Dienstag, 2. August
Yo! Majesty (Domino Rec.)
Affront gefällig? Um die Jahrtausendwende stehen Yeah Majesty [sic!] bei konservativen Vorstadtfestivals und Rap-Contests in Tampa, Florida, erstmals auf der Bühne. Die bekennenden Lesben Shunda K. und Shon B. haben keine Hemmungen, ihre Sexualität, ihre Gläubigkeit und ihre ausgeprägte Emanzipation in Raps auf Southern-Beats zu packen.
Noch im Jahr 2000 stößt mit Jwl. B das dritte Member hinzu, das ebenfalls vermeintliche Kontroversen auf sich vereint: Sie ist Lesbe einerseits, hat einen Gospel-Hintergrund andererseits. Der Sound der Kombo gewinnt dadurch an Gewicht, die Bühnenshow dank des
freizügigen Neuzugangs an nackter Haut – kurz darauf firmiert man um zu Yo!Majesty.
Zwei Jahre später findet eine folgenschwere Begegnung statt. Das feministische Damen-Trio trifft das Londoner Männer-Duo und Produzententeam Hard Feelings UK, namentlich David Alexander und Richard Winstanley. Diese verpassen Yo! Majesty in den Folgejahren den nötigen emanzipatorischen Sound.
Den Südstaaten, den Achtzigern und clubtauglichen Elektro-Beats tributzollend, erscheint 2006 als Ergebnis der Zusammenarbeit das erste Mini-Album “Yo”. Es katapultiert die Band aus der Geheimtipp-Sphäre sowohl in die englische als auch die amerikanische
Club-Umlaufbahn.
Jwl B. bringt die Botschaft folgendermaßen auf den Punkt: ”In die Messe gehen, die Wohnung putzen, sich dann vom Mann verprügeln lassen – so läuft’s nicht mehr.” Yo!Majesty drehen den Spieß um. Sie feiern auf der Bühne eigene Messen, touren lieber durchs Land, statt die Bude zu wienern und teilen ihrerseits verbal auf wuchtigen Basslines Backpfeifen aus, die inzwischen auch andere Produzententeams hinter dem Drumcomputer vorgucken lassen.
Kurz bevor man einen Plattenvertrag beim Londoner Label Domino unterschreibt und auf den internationalen Durchbruch hinarbeitet, trennt sich im Jahr 2007 Shon B. von Yo! Majesty. Sie habe “nicht mehr richtig mitziehen wollen”, kommentiert Jwl. B deren Abgang. Im Jahr darauf erscheint mit “Futuristically Speaking… Never Be Afraid” die offizielle Debüt-LP des Duos. Verantwortlich für diese druck- und eindrucksvolle Demonstration selbstbewussten Feminismus’ jenseits eines Lil’ Kim’schen Horizonts zeichnen neben ihren englischen Hausproduzenten unter anderem Elektro-Größen wie Basement Jaxx, Sunship oder der deutsche Produzent CLP.
Eine sich aufdrängende Paralle für das Amazonengespann ist diejenige mit Public Enemy:
Die Innovationskraft und das Überraschungsmoment, das Flavour Flav, Chuck D und Terminator X Ende der Achtziger in politischer Hinsicht im Hip Hop etablierten, bringen Yo! Majesty knapp zwei patriarchisch geprägte Jahrzehnte später in Form von sexueller Entfesselung zurück. Oder anders ausgedrückt: ”The girls ain´t wearing no clocks, but you best believe they know what time it is.”
Interview auf arte: www.videos.arte.tv/de/videos/yo_majesty_kryptonite_pussy-3510746.html
www.youtube.com/watch?v=jgTDNZyi9dM
PLATANIA – die fluc-Sommerwoche
Mo/1/8: Special-Surprise-Act!
Di/2/8:
YO!MAJESTY in der fluc_wanne: Derzeit HipHop´s Finest mit 80s-Appeal, das mehr als nur heteronormative Grenzen aufsprengt. Danach After-Party mit den quote-DJs.
Mi/3/8:
AIDS WOLF im fluc oben. Die schräge kanadische Band mit dem sonderbaren Namen geistert seit einigen Jahren durch die DIY-Zentren Europas. Diesmal ist das fluc dran, wo das Konzert in Kooperation mit den Nerds vom Club d´Hommage bei freiem Eintritt stattfindet.
Do/4/8:
Doppel-Highlight: Während die JUNIOR BOYS in der fluc_wanne Elektro-Pop der Marke ‚New Romantics‘ aus ihren Vintage-Synths kratzen werden, schiebt mit Tim Simenon aka Bomb the Bass eine Produzenten-Legende der 80s und 90s die Regler rauf und runter.
Fr/5/8:
Mit ‚Let the Light In‘ hat die Velvet Underground-geschulte Band M185 kürzlich ein mehr als überzeugendes Debut hingelegt. Live immer wieder eine Offenbarung.
Sa/6/8:
Die seit den 1990er Jahren aktiven Mäuse werden nicht nur Quehenberger/Kern als Verstärkung mithaben, auch der charmante Problembär-Neukommer-Act Filou hat es faustdick hinter den Ohren.
So/7/8:
MIZGEBONEZ: HipHop made in Vienna. Nicht als Abklatsch gängiger Klischees, sondern vielmehr als Satire samt eigener Kunstsprache angelegt.
Mo/8/8:
Psychedelischer Krach und Kraut/Psy-Rock treffen sich bei ONEIDA aus Brooklyn gerne in der Mitte, um dann dort aus der Haut zu fahren. Mit neuem Album im Gepäck.
An allen 8 Tagen gibt es jeweils ab 18.00h eine Holzkohle-Grillerei mit vegetarischen, veganen und fleischlichen Speisen. Ebenso als Special das schon erwähnte Bier Platan aus Tschechien. Die Konzerte sind teilweise bei freien Eintritt, teilweise auf Spendebasis, teilweise gratis.