Di, 27. Feb 2018
No Fake Shit!

No Fake Shit!

Awolnation im Interview

„Ich hoffe es, ist okay für dich, wenn ich vorher noch ein Ei esse?“ – Zugegeben, ein etwas ungewöhnlicher Start in ein Interview mit einem der großen Popstars unserer Zeit. Doch Aaron Bruno hat mit seinem Projekt Awolnation auch musikalisch noch nie den gängigen Konventionen entsprochen. Ein Gespräch über Ehrlichkeit in der Musik und große Songs. For real!

Auf deinem neuen Album finden sich zwei Hauptcharaktere wieder: Wer sind die „Runts“ und wer der „Buffoon“?

Die Runts (dt. Zwerge) sind du und ich. Jeder, der versucht, das Beste aus den Auf und Abs des Lebens zu machen. Der Buffoon ist das Gegenteil davon – der Teil unserer Persönlichkeit, der für negative Emotionen wie Eifersucht oder Wut zuständig ist. Auf meiner neuen Platte „Here Come The Runts“ ist es das Ziel der Runts, diese Negativität zu überwinden, also diesen Zug zu stoppen, wie es im letzten Song „Stop that Train“ heißt.

Im Song „Passion“ forderst du mehr Leidenschaft ein. Fehlt sie dir heutzutage in der Musik und bei den Menschen im Allgemeinen?

Nein, es gibt genug Leidenschaft da draußen. Die Frage ist, ob sie gut oder schlecht eingesetzt wird.

Was ist deine größte Leidenschaft abseits der Musik?

Surfen! Und die Liebe zu meiner Familie.

Wer ist dein persönlicher musikalischer „Miracle Man“?

Da wäre zum einen Jeff Lynne vom Electric Lights Orchestra. Zum anderen der Produzent Rick Rubin, mit dem ich mittlerweile befreundet bin. Außerdem noch Kurt Cobain und Townes Van Zandt. Das sind für mich musikalische Wundermänner.

In dem Song sagst du auch, dass du dich wohl mit dir fühlst. Bezieht sich das auf dich als Person, als Musiker oder beides?

Wahrscheinlich beides. Ich fühle mich vor allem wohl damit, zu sagen, dass ich nicht immer erklären kann, was in der Welt vor sich geht. Dass es okay ist, Autoritäten zu hinterfragen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, es gibt eben auch grau. Ich hasse es, wenn Menschen sagen: „Du bist entweder für oder gegen uns!“ – sei es in der Politik oder im alltäglichen Leben. Ich will den Leuten klarmachen: Es ist in Ordnung verwirrt zu sein und manchmal einfach nicht zu wissen, was man nun denken soll.

Wie lange hat es gedauert, bis du dich mit den neuen Songs wohlgefühlt hast?

Ich hatte durch die Arbeit mit anderen Künstlern schon vorher eine klare Vorstellung davon, wie die Platte klingen soll. Daher ging die Arbeit allgemein recht schnell voran.

Im letzten Interview mit VOLUME hast du gemeint, du hättest „Run“ mit einer gewissen „Ich-gegen-die-Welt“-Einstellung geschrieben. Wie war es dieses Mal?

Mittlerweile ist so etwas wie ein Sammelalbum mit Aussagen von mir entstanden, an die ich in Interviews immer erinnert werde. (lacht) Aber das ist okay. Es hört sich jedenfalls ziemlich angepisst an. Ich habe mich alleine gefühlt, als ich „Run“ gemacht habe. Bei diesem Album war es anders: Alle Mitwirkenden waren eher eine Bewegung von Leuten, die alle das gleiche Gefühl während der Arbeit hatten. Dadurch war ich auch angespornt, bessere Songs zu schreiben und Texte, mit denen sich das Publikum besser identifizieren kann. Ich wollte, dass sich die Songs größer anhören – aber nicht im kommerziellen Sinn. Ich wollte einfach einen besseren Sound und der kommt automatisch, wenn echte Musiker am Werk sind – und nicht nur Computer. Das Album hat dadurch einen menschlichen Touch bekommen. Ich bin nicht mit dem Gedanken ins Studio gegangen, „lass uns große Hits schreiben“, sondern ich wollte einfach Songs aufnehmen, die ich liebe.

Apropos Computer … dein neues Werk soll keine GMO-Platte sein. Es soll alles echt sein. Wie viel Echtheit findet sich heutzutage noch in der Musik?

Es ist mir wichtig, zu sagen, dass es zurzeit ein paar wirklich großartige Bands da draußen gibt, wie St. Vincent oder The War on Drugs. Ich mag Tame Impala sehr gerne, auch Alt-J ist super. Aber: Die meisten großen Radiohits heutzutage sind mit Studiotricks bearbeitet. Die Stimmen sind meist nicht echt, sondern per Auto-Tune bearbeitet – also eine Mogelpackung. Ich profitiere bei meiner Arbeit natürlich auch von den neuen Technologien, keine Frage, aber ich bin stolz darauf, dass ich meine Stimme bisher nicht getuned habe. Ich bin sicher nicht der beste Sänger auf dieser Welt, aber ich verspreche, meine Musik ist so ehrlich, wie es nur geht.

Fehlt dir somit auch ein bisschen die Ehrlichkeit?

Nun ja, in den meisten populären Radiosongs heutzutage gibt es keine echten Vocals. Die sind alle bearbeitet, da der Sänger nicht singen kann. (lacht) Das ist einfach ein Witz! Ich für meinen Teil will eine Band auf der Bühne sehen, die für ein echtes Erlebnis, eine Erfahrung sorgt und nicht Playback zu irgendwelchen Tracks spielt.

Was können wir dann von den „Runts“ erwarten, wenn sie im März in Österreich aufschlagen?

Better watch out! (lacht) Es wird eine tolle, energiegeladene Show! Die ersten beiden Alben waren Studioalben, wobei ich die Songs live noch einmal heavier arrangiert habe. Dieses Mal hat diese Live-Energie auch den Weg auf die Platte gefunden, also dürfte es keinen mehr überraschen, dass wir auf der Bühne eine echte Rockband sind.

Blow our minds! Wir freuen uns drauf!