James Choice & the Bad Decisions „The Something in Nothing“

James Choice & the Bad Decisions „The Something in Nothing“

Album der Woche

Wer sich in den letzten Jahren auch nur ansatzweise ein bisschen mit der heimischen Indie-Rock- bzw. Singer/Songwriter-Szene auseinandergesetzt hat, kam an James Choice und seinen Bad Decisions nicht vorbei. Gefühlt schon immer präsent legt die fünfköpfige Truppe diesen Freitag ihr Albumdebüt vor. Zeit wird’s!

Dass uns James Choice & the Bad Decisions ein bisschen auf ihren ersten Langspieler warten ließen, verzeihen wir ihnen ab der ersten Hörsekunde von „The Something in Nothing“ sofort. Denn Sebastian Abermann (Gitarre, Vocals), Bernd Faszl (Gitarre), Kathrin Kolleritsch (Drums), Michael Dey (Keys, Vocals) und Georg Schober (Bass) haben ihren unverkennbaren Sound darauf noch einmal verfeinert und dessen bezaubernde Quintessenzen in melancholischen Tiefen und euphorischen Höhenflügen perfekt in Szene gesetzt. Sie wissen, was sie tun.

Zugegeben, in der Leere das Schöne, das Beruhigende, das Leidenschaftliche und das Ergreifende zu finden und daraus ein homogenes, musikalisches Gesamtkunstwerk mit verschiedensten Themenschwerpunkten zu basteln, wirkt zunächst fast wie ein Ding der Unmöglichkeit. Angefangen bei der melancholischen Antwort auf „Why I Keep Falling Down“ über die bittersüßen „November Leaves“ und den unverblümte „Small Talk“ bis hin zum harmonischen The Late Night Wonderer“ scheint dies für den Fünfer aber die leichteste und selbstverständlichste Übung. „The Something in Nothing“ fungiert dafür nicht nur als Titel, sondern auch als konzeptioneller Überbau der zehn Songs, in dessen Kontext James Choice & Co ihre Geschichten erzählen und gleichzeitig selbst einer natürlichen, beinah kathartischen Metamorphose unterziehen. Authentisch und charmant darf drückende Schwere auch mal drückende Schwere bleiben, aufgestaute Wut sich befreiend entladen und herbe Melancholie in all ihren Facetten zelebriert werden, nur um sich im nächsten Moment fast beiläufig in schwungvolle, mitreißende Leichtigkeit zu verwandeln.

Ihre spannende Erzählästhetik betten die Fünf in eingängige Hooklines, traumhaft schöne Refrains samt mehrstimmigem Gesang der gesamten Band und feinsinnige Arrangements, die ausproduziert zwischen Indie-Rock, Akustik-Punk und Singer/Songwriter oszillieren. Damit sorgen sie nicht nur für große Emotionen, sondern auch für reichlich Abwechslung auf ihrem Erstlingswerk. An mancher Stelle schimmert auch ihr an den Beatles geschultes Melodieverständnis durch, das im aktuellen Kontext aber mehr als legitim und passend erscheint. Denn in Zeiten, in denen der traditionelle Indie-Rock dank Trends, wie Minimal oder Trap, auf der internationalen Coolness-Skala angeblich etwas an Metern verloren hat, verhelfen ihm James Choice & the Bad Decisions mit ihrer Rückbesinnung auf erfrischende, dynamische Weise zu einem neuen, österreichischen Frühling – reichlich Gänsehautmomente inklusive. Nicht umsonst zählen die Dame und die Herren zu unserem aktuellen New Hot Music Shit in VOLUME #68.