Do, 7. Mai 2015

Wie viel kostet der Fisch

Scooter im Interview

Wer hätte gedacht, dass die legendäre Stimme von Scooter – H. P. Baxxter – gerne Thomas Bernhard liest und in Wacken zu Iron Maiden headbangt? Wohl niemand. Welche Überraschungen er fürs Nova Rock 2015 geplant hat und ob man mit 51 Jahren noch nächtelang Party feiern kann, erzählt er im ausführlichen Gespräch mit VOLUME. Hyper Hyper…

Im Vorjahr hatte David Hasselhoff die würdevolle Aufgabe, das Nova Rock im Anschluss an Iron Maiden bis ins Morgengrauen zu beschallen. Heuer bist du mit Scooter nach Mötley Crüe dran. Angst, dass dich die notorisch schlimmen Buben aus Los Angeles backstage in die Mangel nehmen, weil Du ihnen den Slot als Headliner wegschnappst?

H. P. Baxxter: (lacht) You never know! Aber ich finde, dass bei Hasselhoff der Kontrast doch viel stärker ist, als bei uns. Im Gegensatz zu ‚The Hoff‘ haben wir ja Nummern, die ziemlich brachial zur Sache gehen und trotz elektronischer Mittel gar nicht so weit weg vom Metal sind. Alleine das Gitarrenriff in ‚Faster, Harder, Scooter‘ ist ein Monster! Aber grundsätzlich haben wir keine Angst, weil wir abgebrühte Jungs sind und schon alles erlebt haben. Wir kommen jedenfalls hochmotiviert zum Nova Rock!

Wer Scooter schon einmal live gesehen hat, weiß, dass es bei euch extrem laut zur Sache geht. Das tut es bei Mötley Crüe aber auch. Müssen wir uns fürchten, dass ihr danach wie eine brave Kinderjause klingt?

H. P. Baxxter: (lacht) Aber nicht doch! Unsere Tontechniker haben immer den klaren Auftrag, alle Regler ganz nach rechts zu drehen. Zumindest soweit, dass es noch nicht anfängt zu übersteuern. Und ganz wichtig – geschmeidiger Bassdruck. Wir werden das gut hinkriegen, versprochen.

Existieren Hard Rock und Heavy Metal in deinem privaten Musikuniversum?

H. P. Baxxter: Grundsätzlich höre ich schon eher elektronische Musik, aber als Teenager war ich eingeschworener Rocker. Das fing mit Deep Purple oder Led Zeppelin an und ging hin bis zu Motörhead. Das ist für mich so eine Band, die ich bis heute wahnsinnig gut finde, weil die so gnadenlos konsequent sind. In Wacken habe ich einmal Iron Maiden gesehen, die waren auch unheimlich gut.

Als du im März 1964 geboren wurdest, haben die Beatles gerade ihre ersten großen Erfolge gefeiert. Du bist demnach kein Jungspund mehr, giltst aber nach wie vor als grandioses Partytier. Wie lange brauchst du heute, um einen Kater zu verdauen?

H. P. Baxxter: Ich achte immer darauf, dass die Regenerationstage halbwegs in Balance stehen zu den Tagen, an denen ich feiere. Es funktioniert zwar schon noch, vier Tage in der Woche abends flott unterwegs zu sein, aber es ist nicht mehr ganz so leicht wie früher. Für mein Alter gehe ich im Vergleich zu anderen aber wahrscheinlich zu viel weg. Sagen wir so: Ab der dritten Nacht pro Woche wird’s hart, trotz meiner jahrzehntelang antrainierten Ausdauer.

Was die wenigsten Leute wissen: Du hast ein Hörbuch vertont – mit Texten des zu Lebzeiten herrlich unbequemen österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard. Das hätte man von dir jetzt nicht unbedingt erwartet…

H. P. Baxxter: Das entstand damals aus einem Projekt heraus, bei dem Künstler aus dem Musikbereich ihre Lieblingsliteratur als Hörbuch produzierten. Und weil ich schon immer auf Thomas Bernhard stand, habe ich das halt versucht. Ich muss zugeben, ich bin nicht der größte Vorleser und hatte bis dahin wohl in der Schule das letzte Mal laut vorgetragen. Aber es war im Endeffekt okay. Damit es für den Hörer nicht zu mühsam wird, habe ich vor allem seine Prosa und Kurzgeschichten ausgewählt. Eigentlich bin ich auf Bernhard durch einen Schulfreund gekommen, der Literatur studiert hat. Begonnen habe ich mit ‚Die Theatermacher‘ und dann nach und nach alles gesammelt. Hochinteressante Person, dieser Mann.

Apropos Literatur: Nicht böse sein, aber wie lang brauchst du im Normalfall für einen der ausgeklügelten Songtexte von Scooter?

H. P. Baxxter: (lacht) Sagen wir mal so: Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht. Manchmal hat man unterwegs irgendeinen Geistesblitz,eine Idee für eine geniale Zeile, einen Aufhänger oder Titel. Ansonsten ist es ein eher langwieriger Prozess, weil der Text rhythmisch absolut zur Musik passen muss. Da darf keine Silbe zu viel oder zu wenig sein, der Flow muss auch stimmen. Es sind sehr viele Komponenten, die der Hörer gar nicht auf dem Schirm hat. Auf jeden Fall sitzt man länger dran, als es sich anhört.

Letzte Frage: Wie viel kostet der Fisch nun wirklich?

H. P. Baxxter: (prompt) 1,59 Euro.

Wie bitte?

H. P. Baxxter: (lacht) Ich weiß das auch erst seit einer Werbekampagne für einen Supermarkt, bei der ich letztens Testimonial war. Googelt mal nach ‚Hyper günstig einkaufen‘. Ist wirklich lustig…

Wir kaufen jedenfalls jetzt schon Fischkonserven fürs Nova Rock ein und bedanken uns für das Gespräch! Bis zum Late Night Special…