Mi, 24. Dez 2008

Die 68er Story

68 – Sex, Demonstrationen und viel Musik
Eine Auffrischung ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Jedes, aber wirklich jedes Mal, wenn irgendein Spezialthema die Medien belagert, kommt mir das Kotzen. Diesmal ist des 68er Jahr. 1968 jährt sich, „68 rules the media“. „68“ platzt mitten in die Spargelsaison und wird mit abgedroschenen Dokus, pseudo innovativen Inter views und totem Gedruckten wieder belebt. Mich aber interessiert die ewige Frage: „What the fuck was going on?‘ Alis gleich zum Thema: Sex! Pempern bis zum umfallen!

„Die 68er-Generation hatte das Gefühl: Alles ist möglich. Alles!“ Rainer Langhans

Praktisch, wenn man das dort macht, wo man wohnt. Und weil traute Zweisamkeit nicht grad nach heißen Nächten klingt, holt man sich seine fickfreudigsten Bekannten gleich zu sich nachhause und gründet mit ihnen eine Kommune. 

Besonders cool funktioniert so eine WG, wenn man das Sexsymbol der Zeit für sein Projekt gewinnen kann. Was gar nicht so unwahrscheinlich war, denn „die 68er-Generation hatte das Gefühl: Alles ist möglich. Alles!“ Rainer Langhans hat deshalb gleich mal bei Uschi Obermaier auf den Busch geklopft, was ihr offensichtlich gefallen hat, denn sie hat prompt zugesagt. Was Rainer ihr allerdings ver schwiegen hat war, dass die anderen Bewohnerinnen ziemlich radikal feministisch waren. Auf Demos gehen war aber nicht so Uschis Ding. 

„Ich habe mich nie als Groupie verstanden. Ich fand nun mal Musiker gut, weil sie gesetzlose, kreative Männer sind.“ Uschi Obermaier

Mehr schon ihre Dinger in die Kamera berühmter Fotografen wie Helmut Newton zu halten. Oder dem Musik-Olymp, der damals von Mick Jagger und Jimi Hendrix bevölkert wurde, einen Besuch abzustatten. Doch sie hat sich „nie als Groupie verstanden.“ Sie „fand nun mal Musiker gut, weil sie gesetzlose, kreative Männer sind.“ Um aber in der WG gegen die anderen Weiber nicht abzustinken, hat sie statt des feministischen einen femininen Zugang gewählt: Sie hat den Abwasch verweigert.

‚Ich habe noch 1970 in mein Tage buch geschrieben: ‚Ich verstehe die Frauenbewegung nicht, die lenkt doch von den wirklich wichtigen Fragen ab.‘ Jane Fonda

Eine, die es geschafft hat beides unter einen Hut zu bringen – geile Filme zu drehen und sich politisch zu engagieren – war Jane Fonda. Wobei ihr Diskussionen um die grundsätzliche Berechtigung des Vietnamkriegs essenziell wichtiger schienen als solche um häusliche Querelen. So vertraute sie auch im Jahr 1970 ihrem Tagebuch an: „Ich verstehe die Frauenbewegung nicht, die lenkt von den wirklich wichtigen Fragen ab.“ Genau! Deshalb zurück zum Vögeln.
  

Es war ja nicht jedermanns Sache gleich so etwas fixes wie eine Wohngemeinschaft zu gründen. Manche wollten ihre Freiheit genießen, mit freier Liebe unter freiem Himmel und Blumen im Haar. Blumen waren ja auch ein ganz wichtiges Thema damals. Vor allem Cannabis war eine Flower voller Power, die sich äußerster Beliebtheit erfreute. Sie wurde nicht nur rauch technisch verarbeitet, sondern auch filmisch. Typen wie Cheech und Chong hielten sie des Öfteren in die Kamera.Aber was ist heute noch davon übriggeblieben?

„Meine lieben Genossen aus der ‚Kommune I‘ haben das damals so formuliert: Der hat sich von dem Fotomodell Uschi Obermaier alles Politische aus dem Kopf ficken lassen.“ Rainer Langhans

Die ursprüngliche Wohnung der ‚Kommune I“ kann man monatsweise mieten. Nur die Freunde muss man sich selber mitbringen. Die reagieren aber auch nicht immer lässig auf so eine Idee. Rainer Langhans beschreibt das so: „Meine lieben Genossen aus der ‚Kommune I‘ haben das damals so formuliert: Der hat sich von dem Fotomodell Uschi Obermaier alles Politische aus dem Kopf ficken lassen.“ 

Frauen gibt’s auch immer noch, sowohl solche, die den Abwasch verweigern als auch solche, die zu Sexsymbolen werden. Hanfpflanzen wurden weiter kultiviert, auch von Stars. Mit freundlichen Grüßen drehen die „Fantastischen Vier“ THC in OCB. Auch zur Spargelsaison.