Mi, 13. Apr 2016

Millionenspiel statt Kinderjause

Ewald Tatar im Interview

2016 veranstaltet Ewald Tatar zum zwölften Mal das Nova Rock Festival in Nickelsdorf. Angefangen hat alles vor knapp 30 Jahren mit einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium und dem Durchlaufen aller Arbeitsbereiche in Wiesen – vom Plakatierer bis zum Programmdirektor. Mittlerweile zählt der blonde Burgenländer zu den wichtigsten Konzertveranstaltern in Österreich. Ewald Tatar hat VOLUME ein aufschlussreiches Interview gegeben. Hier folgt der erste Teil…

Hunter S. Thompson hat mal gesagt: ‚Das Musikgeschäft ist eine gemeine und hohle Geldgrube – ein langer Flur aus Plastik, in dem Diebe und Zuhälter frei herumlaufen und gute Männer wie die Hunde sterben. Es hat auch eine negative Seite…‘ – kannst du das bestätigen?

(lacht) Natürlich gibt es bessere und seriösere Jobs als in der Musikindustrie. Aber es existieren mit Sicherheit noch tiefere Schlangengruben als das Konzert- bzw. Veranstaltungsgeschäft.

Das erste Konzert, das Ewald Tatar selbst veranstaltet hat?

Nachdem ich zwischen 1991 und 2004 im Angestelltenverhältnis für andere ohne eigenes Risiko gebucht habe, war mein erstes selbständig veranstaltetes Konzert von Candy Dulfer am 18. Jänner 2004 in der Wiener Arena. Damit habe ich damals kein Geld verdient…

Die erste Show gleich ein Rückschlag?

Nein, so bitter war es nicht. Denn ich habe erstens mit diesem Ergebnis gerechnet, zweitens war damals schon klar, dass weitere lukrativere Shows folgen werden. Ich bin sozusagen mit einem Unentschieden in meine Veranstalterkarriere gestartet.

Über Geld spricht man nicht, aber wann hast du verstanden, dass dieses Business ein Millionenspiel ist?

Ich bin mit dem Schilling aufgewachsen. Als ich ein Offert in der Höhe von einer Million Euro, also gut 14 Millionen Schilling, wegschicken wollte bzw. musste, habe ich mich lange nicht getraut, auf Senden zu drücken. Spätestens in diesem Moment war mir klar, dass das Veranstaltungsgeschäft keine Kinderjause ist…

Dass Musiker heutzutage ihr Geld primär aus den Einnahmen von Konzerten verdienen, ist kein Geheimnis. Wie lange wird es dauern, bis die sich stetig aufblasende Gagenblase platzt?

Ganz einfach: Solange es irgendwo auf dieser Erde Veranstalter gibt, die diese Gagen zahlen, geht alles weiter wie gehabt. Ob global gesehen alle Unternehmer diesen Kurs auf Dauer mitgehen können oder wollen, wird sich herausstellen. Fakt ist: Das Konzertgeschäft floriert nach wie vor, die Konkurrenz wird größer und es kommen immer neue, spannende Bands dazu.

Auch der Festivalmarkt ist heiß umkämpft, es wird von einem Markteintritt vom Branchenriesen Live Nation in Österreich gemunkelt? Wie viel Festival verträgt dieses Land noch?

Meiner Meinung nach gibt es jetzt schon zu viele Festivals am österreichischen Markt und ich denke, dass es in der nächsten Saison, also 2017, wieder weniger werden. Etablierte Marken und Nischenveranstaltungen haben es im Konkurrenzkampf etwas leichter, für neue Festivals wird das Buhlen ums zahlende Publikum eine größere Herausforderung.

Im nächsten VOLUME der zweite Teil des Interviews: Ewald Tatar über Wiesen, Voices for Refugees und das Nova Rock 2016.