Di, 27. Feb 2018

So klingt 2018

New Hot Music Shit #67

Kaum sind die Bestenlisten des letzten Jahres von A nach B getwittert und alle Polls durchgearbeitet, ist es auch schon wieder Zeit, den Blick nach vorn zu richten und sich den ersten gravierenden musikalischen Einschlägen des noch neuen Jahres zu stellen: Ein glitzerndes Kollektiv, irrer Art-Pop-Jazz, Indie-Rock- Traditionsarbeit und Post-Punk-Explosion. Viel Spaß beim Entdecken!

CARI CARI

Bluesiges Indie-Rock-Duo

Während die Debüt-EP ‚Amerippindunkler‘ aus dem Jahr 2014 international gefeiert wurde und sich ‚White Line Fever‘ auf dem Soundtrack des US-Serienhit ‚Shameless‘ wiederfand, blieb es in Österreich ruhig um Cari Cari. Das kümmerte die beiden aber wenig. Ihre Suche nach Inspiration – nach dem Interessanten, dem Ungesehen und Ungehörten – führte nach London, Melbourne, Tokio und Madrid. Die Weiterentwicklung des bluesigen Cari Cari-Rocks wird in der Single ‚Nothing’s older than yesterday‘ hörbar. Zurück in Österreich suchen die beiden den Austausch mit anderen österreichischen Künstlern und arbeiten u.a. mit Garish, Viech und Bo Candy zusammen. Die Videos dieser Sessions erinnern an die musikalische Entdeckungsreise der Foo Fighters in Sonic Highways und lassen keinen Zweifel, dass wir es bei Cari Cari mit einem Künstlerduo zu tun haben, das den kreativen Prozess hochschätzt und in sympathischer DIY-Manier zu Werke geht. 2018 soll das Debütalbum kommen. Zeit wird’s! [BERND FASZL]

Für Fans von: The xx, The Kills
Link: www.bohemian-vienna.at
Aktueller Release: ‚Amerippindunkler‘

SHAME

Postpunkiger Indie-Rock

Gitarren im Anschlag! Eine blutjunge Londoner Band – alle um die zwanzig – bringt zurück, was lange als vermisst galt: Druckvollen Rock, voller Aufschrei und Teenage Angst. Nebenbei erklären sich die Fünf aus London als äußerst politisch – gegen Theresa Mays Brexit-Politik, für mehr Frauenbands auf den Festivalbühnen. Letzteres brachte ihnen eine persönliche Einladung Billy Braggs ein, auf der Left Field Stage des Glastonbury Festivals zu spielen. Sie sind gegen Laddism im Musikgeschäft und halten die Idee des Rockstars per se für total überholt. Starke Worte für Schulabgänger. Da fühlt man sich an die Housemartins erinnert, die in den 80ern die Klassen einen wollten und für den Arbeiter kämpften. Die Verweise in selbiges Jahrzehnt setzten sich fort. So sind die Gitarren post-punk-new-wavig und Joy Division lässt grüßen. Doch Frontmann Charlie Steen ist so gar kein Beau und hat auch kein seidenes Organ. Will er aber auch gar nicht. Eher Johnny Lydon zu PIL-Zeiten sein – das steht ihm. [NINA KRÄNSEL]
Für Fans von: The Fall, Gang of Four, Magazine
Link: www.shame.world
Aktueller Release: ‚Songs Of Praise‘

ELIS NOA

Unkonventioneller Elektropop

ELIS NOA legen mit ihrer neuesten Single ‚Motto‘ ordentlich nach. Unser Herz schlägt aber bereits seit ihrer Debüt-EP ‚High‘, die letztes Jahr veröffentlicht wurde, im Takt der Wiener Band. Darauf verbindet  sich Liebe zum Detail mit der unaufdringlichen Leichtigkeit von Musikern, die ihr Handwerk beherrschen. Das Quartett lernte sich beim gemeinsamen Jazzstudium auf dem Konservatorium kennen. Ein Einfluss, den man kaum bestreiten kann, schließlich kreieren sie einen unkonventionellen Elektropop-Sound, der durch die akzentreiche Instrumentierung immer eine Überraschung für den Hörer bereithält. Neben Sängerin Elisa Godino aus Brixen besteht die internationale Truppe aus dem Bulgaren Angel Vassilev an den Keys, dem Münchner Aaron Hader am Saxofon und dem Vorarlberger Michael Schatzmann an den Drums. 2018 will die Band nutzen, viele Konzerte zu spielen und neue Nummern aufzunehmen. Dabei soll auch vermehrt mit Marco Kleebauer (Ant Attic, Leyya) zusammengearbeitet werden. Guter Plan! [BERND FASZL]

Für Fans von: Nao, 5K HD
Link: www.elisnoa.com
Aktueller Release: ‚High‘

SUPERORGANISM

Moderner Indie-Pop-Galore

Ein achtköpfiges Kollektiv bestückt aus aller Welt – Japan, Südkorea, England, Australien, Neuseeland und den USA – ist derzeit der heißeste Tipp der Musiklandschaft 2018! Ob Rolling Stone oder NME, von überallher wird mit sämtlichen Fingern auf die Band gezeigt. Die Truppe, deren Frontfrau die 17-jährige Orono ist, die vor dem ersten Superorganism-Auftritt noch nie auf der Bühne stand, hat klammheimlich mit ‚Something for your M.I.N.D.‘ eine Lunte gelegt, die die Band im Nu ins Gespräch brachte. Indie-Pop, eklektische Samplekunst, alternativen R’n’B hört man auf ihrem mit Spannung erwarteten Debüt. Da es lange weder eine Webseite noch ein Foto der Band gab, mutmaßten Fans, dies sei ein neues Gorillaz-Projekt – aber weit gefehlt. Die acht Kollektivmitglieder sind Musikfreaks, die sich durch sämtliche Genres fressen und sich als Pop definieren. Bezugspunkte sind M.I.A. genauso wie MGMT, Of Montreal, Pavement (Carrot Rope!) oder The Polyphonie Spree – mein Herz schlägt höher! [NINA KRÄNSEL]
Für Fans von: Gorillaz, Flaming Lips, Architecture in Helsinki
Link: www.wearesuperorganism.com
Aktueller Release:
‚Superorganism‘