2018
04
Sonntag November

Drangsal

Flex Donaukanal/Augartenbrücke, 1010 Wien
Jetzt Tickets sichern unter
Einlass: 20:00 Uhr
  • Stehplatz 21.20

Gewinne 3 x 2 Karten

Alle Gewinnspiele

Letzte Chance ... vorbei! Dieses Gewinnspiel ist bereits vorüber. Die glücklichen Gewinner wurden per E-Mail benachrichtigt.
Teilnahmeschluss: 01. November 2018

Drangsal am 4. November 2018 @ Flex.
  • Drangsal

Drangsal, der „neue Zuchtmeister deutscher Popmusik“ (Spex), der „De Sade mit Zuckerguss“ (FAZ) und „Weirdo vom Dorf“ (Spiegel Online) geht mit seinem zweiten Album „Zores“ auf Tour.

Gut zwei Jahre nach seinem Debüt „Harieschaim“, das auf #29 in die Charts einstieg und den Preis für Popkultur als Newcomer des Jahres sowie eine Nominierung für den Kritiker-Echo nach sich zog, nach zahllosen Festivalund Clubshows quer durch Europa und zuletzt der gemeinsam mit Casper veröffentlichten Single „Keine Angst“, geht 2018 endlich Max Grubers „Zores“ auf uns nieder.

In der Pfalz ist „Zores“ ein gängiger Ausdruck: Eine Gruppe Asozialer, ein Streit, die Wut. Max Gruber, aufgewachsen im pfälzischen Herxheim nahe Landau, kennt diesen Begriff nur zu gut.

Schon auf dem Debütalbum „Harieschaim“ war zu spüren, dass Gruber nicht nur ein vehementer Künstler und talentierter Musiker, sondern auch riesiger Musikfan ist. Mit Mitte 20 verfügt er über ein popkulturelles Wissen, das dem der meisten anderen – ob gleichaltrig oder doppelt so alt – weit überlegen ist. Vor allem Tool und Metallica habe er in den zwei Jahren seit Veröffentlichung seines erfolgreichen Debüts gehört, sagt er. Und Die Bienenjäger, jene Band, in der Jochen Distelmeyer sang, bevor er Blumfelds Ich-Maschine zum Leben erweckte. Gruber lässt sich auf „Zores“ auch von den mondänen Melodien der wunderbaren Prefab Sprout inspirieren, erinnert etwa in „Jedem das Meine“ auf charmante Weise an deren Hitsingle „Cars And Girls“ – und an Brucie, der darin feststellt, dass es Dinge gibt, die mehr schmerzen als Autos und Mädchen. Bei Drangsal heißt es: „Ja, ja Brucie träumt life’s a highway / Doch bin ich nur Beifahrer und das day after day“.

Beifahrer sein, das fällt einem wie Gruber schwer, der stets die Kontrolle behalten will und zu wissen glaubt, was gut ist für den Rest der Menschheit. Die Welt der Kraftfahrzeuge als mannigfaltige Metapher findet sich auf „Zores“ auch gepaart mit einer neuerlichen Hommage an seine Heimat. So besingt er im gleichnamigen „Gerd Riss“ den Motorrad-Weltmeister der Herxheimer Sandbahn: „Spitzt einmal noch eure Ohren, ich schrei’s hinab von der Empore / Wer ich bin, wer du bist / Ward als der Sieger auserkoren, du bist zum Scheitern bloß geboren / Stets Standgas“.

Drangsal mag sich zwar oft als Beifahrer fühlen, Mitläufer aber ist er nie. „Schaut mich an! Ich werde älter / Schaut mich an! Ich bin allein / Nicht mehr lang!“ lauten die ersten Zeilen im Eröffnungssong „Eine Geschichte“. In diesem unerwartet entschleunigten Prolog erinnert Grubers verletzlicher Tenor an einen Knaben im Kirchenchor, den, der als Erster aussteigt. Doch schon wenig später kippt die Stimmung: Max deklariert zu drängenden Rhythmen und dem Slide-Gitarrenspiel von Swans-Mitglied Kristoph Hahn: „Ich will doch nur euer Bestes – ich will jedem das Meine!“

Die Drangsal funktioniert nur mit Gegensätzen, nur mit Reibung und braucht deshalb starke Persönlichkeiten um sich. Im Falle der Entstehung von „Zores“ sind das vor allem Produzent Markus Ganter und Co-Produzent Max Rieger, Frontmann der Stuttgarter Rockband Die Nerven. Zu dritt haben sie den Sound der Drangsal neu justiert. Da ist mehr Tiefe auf „Zores“, mehr Raum – die Hörerschaft wird es spüren. Der Song steht im Mittelpunkt, keine Reminiszenzen an ein Jahrzehnt oder Genre. War die Stimme auf dem Debüt noch oft von Hall und Echos verschleiert, ist sie jetzt glasklar. Max Gruber hat der Drangsal’schen Klang-DNA eine unüberhörbare Wendung gegeben.

Die erste Singleauskopplung „Turmbau Zu Babel“ feiert mit der Losung „Alles in Ordnung, denn ich lieb‘ dich so, ich lieb‘ dich so“ die Liebe so aufrichtig und direkt, wie sie sich in den besten Momenten eben anfühlt. Und doch lauert auch hier der Drang, sich nicht anzupassen und Größeres zu schaffen: „Ich schwitze Blut, wenn ihr mich zwingt in eurem Rhythmus zu marschieren / Wenn ihr glaubt, ihr könntet mich kontrollieren / Auf heißer Glut werde ich unvorsichtig mit Zunder jonglieren, bis ich und alles um mich explodiert“. Gruber hat für das neue Album vor allem deutsche Texte geschrieben. Produzent Markus Ganter hatte ihn dazu ermuntert. Und tatsächlich findet Drangsal mit „Zores“ zu einer neuen Sprache.

„Aus deinen Narben, da triefen die Triebe Ich bin ein Hund, und ich will nur deine Liebe“

In einigen Liedern, allen voran im eingängigen „Magst Du Mich (Oder Magst Du Bloß Noch Dein Altes Bild Von Mir)“, klingt er wie ein junger Farin Urlaub, nur ohne dessen pubertären Habitus. Was die beiden gemeinsam haben, ist die Freude an der Ironie: „Ich falle im und wie der Regen und merke mir sämtliche Zähne brechen / Kann es denn etwas Schöneres geben? Endlich muss ich nicht mehr sprechen“. „Sirenen“ wurde mit Grubers Liveband, Oliver Heinrich, Theo Kraus, Sam Segarra und Christoph Kuhn, eingespielt. Weitere Auftritte haben Marcel Römer (Juli) und Jannis Kleis (All diese Gewalt).

Für drei englische Songs ist auch noch Platz auf „Zores“: Die 6/8-Ballade „All The Poor Ships At Sea“, „Arche Gruber“ und „ACME“. Letzterer beschließt nicht nur die Platte, ACME bedeutet auch Gipfel, bildet musikalisch einen Höhepunkt und ist das große Finale eines vielschichtigen Albums. Hier tobt sich Gruber mit Co-Produzent Max Rieger, Schlagzeuger Kevin Kuhn (Die Nerven, Karies, Wolf Mountains) und Lap-Steel-Gitarrist Kristoph Hahn bis zur endgültigen Erschöpfung aus.

Am Ende also Lärm. Davor: schwelgerischer Pop, energischer Postpunk und eine Musik der ungewohnten Facetten. Die Drangsal musiziert sich auf „Zores“ gänzlich unbefangen durch die eigenen Gefühlslagen.

„Die heutige Musik, ein Parasit für die Hirne der Republik Sie ist nicht mehr das, was sie früher war“

…heißt es polemisch in „Weiter Nicht“. Max Gruber ist wieder da, bereit geliebt oder missverstanden zu werden. Egal sein wird Drangsal keinem.