Do, 16. Mrz 2017

Punkrock Kegelscheiben V

Musicnews 16.03.2017

Spätestens seit der Etablierung des berühmten Punkrock Bowlings in Las Vegas als jährlicher Treffpunkt für Szenegrößen sowie Kegel- und Punkmusikfreunde dürfte klar sein: Die Kombination Punkrock und Kegelscheiben ist ein perfekter Strike! Auch in Wien wird an diesem Samstag noch einmal gekegelt, dass die Banden nur so tscheppern – doch es soll das letzte Mal sein.

Nach fünf aktiven Jahren mit 18 Vinylveröffentlichungen und etwa 80 veranstalteten Konzerten, hauptsächlich heimischer aber auch internationaler Punkrockbands, sagt das Wiener DIY-Punkrock-Label Schall & Rauch Platten leise Servus. Zum allerletzten Mal lädt man deshalb zum inzwischen allseits beliebten Punkrock Kegelscheiben.  
Labelchef und Kegelprofi Klaus hat VOLUME zu diesem traurigen wie freudigen Anlass Rede und Antwort gestanden:

Klaus, wieso verabschiedet sich Schall & Rauch Platten nun nach fünf Jahren?

Unser Antrieb, das Label zu machen und die unzähligen Konzerte zu veranstalten, war immer die Leidenschaft dahinter. Es hat immer wahnsinnig großen Spaß gemacht, eine richtige Schallplatte in den Händen zu halten, die man selbst herausgebracht hat bzw. bei einem Konzert entweder in der letzten Reihe zu stehen und zu beobachten wie einige Menschen (mal mehr, mal weniger) eine gute Zeit haben oder lieber noch, selbst mitten in dem wilden Haufen herumzuspringen. Mit den Jahren hat sich dann aber doch die alte Sau Routine eingeschlichen. Es haben sich gewisse Abnützungserscheinungen bemerkbar gemacht und die Lust ist ein klein wenig der Pflicht gewichen. Nach einer längeren Bedenkzeit haben wir dann schlussendlich die Entscheidung getroffen, lieber aufzuhören, solange es noch Spaß macht, um diese, teils auch intensive, Zeit in ausschließlich guter Erinnerung zu behalten.

Welche waren deine drei größten Highlights aus dieser Zeit?

Das erste Mal wird natürlich immer in Erinnerung bleiben. Daher ist ein Highlight sicher der 1. Glorreiche 7“-Klub, denn wir Anfang 2012 mit Astpai und Ants gemacht haben. Die erste richtige Schallplatte, die damals auch noch in augenbetäubendem zitronenfaltergelb gehalten war, in Kombination mit den beiden sehr gut besuchten Konzerten in meinen Lieblingslocations, dem Musichouse in Graz und der Arena in Wien, hatte durchaus einen motivierenden Effekt. Aufregend war natürlich auch die Zusammenarbeit mit den Swingin’ Utters, einer meiner internationalen Lieblingsbands, die sich ebenfalls 2012 zu einem Glorreichen 7“-Klub mit Wham Bam Bodyslam überreden ließen. Und in Sachen Konzerte war sicher jedes Jahr das Punkrock Kegelscheiben eines der Highlights, dass immer eine 2-tägige Party mit Spiel, Spaß und Spannung und den nettesten Menschen und Bands war.

Womit wirst du dir nun die Zeit vertreiben? Hast du neue Projekte in Planung? 

Momentan genieße ich es sehr, nichts zu tun bzw. nichts tun zu müssen – aber die nächsten größeren Projekte sind natürlich schon geplant. Ich möchte den 1929 aufgestellten Rekord einer Weltumrundung im Zeppelin überbieten und danach habe ich vor, mich mit einem Fachgeschäft für Baumhausbauzubehör sesshaft zu machen. Es bleibt also spannend.

Bevor es soweit ist, wird es am Samstag auch noch einmal spannend! Mit welchen Highlights wird der Abschied gefeiert? 

Wie bereits erwähnt, war das alljährliche Punkrock Kegelscheiben immer ein Highlight. Was läge daher also näher, als gemeinsam mit diesem Klassiker den Abschied zu feiern. Am Samstag, den 18. März, wird ab 14:00 in der Freizeitoase in der Kendlerstraße 38 gemeinsam gekegelt und ab 20:00 findet das Abschiedskonzert im Bach statt. Um schon mal schön langsam auf das Ende vorzubereiten, wird das Konzert heuer erstmal nur an einem Abend statt an zwei stattfinden. Für die frühen Vögel gibt es bis 20:30 einen billigeren Wurm an der Abendkassa und für alle Vögel gibt es alle unsere noch lagernden Platten um eine freie Spende – damit sie nicht weiterhin in unserem Keller herumstauben müssen, sondern von euch gehört werden können.

Schöner kann Abschied kaum werden. Doch wie steht es deiner Meinung nach 2017 um die österreichische DIY-Szene? 

Eine schwierige Frage, die ich wohl nicht ausreichend kompetent beantworten kann. Es passiert wohl schon einiges, natürlich vor allem in Wien, aber auch in Graz – vom Rest bekomme ich leider nicht so viel mit. Ich habe aber nach wie vor das Gefühl, dass viele sich ihr eigenes Süppchen kochen und ein wenig an Gemeinschaftsgefühl vermissen lassen. Meinen vollsten Respekt verdienen aber nach wie vor alle Veranstalterinnen und Veranstalter, die es sich trotz widrigster Umstände, wie harte Arbeit, karger Lohn und meist recht überschaubare Zuschauerzahlen, nicht nehmen lassen, regelmäßig kleine Shows für tourende Bands auf die Beine zu stellen und somit einen wichtigen Beitrag nicht nur für die heimische, sondern auch für die internationale Szene leisten, ohne den die allermeisten Bands gar nicht die Möglichkeit hätten auf Tour zu gehen und somit gezwungen wären, immer nur im Dunstkreis ihrer Heimatstädte zu spielen. Was natürlich umgekehrt genauso bedeuten würde, dass wir KonsumentInnen immer nur die gleiche Handvoll an Bands aus unseren Nachbardörfern sehen würden.

Du hast in diesem Zusammenhang auch deinen Beitrag geleistet. Doch wie oft hast du die Kegeltrophäe schon selbst mit nach Hause genommen?

Unser Kegelteam hat von Anfang an eine langsame, aber kontinuierliche Steigerung erlebt. Im ersten Jahr sind wir unglücklich in der ersten Runde ausgeschieden, im zweiten Jahr in der zweiten Runde, danach konnten wir schon eine bronzene 7“-Medaille ergattern und im letzten Jahr haben wir das schier Unmögliche geschafft und konnten doch tatsächlich den heiß begehrten Pokal abstauben. Abgestaubt wurde er inzwischen übrigens schon lange nicht mehr. Das bedeutet also, dass wir in diesem Jahr nur sehr tief fallen können – was mir jetzt schon schlaflose Nächte bereitet und mich wünschen lässt, ich hätte bereits letztes Jahr damit aufgehört. Die wichtigste Regel, die wir immer streng befolgt haben, ist natürlich das strenge Trainingsverbot im restlichen Jahr. Denn, und das weiß ja jedes Kind, wer trainiert – verliert!

Wir drücken die Daumen! Möchtest du zum Abschied noch etwas loswerden?

Ein großes Dankeschön an alle, die uns und unsere Bands über die letzten Jahre hinweg unterstützt haben, unsere Platten gekauft haben und auf Konzerte gegangen sind. Macht das bitte auch weiterhin, sonst werden wir bald keine sogenannte Szene mehr haben!

Ihr habt es gehört: Ab zum Punkrock Kegelscheiben am Samstag im Bach! Hier der Timetable im Überblick: 

  • 20:30 Deadends
  • 21:30 Migre Le Tigre 
  • 22:30 Siegerehrung des Kegeltuniers
  • 22:45 Bambix
  • 23:45 Wham Bam Bodyslam
  • 00:30 DJs Waltraud & Beidlsatan