2012
28
Samstag Juli

Popfest @ OST Klub

OST Klub Schwarzenbergplatz 10, 1040 Wien
Map
Einlass: 23:00 Uhr Beginn: 23:00 Uhr
Gratis Eintritt!

Popfest @ OST Klub

Im Rahmen des Popfest 2012 am und um den Karlsplatz finden heuer erstmals auch Konzerte im OST klub statt.

Samstag 28.7.2012:

23:30: Hella Comet

01:00: Tracker

02:30: Nifty’s

Hella Comet

Wann immer das Ende der Gitarrenmusik verkündet wird, heißt das bloß, dass wieder einmal wer vergessen hat, zu welch grundsätzlich verschiedenen Ergebnissen die Kombination von Plektrum, Saite, Tonabnehmer und Verstärker führen kann. Im Fall dieser Grazer Band kommt dabei zum Beispiel eine enorm dynamische Variante von Post-Rock-, Noise-Rock– und Shoegazing– Tendenzen heraus – und ja, die eine oder andere Sonic Youth-Platte haben diese Leute wohl auch zu Hause. Die gefühlt unerzwungene Hipness ihres Debüts „Celebrate Your Loss“ kommt wohl daher, dass Hella Comet in wechselnder Besetzung schon seit den späten Neunzigern, allerdings ohne veröffentlichte Tonträger existiert und seitdem beharrlich an jenem Sound gewerkt hat, den damals vermeintlich keiner mehr hören wollte. Irgendwann kam es schließlich zum Zusammentreffen der idealen Konstellation aus Sängerin/Bassistin Lea, Gitarristen Jure und Frente und Schlagzeuger Maex mit einem neu aufgeflammten Bedarf nach der Idee der Rockband als Klangskulptur. Und Hella Comet waren zur Stelle. Gut für sie, gut für uns.

Tracker

Der Vorteil daran, in Innsbruck in einer Band zu spielen: Die Chance auf Öffentlichkeit ist sowieso so gering, dass man gleich tun kann, was einem gefällt. Prompt haben sich Tracker mit ihrem herrlich unhippen Desert Rock in einer gemeinsamen Nische mit anderen desperaten BewohnerInnen kultureller Wüstenlandschaften dieser Erde wiedergefunden. Was an sich schon gut ist, aber das Popfest will sie trotzdem da raus holen. Trackers in einschlägigen Kreisen zurecht hoch geschätztes, abseits davon aber kaum bemerktes jüngstes Album „How I Became an Alien“ ist nämlich alles andere als ein reines Genre-Werk. Die Tiroler bemühen zwar wohlerprobte Stoner-Grooves, ihre Riffs kippen aber nie zu weit in Richtung bluesiger Klischees oder plumper Mackerposen. Stattdessen verrät Sänger/Gitarrist Max Mühlbachers Spiel ein ausgeprägtes Psychedelik– und Krautverständnis (in beiden Sinnen des K-Worts), während die präzise Kombination von Daniel Walters Schlagzeug und Martin Fuchs’ Rickenbacker-Bass ins Gedächtnis ruft, was für eine effektive Rhythmusmaschine ihre zwei Instrumente ergeben können. Tracker spielen harten Rock einer Art, die auch gegen die damit üblicherweise einhergehende Ästhetik resistente Naturen verstehen, ja lieben können. Und werden!

Nifty’s

Mit „staubiger Schtettl-Romantik oder musikalischer Brauchtumspflege“ wollen sie nichts zu tun haben. Trotzdem hat sich dieses mit zwei E-Gitarren, Bass, Schlagzeug und Trompete bestückte Ensemble nicht ohne Grund nach dem selbsternannten „King of Jewish Music“ des frühen 20. Jahrhunderts benannt. Der Name Nifty’s soll also nicht Zeugnis ihrer Fingerfertigkeit sein, sondern eine Anspielung auf die schillernde Figur des Naftule Brandwein, einer aus Galizien in die USA eingewanderten Klezmer-Legende des Shellac-Zeitalters. So wie Brandwein sich seinerzeit mit Glühbirnen und Neonröhren dekorierte, ist auch diese Band voll elektrifiziert. Und so wie Brandwein Balkan– und Gipsy-Musik in sein Klarinettenspiel einfließen ließ, verarbeiten Nifty’s munter Rock-, Jazz– oder Ska-Einflüsse – allerdings schon zu einem derart fortgeschrittenen Grad, dass sich ihre Musik auch mit größter Toleranz längst nicht mehr als Klezmer klassifizieren ließe. Und das ist der Band rund um Gitarrist Fabian Pollack, dessen eigene Großmutter – so wie einst Brandwein – aus Galizien kam, vermutlich bloß recht.