Metzger des Vertrauens

Angefressen #51

Was haben Chemtrails, die Islamisierung Europas und der Einkauf beim „Metzger des Vertrauens“ gemeinsam? Ganz einfach, für Geschichten über alle drei wird ständig irgendwo Internet-Fläche verschwendet, obwohl es keines dieser Konstrukte in der Realität gibt. Für Belege der Nicht-Existenz von Chemtrails und Islamisierung bitte einfach fünf Minuten Wikipedia-Recherche betreiben. Und wegen des Metzgers: Was zur Hölle soll das bitte sein, der Metzger des Vertrauens???

Ginge es hier um den persönlichen Urologen oder den Scheidungs-Anwalt, dann verleiht dem Mann oder der Frau meinetwegen das „Vertrauens-Prädikat“ – wird ja mitunter schon irgendwie etwas intim bei diesen Berufsständen. Aber der Typ, dem ich 200 Gramm Gehacktes abkaufe? Mit dem braucht man ja keine Blutsbrüderschaft, der soll doch nur erklären können, wo und wie welches Tier für die Salami abgemurkst wurde. Stattdessen wird hier dieses Wortungetüm bemüht, als ginge es um den eigenen Trauzeugen oder so.
Als ich noch Fleisch gegessen habe, da gab es wirklich noch Metzgerläden, allein in meinem Wohnblock drei Stück. Ich habe da auch oft diverse Würste gekauft und kannte einen der Metzger mit Namen. Und weiter? Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie die Tiere gelebt hatten, die da in zerhacktem Zustand die Auslage bevölkerten. Es war mir damals leider auch ziemlich wurscht. Ich wusste auch nicht, was die zu fressen bekamen und ob die 2000 km Tiertransport hinter sich hatten.
km Tiertransport hinter sich hatten. Ich habe zugegeben auch nie groß nachgefragt, die anderen Kunden aber auch nicht. Trotzdem reden sich diverse Leute ein, sich von den Auswirkungen der Massentierhaltung lossagen zu können, indem man beim lokalen Fachhandel kauft. Als würden die Schweine dort irgendwie durch sanftes Zureden ganz von alleine Suizid begehen oder unter Drogen gesetzt und dann beim Ficken erschossen. Weiß man alles nicht genau, aber hey, man war ja bei Metzgerei Schibulski aus der Parallelstraße. Also quasi beim Nachbarn, dem vertraut man halt, weil er in der Nähe wohnt.
Metzger des Vertrauens, das hieß früher so viel wie „Metzger, der bei mir um die Ecke wohnt und ganz nett ist.“ Heute ist das der Supermarkt-Angestellte, der gerade Dienst an der Fleischtheke hat und auch ganz nett ist. Über die Herkunft des Fleisches ist man aber recht ahnungslos.
Ist irgendwie ähnlich glaubwürdig wie „Ja, ich trinke Kaffee, aber nur bei meinem Starbucks des Vetrauens“.