Ein Spiel ohne Regeln ...

Let's Talk About Sex #60

Natürlich ist die Tatsache jedem bekannt, aber wer spricht es gerne laut aus? Je länger wir mit einem Menschen zusammen sind, desto mehr verliert er von seiner Anziehungskraft auf uns. Zumindest bei 90% aller Paare ist das der Fall. Doch was ist mit den restlichen 10%? Sind das die auserwählten Glückskinder, die in einer offenen Beziehung leben, oder wurde ihre Liebe etwa durch einen Seitensprung neu entfacht?

WARUM TRADITIONELLE BEZIEHUNGSKONZEPTE DIE LIEBE ERSTICKEN …

Die ganze Misere beginnt damit, dass gleich zu Beginn einer festen Beziehung eine unsichtbare Beziehungsrahmenvereinbarung aufgesetzt wird, in der ein gewünschtes Verhalten beider Partner festlegt ist. Egal, ob konventionelle Beziehungsmuster oder emanzipierte Konzepte, wie Polyamorie und Polygamie: Sie alle haben der Liebe Grenzen gesetzt. Unnatürliche Kompromisse dienen dazu, das erstickende Gefühl der Einsamkeit und Sehnsucht zu verschleiern.
Sehnsucht resultiert immer aus dem Gefühl des Getrenntseins. Diese Trennung hat jedoch nicht außen, sondern in unserem Inneren stattgefunden. C.G. Jung spricht von Anima und Animus, für all die Eso-Freaks auch Yin und Yang genannt. Gemeint ist, dass jeder Mensch eine männliche, wie auch weiblich Seite innehat. Gelebt wird häufig – zum Schaden unseres seelischen Gleichgewichts – nur eine der beiden.
Es geht um die männlichen und weiblichen Gegensätze, die vereint werden müssen, um dauerhaftes Liebesglück finden zu können. Diese Kommunion der Polaritäten führt zu einem Paradigmenwandel, von dem sowohl die Sexualität, als auch der Beziehungsalltag betroffen sind.

WAS SICH ÄNDERT …

Du wirst alle Erwartungen, wie eine Beziehung auszusehen hat, über Board werfen. Beschwingt und frei spazierst du auf dem fruchtbaren Boden der Toleranz. Du kannst den anderen in seinem Sein annehmen, ohne ihn verändern zu wollen. Du liebst bedingungslos und machst keine Anstalten mehr, deinen Partner in Ketten zu legen und seiner Freiheit zu berauben.
Der Sex verliert seinen animalischen Charakter und transformiert sich zu einem meditativen Akt, der aufgrund seiner Intensität das Verschmelzen mit dem Leben selbst ermöglicht. Der andere ist kein Werkzeug, um deine tierischen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern lässt dich über sie hinauswachsen.
In traditionellen Beziehungen wird dem Partner, aus Angst ihn zu verlieren, immer nur ein begrenztes Recht auf Freiheit zugesprochen. Es darf aber nicht darum gehen, ein Besitzrecht geltend zu machen, sondern ihn immer wieder aufs Neue freizulassen. Er soll seiner inneren Stimme folgen. Falls ihn diese Stimme zu jemand anderem führt, dann darf auch das sein. Wer bist du schon, um entscheiden zu können, was ein anderer Mensch zu tun oder lassen hat? Ist ein Mensch in seinem ganz sein angekommen, verliert polygames Verhalten sowieso seinen Reiz.
Jeder Kompromiss, jedes Sackgassen-Beziehungskonstrukt, egal wie emanzipiert es auch sein mag, ist ein Korsett der Erwartung, in dem einem lebendigen Wesen die Luft zum Lieben geraubt wird. Sie verführen uns dazu, die Verschmelzung mit anderen Menschen anzustreben, anstatt die innere Kommunion unserer beiden Hälften zu erfahren. Es geht darum, ganz zu sein, und nicht ein Ungleichgewicht mit einer „besseren Hälfte“ zu kompensieren. Erst, wenn zwei vollständige Individuen aufeinandertreffen, ist wahre Liebe möglich.
Die Liebe ist ein Spiel ohne Regeln! Fang an, es zu spielen und du wirst wissen, was gemeint ist!