Dixi Love

(Un)Entbehrliches Wissen #63

Auf einem Festival zu viel getrunken zu haben, kann ein beschissenes Gefühl sein. Über die psychologischen Folgen lässt sich philosophieren, eine der biologischen ist leider schwerer zu ignorieren als gelallte Schlachtgesänge und mit Gaffa entwachste Augenbrauen. Was rein muss, muss auch irgendwann wieder raus – die Odyssee zu den Dixiklos beginnt …

Die sengende Sonne knallt bereits den ganzen Tag vom Himmel, für ausreichende und wohldosierte Hydrierung ist bereits seit 10 Uhr morgens gesorgt. Irgendwann findet man sich verwirrt, und vollkommen überfordert mit den eigenen Körperfunktionen, in einer überfüllten Zeltstadt wieder. Weit und breit bietet sich keinerlei offensichtliche Gelegenheit für eine akut notwendige Blasenentleerung. Hat man sich erst einmal halbwegs orientiert, beginnt der Wettlauf gegen die biologischen Grundbedürfnisse, die immer intensiver spürbar zu sein scheinen, je mehr man darüber nachdenkt.
Ein männlicher, mit Flüssigkeit gefüllter Mitstreiter spricht es laut aus: „Oida, i bin so brunzig.“ Als er sich daraufhin in männlichpraktischer WC-Manier beim Versuch, das nächstgelegene fremde Zelt zu schänden, positioniert und dort mit Schimpf und Schande vertrieben wird, bleibt auch ihm nur die Möglichkeit, deren alleinige Vorstellung vor allem bei Frauen auf Festivals ein kurzes Naserümpfen auslöst – das Dixiklo.
Im Jahre 1973 erfand der in Deutschland lebende, scheinbar etwas gehemmte und unter Verdauungsproblemen leidende amerikanische Soldat Fred Edwards eine Möglichkeit, seine Notdurft verrichten zu können, ohne sich der hämischen Blicke seiner Kameraden aussetzen zu müssen. Eine mobile Toilette, bestehend aus Brettern als Sichtschutz, einem Pissoir und einem Behälter mit einem dunklen, unheilvollen Loch sorgte in verdauungstechnischen Notfällen für die notwendige Privatsphäre. Diese revolutionäre Erfindung war definitiv kein Griff ins Klo, der Erfinder schwelgte in der Dankbarkeit der Weltbevölkerung und das Dixiklo erlangte internationale Popularität.
Mittlerweile gibt es die unterschiedlichsten Ausführungen und Versionen der mobilen Toilette, das Grundprinzip ist aber nach wie vor dasselbe geblieben. Wer eine bestimmte erinnerungswürdige „Breaking Bad“-Folge gesehen hat, weiß, dass es noch mehr am Grund des dunklen Lochs gibt, als die Schnuppernase zuerst erahnen mag. Durch verschiedenste Chemikalien mit bedrohlich ätzend klingenden Namen wie Formaldehyd, Glutaraldehyd oder quartäre Ammoniumverbindungen sollen Geruchsbildung reduziert und Bakterien erstickt werden.
Die Gefahr, erstickt zu werden, besteht übrigens auch für Menschen, vor allem in Kombination mit Fäkalien, die die giftigsten Dämpfe entwickeln und dort jemanden langsam aber sicher töten können. Also bitte denkt nächstes Mal etwas nach, bevor ihr aus Spaß ein Dixiklo verrammelt und umwerft, denn eine entwürdigendere Art und Weise, diese Welt zu verlassen, gibt es wohl kaum.
Auf Festivals können wir uns natürlich glücklich schätzen, vor allem in richtig beschissenen Situationen und unter größtem Druck, auf die mobilen Toiletten zurückgreifen zu können.
Trotz der täglich zu beobachtenden, vom Großteil der Festivalbesucher zeitlich perfekt abgestimmten Massenanstürme, der florierenden und voll funktionstüchtigen Partnervermittlung während der Wartezeiten (irgendwas mit „Ich zeig dir mein Innerstes“) und der spontanen Mutation der eigenen Person zu einem Etwas, das während der zwei Minuten im Inneren keinen Sauerstoff benötigt und zum hockenden Weltmeister werden könnte, schätzen wir diese Erfindung im Endeffekt doch sehr.
Wir alle wären doch froh, immer ein WC-Erlebnis zu haben, das einen nicht mit einem Gefühl zurücklässt, man müsse danach in den nächstgelegenen Bach springen, um seine Seele zu reinigen. Ein kleiner Appell an euch alle – sorgen wir doch dafür.

Some Random Facts

  • Dixiklos sind meist aus blauem Kunststoff.
  • Vegetarier haben in ihrem Darm mehr als doppelt so viel Inhalt wie Fleischesser: im europäischen Durchschnitt 300 bis 400 Gramm pro Sitzung.
  • Der Mist, der von den Elefanten im Schönbrunner Zoo produziert wird, wird als „Elefantenglück“ verkauft.
  • In Saudi-Arabien sind Barbiepuppen illegal.
  • Die Erbse ist das älteste bekannte Gemüse.