Mo, 17. Mrz 2014

Schatten der Gegenwart

Game Rezension: Castlevania: Lords of Shadow 2

Als die Entwickler Mercury Steam an der Lords of Shadow Serie gewerkelt haben, gab es Tumulte von Hardcore-Castlevania-Fans, denn das Studio wollte sein eigenes Werk erschaffen, mit einer eigenen Geschichte rund um das Castlevania-Universum. Das Ergebnis des 2010 erschienenen Castlevania: Lords of Shadow war ein Meisterwerk und auch dementsprechend erfolgreich. Lords of Shadow war das erste 3D Castlevania, dass verstand wie es sein sollte, obwohl es sich oft wie ein „God of War“ Spiel anfühlte.

Der langerwartete Nachfolger Castlevania: Lords of Shadow 2 fühlt sich jedoch wie ein großer Schritt rückwärts an und ist vollgepackt mit Anspielungen an vorherige Teile, um möglichst vielen Fans der Serie zu gefallen. Während einige Änderungen, wie der Wechsel von einem linearen zu einem offenen Spiel, sich als gut erweisen, sind andere Änderungen, wie die Einführung von Stealth- Abschnitten und eine moderne Umgebung, fehl am Platz und zerstören das Feeling. Lords of Shadow 2 ist technisch gut gemacht, aber bei dem Versuch, ein paar neue Dinge zu tun, verlor es das Verständnis für den Geist und die Seele des Spieles – was das Original so groß gemacht hat.
Was Lords of Shadow 2 immerhin hervorhebt ist das Gameplay. Gabriel Belmont – jetzt als Dracula bekannt – fühlt sich an wie Kratos aus der God of War Serie, welcher mit starken und leichten Attacken seine Gegner auf verschiedene Art und Weise zu vernichten gewusst hat. Besonders gut ist die Tiefe des neuen Erfahrungspunkte Systems, das neue Moves eröffnet während man inmitten von Horden von Gegnern kämpft. Je weiter man mit der Story vorankommt, desto mehr Fähigkeiten erhält man, welche ausserhalb des Kampes eingesetzt werden können, wie zb. sich in Nebel verwandeln oder den Doppelsprung, der einen mehr von der Umgebung erkunden lässt.
Was ebenfalls begeistern konnte, ist, dass Dracula drei Hauptwaffen zur Verfügung hat, die alle einen unterschiedlichen Zweck erfüllen. Sein Standard-Peitschen-Angriff wird meistens ausreichend sein, dennoch bringen seine Chaos Krallen sowie sein Schwert des Nichts – beide mit einer Magieleiste ausgestattet – eine gewisse Dynamik in das Spiel. Die Chaos-Krallen brechen durch Schilde und Rüstungen, während das Schwert des Nichts Draculas Lebensanzeige mit jedem erfolgreichen Schlag auffüllt. Auch neu in dem Nachfolger sind Spezial-Items, die man jedoch neben den vorhandenen Waffen und Angriffsmöglichkeiten kaum benötigt.
Leider enttäuscht Lords of Shadow 2, wenn es um die Umgebung geht. Während ein modernes Castlevania nicht unbedingt ungewöhnlich erscheint , fehlt die gothische Atmosphäre, die die vorherigen Spiele in der Serie unvergesslich gemacht hat. Das Herumwandern in einer im 21. Jahrhundert angesiedelten Stadt, vollgestopft mit Autos, Computern und das friedliche Interagieren der Menschen scheint für die Rolle des Draculas eher seltsam und fehl am Platz zu sein. Zum Glück kann Dracula zwischen der Vergangenheit und Gegenwart reisen, doch auch die vielen verschiedenen Schauplätze welche man in der Vergangenheit erkunden kann, wirken eher fad und nicht allzu interessant.
Die Story, die sich wie eine aus einer abgelehnten Resident Evil Akte anfühlt, ist hauptsächlich verwirrend und langweilig. Eine banale Geschichte die sich wie Toast-Käse in die Länge zieht. Sie ist viel zu langatmig und wirft viele Fragen um ein pharmazeutisches Unternehmen auf, um das sich alles dreht.
Zu allem Übel ist die Kreativität bei den Feinden auch eher zu kurz gekommen. Ein Wolf hier, eine Harpie da. Aus.  Andererseits wirken die Boss-Gegner cool und einzigartig. Viele dieser Kämpfe sind episch ausgelegt und bringen viel Abwechslung mit sich. Wenig Unterschiede gibt es jedoch bei den normalen Gegnern zu sehen. Dann gibt es noch Gegner, wie z.B. raketenwerfende Roboter oder Alien-ähnliche Kreaturen mit Maschinengewehren, die neben den üblichen Skeletten mit Schwert und Schild eher seltsam und befremdend wirken.
Abschließend kann man sagen, dass Lords of Shadow 2 ein würdiger, mit einigen Problemchen behafteter, Nachfolger ist, der leider in einem Setting spielt in dem sich Castlevania nicht zu Hause fühlt.