Do, 29. Okt 2015

Kompakter Neustart

Sofa Surfers im Interview

Sofa Surfers sind Wolfgang Frisch, Markus Kienzl, Michael Holzgruber und Sänger Mani Obeya. ‚Scrambles, Anthems And Odysseys‘ heißt das erste Album nach dem Ausstieg vom langjährigen Bandmitglied Wolfgang Schlögl. VOLUME hat beim Wiener Quartett nachgefragt, wie sehr die Trennung noch schmerzt, was sich jetzt am Produktionsprozess zum neuen Album verändert hat, wie kreatives Crowdfunding funktioniert und wer der größte Fan der Sofa Surfers ist.

Pflichtfrage: Wie ist es euch mit dem ersten Album seit dem Ausstieg von Wolfgang Schlögl ergangen? Oder anders gefragt: Wie sehr schmerzt dieses Auseinandergehen heute noch?

Michael Holzgruber: Alles gut! Wir sind alt genug, um auch einmal getrennte Wege gehen zu können. Freunde bleiben wir trotzdem, auch die Band bleibt bestehen. Natürlich stand die Frage kurz im Raum, ob und wie wir weitermachen wollen. Aber nachdem der Rest ganz einfach Bock auf Sofa Surfers hat, war dieses Thema schnell erledigt. Klar mussten wir im Zuge dessen auch abwägen, auf welche Art es musikalisch weitergehen soll. Der Produktionsprozess hat sich geändert. Dass unserer neues Album wieder elektronischer klingt, ist einfach passiert. Ob es mit Wolfgang Schlögl auch so geworden wäre, sei dahin gestellt.

Was hat sich genau verändert?

Wolfgang Frisch: Die letzten zwei Alben, ‚Blindside‘ und „Superluminal“, entstanden durch reine Jam Sessions, die wir aufgenommen haben, um dann die besten Parts raus zu picken und zu editieren. Dieses Mal haben wir am Computer mit Layouts gearbeitet und dann ausdiskutiert, wie wir was vollenden. Es also war schon eine bewusste Entscheidung, wieder in die elektronische Richtung zu gehen.

Also zielorientierter als zuvor?

Michael Holzgruber: Kompakter!
Wolfgang Frisch: Wir haben uns einfach wesentlich mehr und vor allem intensiv Zeit genommen, außerdem gab es keine Nebenprojekte. Sprich, wir konnten uns ausschließlich auf neues Material konzentrieren, das sieben Monate tagtäglich präsent war.

Von welchen Gastmusikern hat euer neues Album besonders profitiert? Mani, deine Tochter hat zum Beispiel beim Song ‚Woody’s Ballad‘ mitgesungen…

Mani Obeya: Ja, eine echte Vater-Tochter-Produktion! Issi ist erst 16 Jahre und hat noch keine Erfahrungen im Musikbereich. Ich habe sie einfach gefragt, ob sie mit uns etwas ausprobieren möchte – sie kam ins Studio und es war einfach großartig. Ihre Stimme ist sehr einzigartig, denn sie hat einen sehr puren und unverfälschten Klang.

Michael Holzgruber: Soulcat E-Phife hat zwei Songs auf dem Album und ist natürlich live in Wien und bei ein paar anderen Gigs dabei.

Wie oft habt ihr euch schon gedacht, dass euer Klangspektrum zu klein für Österreich ist?

Michael Holzgruber: Natürlich ist unser Bestreben, unsere Musik so weit wie möglich zu streuen.
Markus Kienzl: Es ist schwer zu mutmaßen, wie unsere Musik in einer anderen Stadt durchstarten würde.
Wolfgang Frisch: Ich war selbst längere Zeit in London und glaube, wir hätten es dort nicht leichter als in Wien. 90 Prozent von den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, waren in einer Band – schon cool, aber in Wahrheit auch ein irrsinniger Konkurrenzkampf bzw. Druck.

Wie beurteilen erfahrene Musiker wie die Sofa Surfers den Hype um österreichische Popmusik à la Wanda und Bilderbuch?

Wolfgang Frisch: Insgesamt sehr positiv, auch wenn wir gerade nicht in dieses Genre passen. Aber Musikösterreich rückt wieder in den deutschsprachigen bzw. internationalen Fokus! Das kann nicht schaden. Ich glaube, die ganze Branche wächst und bekommt mehr Selbstbewusstsein dadurch!

Apropos Selbstbewusstsein: Ihr bietet auf eurer Website zu eurem Album besondere Pakete an wie zum Beispiel ‚Born To Be Backstage‘ oder ‚The Fifth Surfer‘? Für 100€ bzw. 1000€…

Michael Holzgruber: Das Prinzip stammt aus dem Crowdfunding – wir bieten ausgefallene Aktionen an, die für langjährige Fans interessant sein könnten. Es ist einfach ein Experiment, viele Bands manchen Ähnliches und nennen es dann „Meet and Greet“. Aber da kommen Fans nicht einmal hinter die Kulissen – bei uns ist der Bereich backstage auch mit dabei. Außerdem gibt es sehr viele Leute, die daran interessiert sind, wie unsere Musik entsteht – weil sie zum Beispiel selbst Musiker sind! Dafür gibt es das Paket „The Fifth Surfer“. Ob sich unsere Angebote verkaufen, wird sich zeigen!

Wisst ihr, wer euer treuester Fan ist?

Michael Holzgruber: Ulrike Amor. Sie ist wirklich sehr engagiert und fährt wegen unseren Konzerten extra nach Vorarlberg, Prag, München und taucht überall aus dem Nichts auf, bastelt auch Sachen aus Legofiguren und so weiter…
Wolfgang Frisch: Einmal hat sie einen Traumfänger mit unseren Figuren in der Mitte gebastelt.
Michael Holzgruber: Aber sie ist total lieb und nicht fanatisch…

In welchen Ländern leben die meisten Fans der Sofa Surfers?

Michael Holzgruber: Österreich und Portugal feiern Sofa Surfers. Früher sind wir auch jedes Jahr in Portugal aufgetreten – doch in der Musikszene dort hat sich viel verändert, das Geld ist einfach weg. Alle wichtigen Leute in der Musikbranche sind abgewandert. Aber wir freuen uns schon, am 5. November wieder in Porto zu spielen.

Zum Abschluss: Was plant ihr zu eurem Bandjubiläum. 20 Jahre Sofa Surfers heißt es in Kürze…

Michael Holzgruber: Wir haben einige Ideen, aber wir wollen auch kein Album mit den größten Erfolgen veröffentlichen – das ist nicht so unser Ding. Es wäre cool, Demos rauszubringen, aber es gibt kein Archiv mit unveröffentlichten Sachen – leider! Wir haben bis jetzt alles veröffentlicht, was wir produziert haben…

Dann konzentrieren wir uns erst einmal auf die Gegenwart. Alles Gute Sofa Surfers!