Mi, 4. Nov 2009

Zweigleisig - Studium und Musikkarriere

Lassen sich Musikkarriere und Studium vereinbaren? Leben für den AUgenblick oder Lernen fürs Leben – VOLUME hat in der österreichischen Musikszene nachgefragt! Für wen dient die Universität als Inspirationsquelle und wo liegen die Prioritäten, im Rampenlicht oder auf dem akademischen Werdegang? Vera Böhnisch, Anna Müller, Matrin Skerwald und Robi Faustmann geben darauf ihre ganz persönliche Antworten, die mit einem Kurzportrait zusammengefasst sind. Zur Information: Förderungen und Studiengänge in einer Übersicht. Zur Unterhaltung: Österreichs Musikelite an der Universität.

Name: Vera Katharina Böhnisch

Künstlername: L’Enfant Terrible

Geburtstag: 21.07.1986

Geburtsort: Vöcklabruck

Erster gekaufter Tonträger: Michael Jackson “Black or White”

Größe der Plattensammlung: Medium

Aktuelle Veröffentlichungen: Vera “…Introducing L’Enfant Terrible”

INTERVIEW:

Welche musikalische Ausbildung hast du in Anspruch genommen?
Ich habe klassisch Klavier gelernt, mehrere Jahre im Chor gesungen und während der Schule auch ein paar Gesangsstunden nehmen können. Mit 17 bin ich auf ein Gymnasium für Popularmusik in Linz gewechselt, in dem wir Fächer wie Musikelektronik, Songwriting und Ensemble hatten.

Was studierst du?
Ich habe zwei Jahre eher begleitend IBWL an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert. Vor einer Woche bin ich auf die Popakademie nach Mannheim gewechselt, wo ich ein sehr anschauliches und praxisorientiertes Wirtschaftsstudium für Musik und Kulturwirtschaft absolviere. Meine Studienschwerpunkte: Marketing und Vertrieb.

Wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden?
Weil es eine solide Wirtschaftsausbildung mit meinen Interessen kombiniert.

Was ist die wichtigste Erkenntnis aus deiner Studienzeit?
Zeitmanagement ist alles!

Wie bewertest du dein Studium: Investition für die Zeit nach der Musik oder Zeitverschwendung auf dem Weg zur Karriere als Musiker?
Investition in eine Karriere als Musikschaffender sowie eine Bereicherung meines Lebens im Allgemeinen.

Wie oft wolltest du dein Studium abbrechen, um dich ausschließlich auf deine Musikkarriere zu konzentrieren?
So ziemlich vor jeder zweiten stressigen Prüfungswoche wenn wiedermal Konzerte und Termine spontan dazu gekommen sind.

Hast du auf der Universität Inspiration, Anregungen oder Gleichgesinnte für dein Schaffen gefunden?

Auf der WU haben mich die Leute eher mal zum Schreiben von Texten inspiriert, hier in Mannheim ist der Studiengang so spezialisiert, dass wir so ziemlich alle Gleichgesinnte sind.

Was war dein bisher größter Erfolg – als Musikerin oder Studentin?

Jedes selbst geschriebene Lied, das veröffentlicht und von Leuten gehört wird, ist für mich ein Erfolg. Besonders schön war, dass unser Song ”Dear Ladies” bei den diesjährigen Amadeus Austrian Music Awards als bester Song ausgezeichnet worden ist.

Name: Martin Skerwald

Künstlername: Skero

Geburtstag: Im Jahre 1975

Geburtsort: Mödling

Erster gekaufter Tonträger: Frank Zander – Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein

Größe der Plattensammlung: 500 Vinyls, 100 CDs

Aktuelle Veröffentlichungen: Skero ‚Memorien eines Riesen‘

INTERVIEW:

Mit welcher Stilrichtung hast du begonnen?
Hip Hop.

Welches Vorbild hattest du zu Beginn?
Heinz Conrads.

Deine Meinung zum Musik machen in Österreich
Ein Nebenjob.

Was und wo studierst du?
Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

Wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden?
Schon vor meiner Musikkarriere hat Kunst eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Ich habe mit Graffiti in meiner Jugend begonnen, war also schon damals etwas wie ein bildender Künstler. Jetzt hat es mich einfach interessiert, meine Kenntnisse in den Bereichen Kunstgeschichte und High-End Kunstmarkt zu vertiefen.

Mit welchem Titel hast du abgeschlossen?
Noch gar nicht, aber mein Ziel ist es, mich zu einem High-End Künstler zu entwickeln. Was das genau ist, versuche ich gerade herauszufinden.

Würdest du dich heute noch mal für dieses Studium entscheiden?
Definitiv! Der Vorteil an meinem Studium ist, dass ich ziemlich einfach zu anderen Studienschwerpunkten wechseln kann. Begonnen habe ich mit Bildhauerei, mittlerweile konzentriere ich mich fast ausschließlich auf Malerei.

Was ist die wichtigste Erkenntnis aus deiner Studienzeit?
Kunst ist Kommunikation. Ich habe mit meinem Studium die Möglichkeit gewonnen, Dinge aus anderen Blickwinkeln wahrzunehmen – was mit Sicherheit auch meine musikalischen Arbeiten verbessert.

Mit was willst du in zehn Jahren dein Geld verdienen?
Wenn die Musikbranche weiter so den Bach runtergeht, ist es wahrscheinlicher, dass mich mein studierter Beruf in irgendeiner Form am Leben halten wird. Mein Studium ist für mich so etwas wie eine Altersvorsorge. Wenn’s irgendwann peinlich auf der Bühne für mich wird, kann ich mich getrost zurückziehen und Bilder malen.

Hast du auf der Universität Inspiration, Anregung oder Gleichgesinnte für dein Schaffen als Musiker gefunden?
Auf meiner aktuellen Soloplatte ist ein Stück namens “Künstler” drauf, das wohl maßgeblich von den Erfahrungen auf meiner Hochschule lebt. Aber ansonsten finde ich dort weniger Inspiration für Musik, eher für meine Kunst als Maler.

Was war dein bisher größter Erfolg als Musiker? Was war dein größter Erfolg in der universitären Laufbahn?
Die aktuelle Soloplatte hat meine musikalischen Erwartungen sogar noch übertroffen, auf das Ergebnis bin ich wirklich sehr stolz. Was das Studium betrifft: Meine bestandene Prüfung bei Herrn Peter Sloterdijk war für mich persönlich ein Erfolg, denn erstens hat mich sein Vortrag wirklich interessiert und zweitens ist er jetzt mittlerweile in Pension. Gleiches gilt für die Vorlesung von Otto Graf.

Name:  Anna Müller

Künstlername: Anna Müller

Geburtstag: 20.09.1986

Geburtsort: Wien

Erster gekaufter Tonträger: Bravo Hits 9

Größe der Plattensammlung: ca 600 CDs

Aktuelle Veröffentlichungen: Herbstrock ‚Die bessere Hälfte‘

INTERVIEW:


Seit wie viel Jahren widmest du dich aktiv der Musik?
Angefangen hat alles mit der Band Herbstrock vor knapp acht Jahren. Dort bin ich Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin.

Mit welcher Stilrichtung hast du begonnen?
Mittlerweile bezeichnen wir das, was wir tun als Discopop. Wir haben aber bis auf Schlager und Metal so ziemlich alles ausprobiert.

Deine Vorbilder?
Vorbilder würde ich nicht sagen. Als wir die Band gegründet haben, war ich mitten in meiner “Hamburger Schule Phase”, deren Bands ich auch noch heute sehr gerne höre. Den extremen Seitenscheitel und die Trainingsjacken habe ich aber mittlerweile abgelegt.

Wann hattest du deinen musikalischen Durchbruch?
So kann ich das nicht sagen, wir warten immer noch auf den großen Durchbruch. Aber es sind sehr viele Dinge in unserer gemeinsamen Musiklaufbahn passiert, die man durchaus als erfolgreiche Schritte bewerten kann. Zwei gewonnene Amadeus Awards, Veröffentlichungen und Konzerte in Deutschland, Platz 16 in den Charts, an die 300 Live-Shows…

Was hast du studiert?
Ich habe mit 18 Jahren brav meine Matura gemacht, danach war ich etwas ratlos und habe mich halbherzig für ein Publizistikstudium entschieden. Allerdings hat diese Liaison nur sehr kurz gehalten. Ich bin sehr schnell draufgekommen, dass Studieren nichts für mich ist, habe nicht einmal eine Prüfung abgelegt. Wenn ich nicht zu hundert Prozent hinter einer Sache stehen kann, oder es mich nicht wirklich interessiert, dann zieh’ ich das auch nicht durch. Warum auch?

Was hat dir auf der Uni nicht gefallen?
Das war einfach nicht meine Welt. Ich bin kein Fan, Dinge tot zu diskutieren, stundenlang darüber zu reden warum, wie, wozu man was macht, liest oder schreibt. Ich möchte meine Zeit mit Dingen verbringen, bei denen am Ende des Tages auch ein Ergebnis vorliegt, ich das Gefühl habe, dass ich etwas vollbracht habe. Ein gutes Besipiel: Ich hatte ein Tutorial, das nannte sich “Gender Studies”. Es war mir einfach viel zu blöd, zwei Stunden lang darüber zu philosophieren, warum jemand homo, hetero oder sonstwas ist. Solche Dinge sind mir egal. Entweder jemand ist schwul, lesbisch, hetero oder Ähnliches, oder eben nicht. Und warum das so ist, muss jeder für sich selbst wissen, aber nicht ich.

Was kommt nach der Karriere als Musiker?
Daran denke ich heute nicht. Denn würde ich mir darüber Gedanken machen, müsste ich sofort aufhören Musik zu machen und etwas “Gescheites” studieren.

 
Name: Robi Faustmann

Künstlername: Robi Faustmann

Geburtstag: Montag

Geburtsort: Allgemeines Krankenhaus Wien

Größe der Plattensammlung: 40 GB

INTERVIEW: 

Warum Studieren?
Ich studiere seit zwei Jahren Produktion an der Filmakademie, weil ich wissen will, wie ich Ideen filmisch umsetzen kann. Für mich persönlich habe ich bereits viel dazugelernt. Im Fach „Prüfungen“ war ich aber immer schon schlecht, darum kann das mit dem Abschluss noch dauern.

Wann hattest du deinen musikalischen Durchbruch?
Der kommt erst. 2010 wird mein Jahr. Wir haben schon viel Zeit in das Projekt ‚Robie Faustmann‘ hesteckt, und wir sind überzeugt davon, dass es ein Erfolg wird. Ich hab mir hohe Ziele gesteckt: Es soll ja im nächsten Frühling wieder einen Ö3 Soundcheck geben. Diesen Wettbewerb werde ich gewinnen. Dann werde ich zwei oder drei Singles veröffentlichen. Der Sommer lädt zum Touren ein. Es wird eine einzigartige ‚Straßentour‘ geben. Im Nächsten September hole ich mir einen Amadeus. Und zwei Nominierungen. Danach kommt das Album.

Wie finanzierst du in Zukunft dein Leben: Mit Musik oder mit deinem studierten Beruf?
Hoffentlich mit beidem.

Was ist die wichtigste Erkenntnis aus deiner Studienzeit?Die Welt ist freundlich.

Wie bewertest du dein Studium: Investition für die Zeit nach der Musik oder Zeitverschwendung auf dem Weg zur Karriere als Musiker?
Ich sehe das so: Mein Studium ist eine wesentliche Grundlage für alle Projekte, die ich in meinem Kopf habe.

Hast du auf der Universität Inspiration, Anregung oder Gleichgesinnte für dein Schaffen gefunden?
Auf jeden Fall. Ich habe während meiner Studienzeit, die ja noch andauert und hoffentlich noch andauern wird, die meisten „Arbeitskollegen“ kennengelernt.

Was kommt nach der Karriere als Musiker?
Danach? Du meinst wohl nach dem 2. Amadeus? Dann stecke ich mir neue Ziele. Und zwar in Deutschland, in Berlin oder München.

Wie sehr hat dein Musizieren den Erfolg auf der Universität beeinflusst?
Sehr. Ich denke, dass man nur wirklich gut in den Dingen ist, die man mit Liebe und Leidenschaft macht.

Österreichische Musiker, die studiert haben:

Klaus Eberhartinger: Der EAV-Frontmann und Moderator studierte in Graz Medizin, brach jedoch ab und ging ins Ausland. Zurück in Österreich setzte er sein Studium fort, brachte es jedoch nicht bis zum Onkel Doktor.

Rainhard Fendrich: Der Entertainer brach in jungen Jahren sein JUS-Studium ab, um sich mit Gelegenheitsjobs Schauspiel- und Gesangsunterricht zu finanzieren.

Georg Danzer: Der Pionier des Austro-Pop wurde 1966 an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst abgelehnt, und begann daher an der Uni Wien Philosophie und Psychologie zu studieren.

Soap&Skin: Hinter dem Projektnamen verbirgt sich die Sängerin und Schauspielerin Anja Plaschg. Die Steirerin begann ein Kunststudium an der Akademie der bildenden Künste Wien, brach dieses jedoch mit 18 Jahren wieder ab.

Anna F.: Die mit ihrem Hit „Time Stands Still“ bekannt gewordene Sängerin, macht derzeit eine Pause von ihrem Anglistik-Studium. Dieses hat sie bereits zu drei Viertel absolviert, und will es auch unbedingt beenden.

Falco: Nach dem Bundesheer schrieb sich Falco am Wiener Musikkonservatorium ein. Sein Studium am Wiener Musikkonservatorium brach er nach einem Semester wieder ab, um ein „richtiger Musiker“ zu werden.

Musikförderungen – eine Übersicht:

Österreichischer Musikfonds: www.musikfonds.at
Gesellschaft zur Förderung Österreichischer Musik: www.gfoem.at

Austro Mechana: www.aume.at
Music Information Center Austria: www.mica.at

Verein Österreichische Musikförderung: www.toursupport.at

Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger: www.akm.co.at

Musik zum Studieren – eine Übersicht:

UNIVERSITÄRE STUDIEN:
Masterstudium Musikmanagement: (Donauuniversität Krems)
www.donau-uni.ac.at
(Postgraduales Masterstudium, Dauer: 5 Semester)

Die Möglichkeit, ein Studium der Musikwissenschaft zu absolvieren, wird an mehreren Universitäten angeboten. Dauer, Inhalt, Schwerpunktsetzung und Abschluss sind aber unterschiedlich:

Universität Innsbruck: www.uibk.ac.at/musikwissenschaft/studium/
(Diplomstudium, Dauer: 8 Semester)

Universität Wien:
www.musikwissenschaft.univie.ac.at
(Bachelorstudium plus Masterstudium, Dauer: 6 + 4 Semester)

Universität Klagenfurt: www.uni-klu.ac.at/muwi/inhalt/35.htm
(Bachelorstudium plus Masterstudium, Dauer: 6 + 4 Semester)

Universität Graz: www.uni-graz.at
(Bachelorstudium plus Masterstudium, Dauer: 6 + 4 Semester)

Anton Bruckner Privatuniversität
: www.bruckneruni.at
(Bachelorstudium plus Masterstudium, Dauer: 6/8 + 4 Semester)

Mozarteum: www.moz.ac.at
(Umfangreiche Auswahl an Studiengängen und verschiedenste Möglichkeiten zum universitären Abschluss)

KONSERVATORIEN:
Musikkonservatorium Wien: www.konservatorium-wien.ac.at
(Bachelorstudium plus Masterstudium, Dauer: 8 + 4 Semester)

Franz Schubert Konseratorium für Musik und darstellende Kunst, Musikschule (Wien): www.fsk.at
(Umfangreiche Auswahl an Studiengängen und verschiedenste Möglichkeiten zum universitären Abschluss)

Josef Haydn Konservatorium des Landes Burgenland: www.haydnkons.at
(Instrumentalstudium, Dauer: 8 Semester – Gesangspädagogik, Dauer: 4 Semester)

Kärntner Landeskonservatorium: www.konse.at
(Umfangreiche Auswahl an Studiengängen und verschiedenste Möglichkeiten zum universitären Abschluss)