Ich habe hier die (Unter-)Hosen an!

Wir müssen reden! #43

Unser Kolumnist Karl Katz im intimen Gespräch über die Highlights und Abgründe der schönsten Nebensache der Welt – abseits der Missionarsstellung.

Ich habe mich zum Gespräch mit meiner guten Freundin Vicky S. getroffen, deren Leben wohl gut und gerne als ziemlich ungewöhnlich bezeichnet werden kann. Kennengelernt habe ich die junge Dame vor rund zehn Jahren, kurioserweise über eine Internetdatingplattform – für Schwule! Sie war damals auf der Suche nach neuen Freunden und tatsächlich verbindet uns bis zum heutigen Tag eine sehr innige Beziehung, die auch auf den unendlich vielen seltsamen aber immer lustigen Abenteuern aufbaut, die wir gemeinsam durchlebt haben. Vicky ist die merkwürdigste Person, die ich kenne und somit die perfekte Gesprächspartnerin für diese kleine Rubrik. Heute hat sie mir – und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser – etwas über einen sehr lukrativen Nebenerwerb erzählt: Sie verkauft ihre getragene Unterwäsche an einen heterosexuellen Crossdresser aus Oberösterreich.

Du verkaufst deine Unterhosen gewinnbringend an einen Mann, der sich Birgit nennt und verheiratet ist. Wie kommt man zu so einer doch eher ungewöhnlichen Geschäftsbeziehung?
Ich habe mich ja mit sechzehn auf einer schwulen Datingseite registriert, weil ich als Mädchen vom Land endlich coole schwule Freunde haben wollte. Irgendwann hat mich dann dieser verheiratete Typ namens Birgit, der sich manchmal heimlich als Frau verkleidet, angeschrieben. Er wollte einfach, dass ich ihm für 50 Euro meine getragene Unterwäsche schicke. Und ich hab mir gedacht, da geht noch mehr! Ich hab ihn also auf einen Hunderter hochgehandelt. So hat das begonnen. Mittlerweile bestellt er ein- bis zweimal pro Monat bei mir.
Welche Ansprüche werden an die Ware gestellt und wie genau läuft das ab?
Ich kaufe immer ganz billige Baumwollslips. Ich bin ja nicht blöd, schließlich will ich die Gewinnspanne möglichst hoch halten. Tangas mag er nicht. Es reicht meistens wenn ich sie ein, zwei Tage anhabe. Länger will ich sie nicht tragen und für Birgit ist das okay. Das Höschen kommt dann mit einem Erlagschein – darauf besteht er! – in ein Kuvert, das ich zur Post bringe. Ein paar Tage später bekomme ich dann immer brav das Geld überwiesen.
Hast du Birgit auch schon persönlich getroffen, oder läuft das alles per Post ab?
Nein, getroffen habe ich mich mit Birgit nie, das interessiert mich auch gar nicht. Er will sich zwar immer treffen, hat mir sogar angeboten, mit mir shoppen zu gehen – auf seine Kosten. Aber das geht dann doch zu weit. Er will auch immer Fotos von mir in der Unterwäsche, die ich ihm schicke. Mach ich aber nicht, ich hab ja hier die (Unter-)Hosen an! Haha!
Wie geht es dir persönlich mit der ganzen Sache? Was fühlst du dabei?
Ganz gut, warum auch nicht? Ich finde das ja nicht geil oder so. Es ist halt ein netter Nebenverdienst. Neben meiner Arbeit in der Anwaltskanzlei ist ein bisschen was dazuverdienen doch nicht verkehrt. Außerdem profitieren wir ja beide davon – Birgit und ich. Ein bisschen gestört finde ich es schon, aber man muss es halt mit Humor nehmen.
Kannst du dir vorstellen, den Unterhosenversand professionell zu betreiben und irgendwann so richtig davon zu leben?
Warum eigentlich nicht? Wenn es sich ergibt. Ich kann halt nicht mehr als eine Unterhose gleichzeitig tragen, also ist meine Ware ja in gewisser Weise begrenzt. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt…