Fr, 9. Aug 2019
Rückzug ist keine Option

Rückzug ist keine Option

Krautschädl im Interview

Ende letzten Jahres gaben die Boyz of Kraut bekannt, dass ihre Bandkarriere nach 15 Jahren Schädln zu Ende geht. Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn’s am schönsten ist! Enden wird dann alles dort, wo es einst begonnen hat – bei einer letzten Schädlarei im Welser Schlachthof Ende August. Davor sagen Krautschädl auch am FM4 Frequency Festival 2019 ein letztes Mal laut Servus. Wir haben mit Bassvirtuose Sonti über das Ende der Kraut-Ära gesprochen – und darüber, was danach kommt!

Warum hat die „schönste, beste und talentierteste Band der Welt“ beschlossen, die Musik an den Nagel zu hängen?

Weil wir alle noch viel vorhaben: Family, Wissenschaft, Filme und – no na – ganz viel Musik, nur eben andere. Wir waren jetzt einfach alle an einem Punkt in unseren Leben, an dem wir uns gefragt haben: Machen wir so weiter bis wir wirklich – also: wirklich wirklich – alt sind oder reißen wir noch mal etwas Neues an? Wir alle sind extrem dankbar für die geile Zeit mit Krautschädl, aber wir haben alle noch Pläne, die darüber hinaus gehen – und genau denen wollen wir uns jetzt widmen.

In eurer Verabschiedung auf Facebook erklärt ihr, man soll aufhören, wenn‘s am schönsten ist. Woher weiß man, wann man diesen Zeitpunkt erreicht hat? Vielen Bands fällt genau diese Entscheidung ja sehr schwer und sie bleiben im Business, obwohl die Erfolge ausbleiben …

Bei uns war das ganz leicht: Wir haben so ziemlich alles erreicht und erlebt, was du als Rockband in diesem Land so erreichen und erleben kannst. Wenn unsere letzten Jahre nicht Zenit waren, dann weiß ich es auch nicht, ehrlich gesagt! Das mit dem Picken-Bleiben trifft sicher auf einige unserer unterhaltsamen und sportlichen Freunde zu, aber wir haben definitiv keine Angst vor der Krautschädl-Pension. Wir gehen diesen Schritt voller Dankbarkeit für unsere gemeinsame Vergangenheit und voller Vertrauen in eine wunderbare Zukunft!

(c) Philipp Hirtenlehner

Wenn ihr auf die letzten 15 Jahre zurückblickt … was war euer schönster Moment als Band, was euer schwerster?

Absolute Highlights waren immer unsere Konzerte im Welser Schlachthof! Es ist einfach wunderbar, heimzukommen und jedes Mal aufs Neue mit so viel Power und Liebe empfangen zu werden. Deswegen wollten wir unseren definitiven Abschluss auch unbedingt dort feiern – am 31. August im Welser Schlachthof bei einem Grande Open Air, das wird sicher ein bombastisches und molto emotionales Finale. Am schwersten war eigentlich die Entscheidung, jetzt wirklich Schluss zu machen … gerade für mich, weil ich so ein sensibler Charakter bin. (schnief!)

Gibt es im Nachhinein etwas, das ihr bereut oder gerne anders gemacht hättet?

Im Einzelnen: ja! Alleine wie viele Tourbesäufnisse ich am nächsten Tag beim Soundcheck dann bitter bereut habe – Shoutout to Alka Seltzer – und das ist quasi nur die Spitze des Eisbergs. Aber im Großen und Ganzen: nein. Ich würde alles wieder genauso machen und sage es mit Tupac: Krautschädl for life dawg! Es war 1 hell of a ride!

Wenn ihr euch entscheiden müsstet, was hat mehr Spaß gemacht: Songs schreiben oder Konzerte spielen?

Mir persönlich hat immer das Live-Spielen am meisten Spaß gemacht. Ich bin einfach geil auf die Spannung, auf die Energie und schon auch auf die Party danach!

In den letzten Jahren seid ihr auch politisch aktiver geworden (z.B. durch euren offenen Brief an Gabalier). Dürfen wir weiterhin auf eure kritischen Wortmeldungen hoffen?

Ja, wenn uns etwas am Herzen liegt, so wie die Scheitelknien-Geschichte. Wir sind drei wahre Altfüchse kurz vor der Pension – scheißen tun wir uns dementsprechend gar nix mehr!

Was steht für euch allgemein nun an? Werden wir noch von den Boyz of Kraut hören oder zieht sich jeder in seinen hauseigenen Gemüsegarten zurück?

Nein, Rückzug ist freilich keine Option! Wie gesagt, wir haben alle noch viel vor. Da kommt heuer noch einiges Geiles auf euch zu!

Habt ihr noch ein paar abschließende Worte für alle traurigen Schädlarinnen und Schädla?

Seid nicht traurig, seid lieber glücklich!

Wir werden’s versuchen. Danke für die letzten 15 Jahre!