Mi, 13. Apr 2016

Barfuß am Klo

AnnenMayKantereit im Interview

AnnenMayKantereit sind Christopher Annen, Henning May, Severin Kantereit und Malte Huck. Warum letztgenannter Musiker nicht mit im Bandnamen steht, wird zwar oft gefragt, spielt aber keine Rolle. Fakt ist: Die vier Jungs aus Köln stehen mit ihrem Album ‚Alles Nix Konkretes‘ vor dem großen Durchbruch im deutschsprachigen Musikraum. Liegt es am barfüßigen Sänger Hennig May und seiner Stimme, eine Mischung aus Udo Lindenberg und Rio Reiser? Haben die Beatsteaks einfach immer den richtigen Riecher für vielversprechende Newcomer? Ist Pocahontas an allem schuld? Wer darf sich als ‚größter Fan von AnnenMayKantereit‘ bezeichnen? VOLUME hat um Antworten gebeten…

Was werden AnnenMayKantereit in Interviews zu oft gefragt?

Christopher Annen: Absoluter Spitzenreiter in unserer Hitparade der häufig gestellten Fragen: ‚Warum kommt Bassist Malte Huck nicht im Bandnamen AnnenMayKantereit vor?‘. Unsere Antwort lautet weiterhin: Es stand nie zur Debatte und ist für uns auch heute kein Thema!

Sitzt ihr dafür zu viert barfuß am Klavier?

Henning May: Auch ein Interviewklassiker! Aber vielleicht lässt sich das Ganze endgültig aufklären. Was für eine Überraschung: Es handelt sich hierbei um eine Metapher. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, jemals barfuß Klavier gespielt zu haben. Mit diesem Text will ich ausdrücken, dass es vielen von uns heutzutage sehr schwer fällt, sich anderen Menschen ganz zu öffnen. Auch wenn wir vielleicht barfuß Klavier spielen können und dort etwas von uns preisgeben, sind wir dennoch nie komplett nackt. Höchstens eben barfuß…

Welche Beziehung pflegst du zur Indianerprinzessin Pocahontas?

Henning May: Pocahontas ist der Spitzname einer Frau, die der Indianerprinzessin aus dem gleichnamigen Film sehr ähnlich sieht und in die ich sehr lange sehr verliebt war.

Reißt so ein Song nicht immer wieder aufs Neue alte Wunde auf?

Henning May: Das Lied ist schon ein wenig älter, ich komme mittlerweile besser damit klar. Es gab aber Momente, wo ich „Pocahontas“ kurzfristig von der Setlist streichen musste – zum Beispiel bei unserem letzten Gastspiel in Innsbruck, als die Situation mit der betreffenden Frau noch nicht richtig abgeschlossen war. Ich will nicht heulen auf der Bühne, das macht niemandem Spaß.

Bekommst du Feedback von der jeweiligen Person, über die du einen Text verfasst?

Henning May: Unterschiedlich! ‚Pocahontas‘ hat reagiert. Wie, behalte ich für mich. Die Frau, um die es in ‚Barfuß am Klavier‘ geht, weiß wahrscheinlich gar nicht, dass es AnnenMayKantereit gibt.

Lebt die Dame hinterm Mond? AnnenMayKantereit sind im deutschsprachigen Musikraum gerade allgegenwärtig. Wann habt ihr realisiert, dass nichts mehr so ist, wie es früher einmal war?

Severin Kantereit: Da gibt es nicht diesen einen besonderen Moment, sondern alles ist kontinuierlich in verschiedenen Schritten passiert. Wir sind seit gefühlten drei Jahren auf Tour und hatten dabei auch nicht die Zeit bzw. die Lust, uns selbst abzufeiern.
Henning May: Spätestens wenn du beim Scheißen einen Song von dir im Radio hörst, ist die Kacke am Dampfen. Aber im positiven Sinn…

Wie fühlt man sich, wenn einen dann noch Helden wie die Beatsteaks feiern?

Christopher Annen: Die Beatsteaks nehmen einen ganz besonderen Stellenwert in unserem Bandleben ein, auch wenn jeder von uns einen anderen Zugang zu ihrer Musik hat. Sie haben uns damals einfach per Mail gefragt, ob wir mit ihnen touren wollen, weil ihnen unser Sound gefällt. Natürlich war diese Anfrage ein unglaubliches Kompliment und noch dazu eine einmalige Chance.
Henning May: Wenn dann auch noch die Chemie so stimmt wie zwischen uns und den fünf Herrschaften aus Berlin, macht das Spielen dann noch mehr Spaß.
Christopher Annen: Außerdem haben wir sehr viel von den Beatsteaks lernen dürfen – in allen Bereichen, die das Musikbusiness und das Leben auf Tour betreffen. Dafür sind wir Arnim und Co mehr als dankbar. Darum auch die spezielle Beziehung zu dieser Band und ihrer Crew!

Apropos speziell: Wer ist der größte bzw. verrückteste Fan von AnnenMayKantereit?

Malte Huck: Liebe Grüße an Chris!

Christopher Annen: Der gute Mann war im letzten Jahr auf mehr als 30 Konzerten von uns, stand dabei immer in der ersten Reihe und ist meistens schon gegen Nachmittag an der jeweiligen Konzerthalle. Mittlerweile kennt er unsere Crew fast schon besser als wir…
Henning May: Bestimmt nicht normal, dafür ein echtes Herzchen!

Mal sehen, vielleicht schafft er es ja auch zu euren anstehenden Shows in Österreich. Nachdem AnnenMayKantereit eine große Zukunft vorausgesagt wird: Wann erscheint der Song namens ’31, 32, 33′?

Malte Huck: Mit unserem Produzenten Moses Schneider haben wir den Deal, dass wir jetzt alle zehn Jahre eine neue Version von ‚21,22,23‘ veröffentlichen – ’31, 32, 33′ steckt schon in der Pipeline, mal schauen, wie lange wir dieses Spielchen durchziehen können.

Dann freuen wir auf ein langes Bandleben! Alles Gute für AnnenMayKantereit und bis bald in Österreich.