Dritter Welt Sieg

Supernackt #60

Krieg kennt keine Gewinner. Sagen die einen. Krieg macht uns zu Gewinnern. Sagen wir.

Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten

Seit Anbeginn unserer Zeit folgen wir einem territorialen Herrschaftsprinzip. Die größte Keule, um die größte Anhängerschaft herbei zu prügeln, bringt das größte Einflussgebiet. Mittlerweile müssen wir uns aber nicht mehr auf die Brust trommeln und mit bloßen Händen die Gegner zu Brei schlagen, sondern in Stellvertretung zur reinen Muskelkraft haben wir präzise, effektive und tödliche Waffen entwickelt, die, gemütlich von der Couch aus gesteuert, jeden Quadratzentimeter auf der Welt gezielt vernichten können. Mehr Waffen, mehr Macht, mehr Geld für Waffen. Präventiv haben wir die Voraussetzungen geschaffen, alles in Schutt und Asche legen zu können. Eine Weltpolitik, basierend auf Drohszenarien, bestimmt das globale Zusammenleben. Angst macht gefügig. Trommel.
Dabei folgen wir dem natürlichen Lauf der Dinge. Es braucht Zerstörung, damit Neues entsteht und gedeiht. Eine Gewaltspirale, verankert in der Doppelhelix unserer DNA. Wir bauen auf, wir zerbomben, wir bauen wieder auf. Phönix aus der Asche. Reinigende Sintfluten, wie wir sie aus den heiligen Schriften kennen. So wahr uns Gott helfe. Allahu Akbar. Wir formen Gesellschaften, Landschaften, Kulturen. Wir verständigen uns über Waffen, kommunizieren mit Projektilen und unterstreichen unsere Argumente mit Bomben. Unseren Feinden verkaufen wir ebensolche rhetorische Grundausrüstungen, nur um sie dann wegzuballern. Ein Geben und Nehmen. Verdienen tun wir. Krieg als lukrative Diskussionsform und reinigende gesellschaftliche Psychohygiene.
Gewalt ist keine Lösung? Gewalt ist die einzige Lösung, die global verstanden wird. Alle reißen die Fresse auf, glauben sie haben was zu sagen, bis sie eine drauf bekommen. Die degenerierte Masse kann dem Anspruch „Das Recht geht vom Volk aus“ nicht Genüge tun. Wenn wir, einige wenige Hochentwickelte, es kaum schaffen, die komplexen Wirren der Welt nach unseren Geschicken zu lenken, wie soll so ein verblendeter, unkoordinierter und heterogener Sauhaufen wie ihr es können? Eure Aufgabe ist eine andere. Ihr seid der Motor der Gesellschaft, den wir, bequem sitzend, bergauf zur Spitze peitschen. Heult ruhig auf. Wir wollen ganz nach oben. Denn von strategisch erhöhten Positionen ist es am leichtesten Krieg zu führen.
Der dritte Weltkrieg steht vor der Tür. Er wird kurz und heftig. Gemütlich von der Couch aus, verborgen in unseren gesicherten Luftschlössern. Wir freuen uns schon darauf, danach das Fell zu teilen, während wir uns auf die Brust trommeln. Noch mehr Reichtum für noch weniger Menschen. Es siegt gut aus. Die Gewinner bekriegen alles.