Willi Landl & Band
Willi Landl geht sehr undogmatisch an sein Kunstschaffen heran (die meisten Songs sind Eigenkompositionen/Texte) – eine gute Ausgangsposition, um Eigenständiges zu schaffen. Und genau das gelingt auf ‚Rabatt – Anarchie – Pailetten‘, wo der dem Titel nachgebildete Opener ‚Protest – Eleganz – Mascara‘ gleich in die Vollen langt:
‚Showschlampe, Puderluder, Pimmelbraut, Winselstute, Pissflitsche, Feiersau, Katzbracke, Kleiderständer, Fummeltrine, Wuchtbrumme, Puffmutter, Trümmerlotte, Breitarschantilope, Strickliesl: Protest – Eleganz – Mascara‘
Der Song endet musikalisch in einem freien Auseinanderbröseln der famosen akustischen Band mit Michael Hornek (Piano, schöne Keys!), Stefan Thaler (Bass), Clemens Adlassnigg (Drums).
Von der Attitüde bleibt insgesamt alles kühl, kein verschwitztes Songwriter-Sozial-Geheule, was aber nicht bedeutet, die Platte wäre kritiklos, ganz im Gegenteil. Nur ist diese Kritik in eine beobachtende, distanzierende Form gegossen. Diese Haltung widerspiegelt auch Landls Gesang: Seiner Stimme hört man zwar die Ausbildung an, bleibt aber wohltuend normal, von der Idee her eine schnörkellose Erzählstimme, die weder Soulemphase nach Schlagerschmelz sucht und somit ein gutes Bindeglied für die stilistischen Einflüsse der Musik bildet: Chanson, Arbeiter/Protestlied, Pop, Jazz (auch modern und frei) plus ein Schuss alternative (was das hießt, muss man hören). Respektlose Annäherung an und lustvolles Spielen mit dem Genremix.
Ein weiteres Beispiel von so vielen, dass Österreich MusikerInnen besitzt, die eine Qualität und Eigenständigkeit aufweisen, die einen internationalen Vergleich vollkommen obsolet macht – man muss sie nur ans Licht und Ohr holen.
P.S. Im letzten Song darf es englisch-sprachig werden (Live-Mitschnitt) mit ‚One More Time‘ (Daft Punk) – eine unmissverständliche, gelungene Empfehlung zum Konzertbesuch!
(Günther Wildner)
Lylit Löscher Duo
Ein Wohnzimmer, eine Gitarre, Stimmbänder und ein Realbook zeichnen den Beginn des Lylit Löscher Duos. Mittlerweile wurde das Realbook durch eigene Textbücher ersetzt und vom Wohnzimmer auf diverse Bühnen übersiedelt – doch die Spontanität und der Drang nach freien Formen trotz auskomponierten Songs wurden beibehalten. Eigentlich ist alles erlaubt und erwünscht zugleich- ob eigene Kompositionen, Loop- Spielereien, Improvisationen oder Soundkollagen. Lylit Löscher sind ein Duo. Und was für eins!