Konsequente Inkonsequenz

Angefressen #41

Sorry, das wird die letzte Ausgabe. Gestern wurde mir von meinem Kumpel Bernd die Unsinnigkeit meines ganzen Aktionismus schonungslos vor Augen geführt, und nach 24 Stunden dran knabbern ist auch mir klar: Keine Tiere essen und gleichzeitig Auto fahren, das geht gar nicht! Immerhin habe ich ja vor ein paar Jahren das Fleisch-Abo nicht nur wegen Tierquälerei gekündigt, sondern auch, weil die damit verbundenen Umweltschäden recht ärgerlich sind. Aber wie kann ich die einen Umweltschäden verhindern, während ich die anderen in Kauf nehme? Macht eine Maßnahme nicht nur dann wirklich Sinn, wenn sie auf einen Schlag die ganze Welt in ein Paradies auf Erden verwandelt?

Tja, diese ganze Flickschusterei hat jetzt ein Ende! Den Katalysator hab ich verkauft und danach bin ich im 3. Gang  ziellos über die Autobahn gebrettert – Klimaanlage selbstredend auf Anschlag und alle Fenster unten. Gegen die Langeweile habe ich in Wasserschutzgebieten alte Batterien aus dem Fenster geschmissen und mit meiner Leuchtpistole auf Storchennester geballert – gar nicht leicht zu treffen die Scheißdinger bei 180 Sachen! Was denn? Wieso Umweltschwein? Jetzt sagt nicht, dass Ihr Eure Batterien extra in diese Sammelboxen im Supermarkt schmeißt?! Niedlich, was seid Ihr doch für Naivlinge… Ihr könnt nicht einfach Batterien recyceln und gleichzeitig die Umwelt mit Autofahren zerstören! Komplett sinnlos! Erneuerbare Energien? Fair Trade Kaffee? Bio-Paprika? Ist doch alles ein großer Schmarrn, keine dieser Maßnahmen hilft effektiv gegen Nashorn-Wilderei im Kongo, da kann ich es auch gleich bleiben lassen.

Ok, die Analogie hat jetzt jeder kapiert, oder? Wir strengen andauernd Veränderungen im Kleinen an, auch wenn sie nicht unmittelbar alle Probleme der Menschheit lösen. Ich kann auch als Vegetarier Auto fahren, ohne dass das den Fleischverzicht weniger sinnvoll machte – zumindest, sofern ich nicht jeden Tag weit entfernte Supermärkte aufsuche, um da vegane Tintenfischringe zu erstehen. Die einzige Alternative wäre ansonsten, als selbstversorgender Eremit in einer Höhle im Wald zu leben. Das dürfte zugegeben meinen CO2-Ausstoß und meinen Elektronik-Müll drastisch reduzieren – aber Hand aufs Herz – Bernd wäre vermutlich der erste, der mich einen kompletten Voll-Spinner nennen würde.

Zumal er selbst auch nicht gerade besonders sparsam mit Mineralöl umgeht – wie die meisten Westeuropäer verbrauchen wir beide zu viele Ressourcen. Der Earth Overshoot Day (an dem Tag hatten wir Menschen die Ressourcen des ganzen Jahres verbraucht) war letztes Jahr im August. Unwahrscheinlich, dass das dieses Jahr viel besser wird.

Und es wird erst recht nicht besser, wenn man Leuten, die etwas ändern, ihre Veränderung madig redet, weil man selbst den Hintern nicht hoch bekommt.