
Nie mehr ohne Schutz
Neuroth Earwear Comfort Review
Ihr seid brave Volume Junkies und besucht ein Event nach dem anderen. Ihr seid immer bei Konzerten vorne mit dabei oder jammt selbst mit eurer Band im Proberaum. Nervt euch selbst das laute Bohrgeräusch oder ist es der Nachbar, der zu laut ist? Diese und andere Situationen haben wir in den letzten Wochen für euch mit den angepassten Gehörschutz Earwear von Neuroth ausprobiert und ziehen unser Fazit.
Offensichtlich zählt Hören zu einem der klassischen fünf Sinne des Menschen. Nicht so offensichtlich ist es aber für viele sich auch entsprechend um sich selbst und seine Ohren zu kümmern. Laute Geräusche im Alltag, bei Konzerten oder Clubs sorgen bei vielen nicht nur für ein kurzzeitiges Klingeln im Ohr, sondern können langfristig auch das Hörvermögen negativ beeinflussen. Dagegen hilft ein der Situation entsprechender Gehörschutz.
Dabei gibt es mittlerweile zahlreiche Produkte auf dem Markt und bei Konzertveranstaltungen gibt es oft kostenlose Einwegprodukte. Wer es klobiger und schalldichter will, nimmt hierzu Überohrmuscheln aka „Mickey Mäuse“, der Elegantere direkte InEars. Doch wenn Schutz die Basis ist, liefert Neuroth mit den angepassten Gehörschutz von Earwear die Kür. Warum?
Zu Beginn unserer Reise stand der Wunsch nach einem angepassten Gehörschutz. Die kostenlosen Einwegprodukte erfüllten ihren Zweck, saßen aber je Marke nicht immer so gut und waren unangenehm. Außerdem tat es einem ein bisschen weh sie jedes Mal in den Müll zu schmeißen oder Neue zu holen, wenn einem mal welche auf den Boden gefallen sind. Alternativ hatten wir uns schon wiederverwendbare Ohrstöpsel besorgt. Diese hatten aber ein fixes Filterverhalten aufgrund des genutzten Materials und sind schwer sauber zu bekommen aufgrund der Bauform, die viele Falten und schwer zugängliche Flächen hatte.
Dann bekamen wir zu Ohren, dass es bei Neuroth angepasste Modelle gibt. Also buchten wir uns einen Erstberatungstermin für den Earwear Gehörschutz in einer Filiale in unserer Nähe. Ein Vorteil, wenn man in Wien wohnt, denn wenn wir uns nicht verzählt haben, gibt es hier aktuell 24 Filialen, in denen ihr einen Termin buchen könnt. Da die Termine in der Regel Montag bis Freitag zu normalen Geschäftszeiten (in der Regel 8:30-17:00) stattfinden haben wir uns für einen klassischen Termin für einen „braven Mitarbeiter“ am Freitag Nachmittag entschieden. Trotz dieser Uhrzeit wurden wir von unserer Beraterin wärmstens empfangen und die unterschiedlichen Modelle und deren idealer Einsatzzweck kurz erläutert.
Hier der Hinweis, den ihr vor eurer Buchung berücksichtigen solltet. Da ihr einen Abdruck von eurem Gehörgang machen lasst, solltet ihr entsprechend vorab überprüfen lassen, ob dieser ausreichend sauber ist. Am besten geht ihr dafür kurz davor zum HNO-Arzt:in eures Vertrauens. Bei einem unsaubereren Gehörgang kann es beim Abdrucknehmen zu Verletzungen kommen. Gegebenenfalls werdet ihr von eurem Beratungspersonal drauf hingewiesen und ein neuer Termin für die Anfertigung vereinbart.
Im Grundprinzip schwächen die einzelnen Modelle durch eingesetzte Filter oder genutztes Material die Schallwellen, die von außen an unser Trommelfell herangetragen werden, ab. Dabei kann je nach Art und Filtertyp die Lautstärke in Dezibel (dB) entweder linear oder nicht linear sein. Lineare Filter haben ein gleichmäßiges Verhalten über alle Frequenzbereiche, wodurch ihr also ein gleichbleibendes Klangerlebnis habt, nur eben leiser. Ideal also für Konzert und Musikliebhaber. Die nicht lineare Filter, bei denen beispielsweise die tieferen Töne stärker gedämpft werden, eigenen sich entsprechend für Tätigkeiten, die in einem bestimmten Frequenzbereich agieren (wie etwa laute Maschinen).
Entsprechend der gewünschten Reduktion und Anwendungsfall gibt es unterschiedliche Modelle. Hier nur beispielhaft zitiert gibt es die Earwear Swim, die für Schwimmen und Tauchen geeignet sind. Hier spielt weniger die Lautstärke als die Passform und Dichtheit für den Nutzer eine Rolle. Die Earwear Sleep hingegen eigenen sich eher Aufgrund von Material und fixer Lautstärke Reduzierung für jene die ihre Umwelt komplett ausblenden wollen. Wer einen einfachen Start in die Welt des Gehörschutzes sucht, kann sich mit Earwear Intro auch einen ersten Überblick über das Filterverhalten machen, bevor man sich für eine angepasste Lösung entscheidet. Für uns sind es Aufgrund flexibler Anpassung der Filter, sowie weichem Material die Earwear Comfort als „Allround“-Lösung geworden. Damit meinen wir nicht, dass wir damit alles machen können, aber für unsere zu Beginn erwähnten Einsatzzwecke (zur Wiederholung: Konzerte, Heimwerken, Bandproben) schien das die ideale Wahl zu sein. Anschließend durften wir noch das Aussehen mitgestallten.
Die Farbwahl bleibt euch überlassen und ihr dürft aus einer Palette an Möglichkeiten eure bevorzugte Farbe wählen. Da wir uns kennen haben wir uns für eine knallige Farbe entschieden, die man gegebenenfalls am finsteren Konzertboden wiederfindet. In unserem Fall fiel die Wahl auf ein Neon Orange, dass sogar, wie wir festgestellt haben, auf UV-Licht reagiert. Zusätzlich durften wir uns noch festlegen, ob wir die Ohrstöpsel mit einem Band, ähnlich einem Brillenband, ausstatten wollen.
Im Anschluss erfolgte die Gehörgangabnahme. Hierbei wird zunächst ein Wattebausch mit Faden in den Gehörgang eingebracht um das Trommelfell vom Einspritzmaterial zu Schützen. Anschließend wird das Material großzügig eingespritzt. Damit ist man von der Umwelt akustisch abgeschottet, weswegen unsere Betreuung die beiden Gehörgänge einzeln abgegossen hatte. Zusätzlich merkt man eine leichte Kälte des Materials, sowie ein bisschen Knistern des Trocknens. Im Idealfall gelingt die Abnahme beim ersten Mal. Aufgrund von Lufteinschlüssen oder Bewegung bei der Abnahme kann es vorkommen, dass ein weiterer Abdruck notwendig ist. Wird die Abnahme abgenickt kann die Fertigung beginnen.
Für diese wird der Abdruck zunächst in die Herstellung verschickt. Dort wird dieser 3D-gescannt und entsprechend unserer Auswahlen individuell mittels Druckverfahren gefertigt. In der Regel liegt der Schutz dann nach weniger als 10 Tagen zur Abholung in euerer Filiale bereit.
Dort bekommt ihr das Einsetzen des Ohrstöpsels, die Reinigung und den Austausch der Filtermodule, über den die Earwear Comfort verfügen, erklärt. Die Filter können einzeln bei Neuroth erworben werden. Je nach Typ sind diese farblich hinterlegt und verfügen über unterschiedliches Filterverhalten. Zu Testzwecken haben wir die linearen Filter Blau (15dB), Black (22dB) und Ocean (10dB) mitgenommen und ausprobiert. Der Tausch der Module benötigt ein bisschen Fingerspitzengefühl, funktioniert aber ansonsten relativ einfach. Dabei zieht ihr die Ohrstöpsel ohraußenseitig auseinander und kitzelt den Filter raus. Anschließend müsst ihr den Filter mit der farbigen Seite wieder an dieser Stelle einsetzen. Nach ein paar Wechsel hat man das Ganze drauf. Dabei kommt es aber auf euren normalen Anwendungsfall an wie oft ihr den Filter wechselt. Habt ihr nur eine Nutzungsart oder passt der Filter könnt ihr ihn problemlos belassen und nur im Bedarfsfall nach Abnutzung wechseln. Achtung: Die Filter sollten nicht nasswerden, da es hierbei zur Verblockung und eventuell zu Schäden kommen kann.
Die Earwear Comfort kommen in einem Schutzetui, etwa 8x12x2cm, das zwar für die Hosentasche etwas zu groß ist, aber dank Gürtelband, sowie Karabiner problemlos einfach mitgenommen werden kann. Für die Reinigung befindet sich außerdem ein Tuch, sowie eine Minibürste und Kratzer darin.
Die Earwear Comfort kommen im Listenpreis auf etwa €199,99. Darin enthalten sind ein paar Ohrstöpsel, ein paar Filter, das Case und die Reinigungsutensilien. Die zusätzlichen Filter gibt es für etwa €9,90/Stk Listenpreis.
Fazit
Gleich vorneweg wollen wir unsere positive Erfahrung mit dem Personal von Neuroth hervorheben. Der ganze Ablauf war unkompliziert und alle Beteiligten superfreundlich, nett und kompetent. Alle Fragen wurden sofort beantwortet und jeder Arbeitsschritt wurde uns vorab in Ruhe erklärt. Nach der Bestellung waren die Ohrstöpsel schnell gefertigt und begleiteten uns entsprechend im Sommer auf zahlreichen Festivals, Konzerten und Bandproben. Die meiste Zeit hatten wir die blauen (15dB) oder ocean (10dB) Filter genutzt, da diese das Hörerlebnis für uns ausreichend reduziert hatten. Die schwarzen (22dB) Filter hatten wir nur kurzzeitig drinnen, da dieser gefühlt für unseren Zweck zu stark reduziert hat. Während des Tragens sind die Earwear auch bei langzeitigem Tragen angenehm. Einzig beim Nova Rock gab es eine sehr staubige Umgebung, wodurch auch mit der Zeit ein unangenehmeres Gefühl entstanden ist. Generell solltet ihr speziell Outdoor aufpassen, dass bei Regen, starkem Schwitzen oder an Orten, wo mit Wasser gespritzt wird, die Filter nicht nass werden. Zusammengefasst alles in allem ein angenehmes Gesamterlebnis. Wir können jedem von euch nur nahelegen im eigenen Interesse auf euren Gehör zu schauen.
— Fabian PadrtaDas Gute
+ Terminverfügbarkeit und Fertigungszeit
+ Beratung
+ Verfügbarkeit von Modellen
Das Schlechte
- Einschränkung bei Nässe (Regen, Schweiß, Wasser)