So, 30. Mai 2010

John B im Interview - Die Haare schön

John B ist einer der schrägsten Vögel im internationalen Drum’n’Bass Zirkus. Lackierte Fingernägel, Klamotten aus dem Humana-Container, Frisur wie aus einer anderen Dimension und dazu noch seine unvergleichlich schrille Soundmischung aus Hardcore und feinen Popnuancen – damit bringt der englische DJ und Produzent jede Tanzfläche zum Brennen. Am 5. Juni zündelt er am Urban Art Forms Festival. John B im Interview über tägliche Rituale, Karrierealternativen und Haardesign.

Zum Einstieg: Hast du ein tägliches Ritual?

 
Jeden Tag schaffe ich es zwar nicht, aber wenn das Wetter passt und ich die Kraft habe, gehe ich zwei- bis dreimal die Woche Laufen. Wen es interessiert, wie fit und fleißig John B ist: checkt meine Twitterseite aus, dort werden meine Laufergebnisse veröffentlicht.
 

Sehr brav. Wenn dir die Karriere als Musiker verwehrt geblieben wäre, welche Alternative hätte es für dich gegeben?

 
Komisch, erst vor einer Woche habe ich darüber nachgedacht, als es kurz so ausgesehen hat, dass die Vulkanasche den Flugverkehr auf unbestimmte Zeit lahm legt. Glück gehabt, denn ich habe nicht wirklich einen Plan B in der Hinterhand. Am ehesten noch etwas mit Internet, Musiktechnik oder Medien – aber ich bin froh und stolz, John B sein zu können.
 

Gibt es in einer Musikerkarriere nicht auch mal Momente, in denen man auf alles scheißen möchte und keinen Bock mehr auf das ganze Theater hat?

 
Vielleicht andere Kollegen, ich aber nicht! Jeder Tag bringt etwas Neues, und es gibt immer die Möglichkeit, sich selbst zu verbessern und zu entwickeln.
 

Apropos Kollegen: Welche DJs zählst du zu deinen persönlichen Favoriten und wer legt in deinen Ohren nur absoluten Schwachsinn auf?

 
Das beste Set durfte ich dieses Jahr im Haus von Puff Daddy in Miami hören. Felix da Housecat und Junior Sanchez haben auf seiner privaten Afterhour eines der fettesten Electro-House-Sets überhaupt gespielt. Radioslave nicht zu vergessen, der auch ordentlich gebrettert hat. Meine Lieblinge in Sachen Trance sind die Herren Gareth Emery und Andy Moor. Von DJs, die Scheiße spielen, gibt es genügend. Sie aber jetzt alle aufzuzählen, wäre unnötige Zeitverschwendung!

Stimmt, anderes Thema: Du arbeitest prinzipiell viel mit Bootlegs – gibt es Stücke von Musikern, die du nie samplen würdest?

Es gibt genug Nummern, die für immer unberührt bleiben müssten. Bei einigen juckt es mich aber schon ziemlich in den Fingern. Bestes Beispiel: „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Divison.

Als DJ hat man es oft nicht so einfach: Ist John B hinter den Plattenspielern schon einmal abgestürzt?

 
Einen totalen Filmriss habe ich hinter dem Pult noch nie hingelegt, dafür bin ich früher ab und zu schon mal dahinter ausgerutscht. Jedoch war ich da extrem besoffen und sehr unerfahren. Mittlerweile bin ich draußen aus dem Alter und genieße die musikalische Verbindung zwischen mir und dem Publikum. Wenn alle nur dicht oder drauf sind, kann das gar nichts. Aber es gibt immer wieder diese ganz besonderen Momente, in denen alles passt und möglich scheint. Das strebe ich an, nicht meinen Absturz.
 

Die Frisur muss passen!  Abschließende Frage: Wer ist für dein Styling verantwortlich und wie lange brauchst du, um deine Haare schön zu machen?

 
Nicht lange, außer ich habe mit hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen – wie damals beispielsweise in Miami bei Puffy Daddy. Aber selbst dann brauche ich maximal zehn Minuten. Der Typ, der mir die Haare seit Jahren stylt, heißt Johnny Schiell und hat seinen Salon in meiner Heimatstadt. Leider reicht die Kohle noch nicht aus, um ihn überall mit hin zu nehmen. Aber das wird noch!
 

Mit Sicherheit, vielleicht ja auch schon am diesjährigen Urban Art Forms – wir lassen uns haar- und musiktechnisch gerne überraschen…

 
FACTS:
Längstes Set in deiner Karriere: 6 Stunden.
 
Längste Zeit wach: über 30 Stunden.
 
Erstes selbstgekauftes Vinyl (LP/7inch/12inch): LP Jason Donavan „Ten Good
Reasons“
 
Lieblingsplatte aller Zeiten: Beethoven 9. Symphonie
 
Größe der Plattensammlung: die Hälfte von meinem Loft
 
Beste Droge im Drum’n’Bass: Der UDG Slingbag – haut rein und hält lange an
 
Arschloch: Robert Mugabe
 
Lieblingsgetränk: Premier Cru Chablis
 
Lieblingsgericht: Wiener Schnitzel
 
Ganz schlimmer Pop: Crazy Frog Song
 
Gang großer Rock’n’Roll: Journey
 
Der schönste Tag in deinem Leben: mein Geburtstag
 
Mein liebster Künstler aus der Alpenrepublik: Camo & Krooked