Mi, 2. Mrz 2016

Aus alt mach neu

a-ha im Interview

Nichts bleibt für die Ewigkeit, nicht einmal der Status einer 80er-Ikone. Oder vielleicht doch? Gute 30 Jahre nach ihrem Megahit ‚Take On Me‘ drehte das Trio aus dem hohen Norden den Zeiger noch einmal zurück und wagte 2015 nach der offiziellen Trennung 2010 den Neustart. Welche Ansprüche eine lange Musikerkarriere mit sich bringt, wie sich die Popindustrie seit damals verändert hat und wieso ‚Cast In Steel‘ kein typisches a-ha Album ist, hat uns Gitarrist Pål Waaktaar-Savoy im Interview verraten.

Jetzt mal ehrlich, wie fühlt man sich als Ikone? 

Oh Gott, nein! Ich würde mich keineswegs als Ikone bezeichnen. Man wird natürlich von Zeit zu Zeit daran erinnert, dass man auf eine lange Bandgeschichte zurückblicken kann. Aber wir versuchen mit kleinen Tricks immer wieder, den Zeiger zurückzudrehen – um neu zu starten. Nach unserer Trennung 2010 haben wir einfach wieder angefangen, gemeinsam zu spielen. Niemand wusste davon. Es gab keine Deadlines und nicht einmal wir selbst hatten eine Ahnung, wohin das führen würde.

Blickst du nostalgisch auf die 80er Jahre zurück? 

Ich bin sehr dankbar für die Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, wie sie geschehen sind und für die Menschen, die ich getroffen habe. Ich hätte meine Frau ohne a-ha nie kennengelernt. Sie ist aus Amerika, ich aus Norwegen und wir haben uns in London getroffen, während sie dort studierte und wir auf Tour waren. Viele Dinge passieren durch glückliche Zufälle. In punkto Musik haben wir uns damals vielleicht ein bisschen im Kreis gedreht, doch mit der Zeit gelernt, immer wieder frisch an die Sache heranzugehen.

Neue Zugänge zur Musik werden also mit dem Alter wichtiger? 

Als Songwriter bist du selbst dein schärfster Kritiker. Du arbeitest an einer Nummer und plötzlich fällt dir auf, dass du so etwas Ähnliches schon mal geschrieben hast. Man muss einfach immer aufpassen, dass man nicht immer denselben Weg geht.

Apropos älter werden … ‚Take On Me‘ feierte 2015 seinen 30. Geburtstag. Wie hat sich die Popindustrie seit damals verändert? 

Der größte Unterschied liegt natürlich darin, wie heute Musik produziert wird. Ein Album aufzunehmen war früher unglaublich kostspielig. Man hatte nur ein bestimmtes finanzielles und zeitliches Budget zur Verfügung. Heute kann jeder zu Hause am Computer Songs aufnehmen, diese immer wieder bearbeiten und verbessern. Davon haben wir früher nur träumen können. Gleichzeitig machen es diese unendlichen Möglichkeiten auch schwer, unter den unzähligen Musikern überhaupt gehört zu werden.

Hörst du die Musik deiner jungen Kollegen? 

Natürlich! Ich bin immer auf der Suche nach neuen Bands und liebe es, immer wieder neue Künstler zu entdecken. Ich habe wieder angefangen Vinyl zu sammeln – auch von jungen Bands. Es ist toll, dass Musiker wieder Platten produzieren.

Stichwort Platten – was wollt ihr mit ‚Cast In Steel‘ für die Ewigkeit in Vinyl bzw. in Stahl gießen? 

Wir wollen mit dem Titel im Prinzip genau auf das Gegenteil hinweisen: Nichts bleibt für immer gleich, alles verändert sich. Jeder Tag ist ein neues Kapitel deiner Geschichte.

Nichtsdestotrotz erinnert die Single ‚Forest Fire‘ an manchen Stellen stark an ‚Take On Me‘. Zufall?  

Nein, das war Absicht. So etwas würde uns nicht zufällig passieren. Nach so langer Zeit können wir den Song in und auswendig. Abgesehen davon haben wir aber viele Sachen ausprobiert, um die richtige Mischung aus alt und neu zu finden.

‚Cast In Steel‘ ist also kein typisches a-ha Album? 

Nicht unbedingt. Am Anfang unserer Musikkarriere haben wir alle zusammengewohnt. Wenn einer von uns an einem Song gearbeitet hat, konnten die anderen das hören. Jeder kannte somit die Nummern bereits, wenn wir ins Studio gingen. Ich lebe jetzt in New York, Magne und Morten in Norwegen. Wir mussten uns deshalb erst wieder in die Band von früher hineinfühlen, woraus ein Album entstanden ist, das drei verschiedene Seiten von a-ha zeigt.

Wir freuen uns drauf, alte und neue Hits am 2. Feburar 2018 unplugged zu hören!