mit Seemannsliedern aufzunehmen. ‚Über’s Meer‘ wird die nächste Stimmgewitter-Platte heißen, die diesen Herbst erscheint. An diesem Abend im Shelter wird noch einmal die ‚Hans Kratky-Doku‘ von TV Augustin gezeigt und im Anschluss singt das Stimmgewitter seinem Käptn ein letztes Abschieds-Ständchen: Greatest Hits und erstmals einige Kostproben aus dem neuen Album ‚Über’s Meer‘. STIMMGEWITTER AUGUSTIN In der erstaunlichen Stadt Wien erscheint, meistens alle zwei Wochen, die Zeitung AUGUSTIN. Die erste österreichische Boulevardzeitung (nicht „Obdachlosenzeitung“ sagen!). Aus dem Umfeld dieser Zeitung erwuchs im Jahr 2000 das STIMMGEWITTER AUGUSTIN, ein heute 9-köpfiger Chor. Gestartet als der musikalische Arm einer Unternehmung, die die sogenannten „Ränder der Gesellschaft“ und vor allem die Menschen, die an diesen leben neu ausleuchten will. Ohne Helfer-Syndrome und Elends-Romantik. Die das Feld der Kultur bestellende Ausprägung einer reflektiert und unermüdlich tätigen Selbstermächtigungs-maschine. Eine Stimmerhebung im reinsten und schönsten Sinn. Längst hat dieser Chor ein beeindruckendes musikalisches Eigenleben. Als viel- und weitgereiste Live-Attraktion ebenso wie auf „Konserve“. Die ausverkaufte Debüt-CD erschien 2003, „Kitsch & Revo“ folgte 2007. Ein Album, bei dem KünstlerInnen wie Bernadette La Hengst, Ja, Panik, Schorsch Kamerun (Goldene Zitronen), Fritz Ostermayer, Soyka/Stirner oder Texta um die manchmal brüllende, oft zärtliche, gelegentlich schräge, aber immer 100%ig beherzte und unverstellte Stimmgewalt des STIMMGEWITTER herum Musik gemacht haben. Im Konzert werfen Ernstl, Hans, Heidi, Hömal, Klaus, Mario, Martin, Oskar und Riki zu den musikalischen Backdrops vom Band ihre Stimmen und vielfältigen Persönlichkeiten in die Bühnen-Waagschale. Was noch das unterkühlteste Publikum zu einer ausgelassenen Polonaise hingerissen hat (es gibt Beweis-Fotos!). Offenherzigeren Grün-, SPÖ- oder ÖVP-StammwählerInnen ermöglicht die enthemmte Livepower des STIMMGEWITTER die Eröffnung eines neuen Dialogs mit ihren inneren RevoluzzerInnen. ParteigängerInnen einer anderen, offeneren Welt können ihr Glück oft kaum fassen, dass es so eine unerhörte, seligmachende, popo-tretende, gute Musik gibt, die sich vor ihren Augen und Ohren entfaltet. So mitten aus dem Leben und mitten im Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Kurzum: Das STIMMGEWITTER ist etwas ganz Besonderes! Als Nebenarm des rastlosen (Widerstand-)Geistes dieses Chors, der von Wien aus und mit einem anderen Background an etwas rührt, mit dem der Film über den us-amerikanischen SeniorInnen-Chor Young At Heart so viele Menschen bewegt hat, ergab sich 2008 die Zusammenarbeit des STIMMGEWITTER mit der Linzer Hardcore-Punkband Seven Sioux. Neben gemeinsamen Konzerten – die STIMMGEWITTER SIOUX REVUE bringt 13 Menschen on stage – gibt es bislang eine mittlerweile fast ausverkaufte Picture-Vinyl-7“, 2010 erscheint die 6-Song-Ep „Schmankerl der Schöpfung“. Doch auch ganz ohne Band-Unterstützung „rockt“ das STIMMGEWITTER wie die sprichwörtliche Hölle, singt sein immer breiter werdendes Repertoire mit einem Nachdruck und Charakter, der so ganz viel Musik gar nicht zugänglich ist. Bedient sich dabei einer gewachsenen Palette von stimmlichen und musikalischen Ausdrucksmitteln, die weit über das – zugegeben gekonnte – akustische Fäusteballen und Donnergrollen hinausgehen. Das STIMMGEWITTER vermag nämlich nicht zuletzt mit seinem unvergleichlichen Charme, einem von den Stürmen des Lebens gefestigten, unerschütterlichen Witz und einer mitunter unerwarteten Zartheit zu verblüffen und an unser aller Eingemachtem zu rühren. Am Horizont zeichnet sich schon eine Ahnung des dritten STIMMGEWITTER-Albums ab, „Übers Meer“ entsteht gerade als eine Sammlung von alten und neuen Seemannsliedern in bislang ungehörten Interpretationen. Schon jetzt setzen die Männer und Frauen vom STIMMGEWITTER aber gerne und beherzt überall dort stimmlich Segel, wohin man sie dazu einlädt. Zu einer musikalischen Reise, die mensch einfach erlebt haben muss.