Monster - Kiss
Kiss
Monster

Back to the roots – diesmal richtig!
 
Sie haben tatsächlich nicht Wein gepredigt und Wasser getrunken. Im Vorfeld zum heiß erwarteten neuen KISS-Release „Monster“ wurden der Kreative (Paul Stanley) und der finanziell Ausgefuchste (Gene Simmons) Schminkkopf nicht müde zu betonen, dass das Jubiläumsoutput (20. Studioalbum!) so stark wie kein anderes der letzten Jahre Richtung 70er tendieren würde. Eine Zeit, in der KISS tatsächlich ein Jahrtausendwerk nach dem anderen aus dem Effeff gepfeffert haben und Tophits in einer Häufigkeit schrieben, wie Politiker in Österreich der Korruption verdächtigt werden. Dass das gute Teil aber wirklich so knietief im kreativsten Jahrzehnt der Rockgeschichte verankert ist, verdankt man hauptsächlich dem bisherigen Band-Statisten Tommy Thayer. Der einstige Die-Hard-Fan und Leadgitarrist hat an nicht weniger als neun der zwölf Songs mitgeschrieben und Zungenechse Simmons (sechs Credits) damit deutlich in die Schranken verwiesen. Ironie pur wenn man bedenkt, dass ausgerechnet Neo-Spaceman-Thayer in den 70ern maximal zu KISS bangte, aber noch in den kreativen Windeln lag.

Mit dem bereits im Vorfeld veröffentlichten, soliden Eröffnungs-Hüftknacker „Hell Or Hallelujah“ ziehen die Ur-Pandas also erneut ins Gefecht und können die durchaus passable Qualität im Verlauf des Albums scheinbar mühelos steigern. Mit der „Wall Of Sound“ watet man knietief in Spät-70er-Tümpeln, „Freak“ ist ein Live-Mitgröler mit 80ies-Anstrich und erst das knarzige „Back To The Stone Age“ geht nicht ganz so butterweich wie der Rest durch den Magen. Griffige Schmisser sind aber zuhauf auf „Monster“ zu finden. „Shout Mercy“ könnte direkt aus „Hotter Than Hell“-Zeiten stammen, „Eat Your Heart Out“ rockt jede Bude kurz und klein, „All For The Love Of Rock’n’Roll“ ist eine typische Stanley-Hymne mit herzhaft-hymnischer Instrumentierung. Schön zu hören ist die Variabilität der Songs. Da steht schon mal ein beinharter Nackenbrecher wie „Take Me Down Below“ neben einer Gitarren-Wix-Platte der Marke „Last Chance“.

Einen richtig schlechten Song findet man nämlich nicht und damit übertrifft man zumindest schon mal den – auch sehr starken – Vorgänger „Sonic Boom“. Nebenbei bemerkt, haben KISS auch ein zweites Versprechen eingehalten. Es befindet sich nämlich wirklich keine Ballade auf dem Retro-Scheibchen. Wer erdigen, fetten und verdammt noch mal richtig geilen Hard Rock in bester „Destroyer“- und „Dressed To Kill“-Manier zum Atmen braucht, sollte sich Sauerstoffflaschen-große Lieferungen „Monster“-CDs oder LPs bestellen. Rocks your Socks off! [ROBERT FRÖWEIN]

— Nobody