Und bei den Stichwörtern „orchestral“ bzw. „orientalisch“ gerät MOONSPELLSänger Fernando Ribeiro geradezu ins Schwärmen: „Wir haben mit dem türkischen Maestro Mumim Sesler zusammengearbeitet, der Kopf eines kleinen Orchesters ist. Alle Arrangements, die Violinen, die Violas, die Cellos, alles wurde im Studio live eingespielt.“ Das hört man „Extinct“ auch an, MOONSPELL hatten schon immer leichte orientalische Tendenzen, aber dieses Mal trieben es die Portugiesen bewusst bis zum Exzess und brachten sprichwörtlich das D in den Dark Metal zurück, was übrigens der MOONSPELL-Sänger ähnlich sieht: „Wir glauben fest daran als pure Alternative zu TYPE O NEGATIVE, SISTERS OF MERCY oder TIAMAT zu gelten und weigern uns in übliche Gothic-Klischees zu verfallen.“ Und Hymnen können MOONSPELL immer noch schreiben, obgleich sie an der Genialität von „Opium“ („Irreligious“-Album 1996) auch im Jahr 2015 zerbrechen. Dafür sind die Texte noch nie so tiefgründig und auch persönlich wie auf „Extinct“ ausgefallen, was Fernando so zu umschreiben versucht: „Ich hab mir einen größeren Background gesucht um meine eigene, natürlich kleinere Geschichte zu erzählen“. Die handelt dann von ausgestorbenen Arten, allerlei Verlusten und der Hoffnungslosigkeit, mit der wir dem Ganzen gegenüberstehen. Viel bei diesem rundum stimmigen Gesamtpaket hat auch Produzent Jens Bogren beigetragen, mit dem MOONSPELL zum ersten Mal in ihrer Karriere zusammengearbeitet haben: „Jens hat uns alle auf einen neuen Level gehoben, nicht nur von der technischen Performance her, er war auch vom Gesamtkonzept derart begeistert, dass er wirklich sehr eng mit uns zusammengearbeitet hatte und in jede noch so kleine Entscheidung eingebunden wurde“. MOONSPELL bringen mit „Extinct“ wieder jene Note in ihren Sound zurück, welche in der jüngeren Vergangenheit vielleicht ein wenig abgegangen ist. Lediglich die Bonus-CD „White“ vom letzten Album „Omega“ konnte mit derart knackigen Goth-Hymnen auftrumpfen, wie es „Extinct“ als reguläres Album tut. [R. REITHER]