Fr, 9. Mai 2014

Die werden mich killen!

David Hasselhoff im Interview

Er kommt. The Hoff. Ein Mann ohne sein Auto kämpft gegen das befürchtete Unrecht, beim Nova Rock vom Publikum ausgebuht zu werden. Warum sich David Hasselhoff da keine Sorgen machen muss, was er Österreich zu verdanken hat und welche Überraschungen er mit ins Burgenland bringt, klären wir im ausführlichen Interview.

Hi, David! Wo erwischen wir dich gerade?
 

Ich bin in Portugal und soeben dabei, ein paar böse Kratzer und Schnittwunden zu  verarzten. Ich war vorhin mit meinem Miet-Moped auf dem Rückweg vom Strand, die  Straße war rutschig und – BÄM! Klassischer Urlaubsunfall, würde ich sagen.

Bis zum Nova Rock bist du aber wieder in Ordnung, oder?
 

Klar. Diesbezüglich ist es viel schlimmer, wie aufgeregt ich deshalb bin. Das wird  immerhin mein erstes Heavy-Metal-Konzert und ich hoffe, dass mich das Publikum nicht  von der Bühne runterbuht.
 
 

Mach dir da keine Sorgen, The Hoff ist bei uns ein Megastar. Glaubst du, dass sich Bruce Dickinson, der Sänger von Iron Maiden, jemals gedacht hat, bei einem Festival irgendwann nochmal NICHT als Letzter zu spielen?
 

Wollt ihr mir damit sagen, dass ich Headliner bin?
 
 

Technisch gesehen, ja. Du spielst nach Iron Maiden.
 

(lacht) Verdammt, die werden mich killen, oder? Ich komme lieber nicht, ich habe Angst. (zu seinem Manager: „Sag dieses Nova Rock sofort ab!“) Die werden sich meine Musik anhören und mich auslachen. Aber ich werde mir dafür auch was einfallen lassen.
Hübsche Frauen in Lederkleidung und an Hundeleinen vielleicht? Ich könnte „Crazy For You“ auch in Nietenjacke und schweren Biker Boots singen!
 

Das klingt ja schon einmal spannend! …

Ganz im Ernst: Ich habe fürs Nova Rock tatsächlich etwas Spezielles geplant, von dem ich aber noch nicht zuviel verraten kann. Nur soviel: Neben der klassischen David-Hasselhoff-Show wird es auch einen Tribut an die Welt des Heavy Metal geben. Ich  verspreche, es wird ein interessantes Konzert! (lacht)
 
 

Du bist in Österreich seit Jahrzehnten ein Star. Was verbindet dich mit unserem Land?

Ich meine das von ganzem Herzen, wenn ich sage, dass ich ohne Österreich heute keine Karriere hätte. Damals kam jemand zu mir und meinte, mein Album „Looking For Freedom“ wäreNummer 1 in Austria. Und ich habe geantwortet: „Großartig, aber wo ist Österreich?“ (lacht) Und dann saß ich auch schon im Flugzeug zu euch. Seitdem ist mein Traum am Leben. Und ihr habt mich auch in Zeiten unterstützt, als ich keinen Plattenvertrag hatte, weil alle von mir wollten, mehr Schlager zu spielen. Was ich eben nicht wollte.
 
 

Wie gehst du damit um, dass es Fans gibt, die dich eher für ein lustiges Kabarett halten statt einen seriösen Musiker und Schauspieler? Reicht die Hoff’sche Selbstironie noch aus?
 

Aber ja. Ich mache ohnehin nur, was ich wirklich will. Ich habe am Broadway „Jekyll AndHyde“ und im West End „Chicago“ gespielt. Oder mit Mel Brooks in Las Vegas „The Producers“ gemacht. Alles ernsthafte Dinge. Mir istes ehrlich egal, was manche Leute von mir denken. Wenn es ihnen gefällt, was ich mache, toll. Wenn nicht, dann eben nicht. Dann sollen sie halt Heavy Metal hören. Oops! (lacht) Ich lebe mein Leben so gut ich kann. Wie jeder Mensch falle ich dabei manchmal auf die Nase, dann stehe ich wieder auf und nehme es mit Humor. Wer sich selbst ernst nimmt, hat ein großes Problem.
 
 

Du hast einmal gesagt, im Leben ginge es darum, Ängste zu überwinden. Welche Ängste hat The Hoff?
 

The Hoff vermutlich gar keine, aber David Hasselhoff hat natürlich welche. Jeder Künstler fürchtet sich davor, keine Angebote mehr zu bekommen oder keine Hitsongs mehr zu schaffen. Ich habe auch die Angst, nicht der beste Vater zu sein, der ich sein könnte. Die Angst, dass meine Töchter in irgendeiner Form verletzt werden und ich ihnen nicht helfen kann. Also alles Ängste, die damit zu tun haben, dass ich meinem Potential und meiner Verantwortung nicht gerecht werde.
 
 

Du tourst heuer auch mit einer grandiosen 80s/90s-Show durch Europa. Warum ist die Musik aus dieser Ära noch immer so populär?
 

Ganz simpel: Weil es großartige Songs waren. Und der Grund, warum die Menschen das heute noch lieben, ist der, dass viele neue Bands diesen Sound kopieren oder die Songs covern. Meine Freundin zum Beispiel ist ziemlich jung, und letztens hört sie im Radio etwas und meint aufgeregt: „Toll, das ist Westlife mit Mariah Carey!“ Darauf ich: „Nein, mein Schatz, der Song ist im Original von Phil Collins“. Worauf sie mich gefragt hat, wer denn dieser Phil Collins sei. (lacht) Oder sieh dir an, was mit meinem „Looking For Freedom“ passiert ist. 25 Jahre danach singen bei den Konzerten noch immer Zehntausende mit!
 
 

Hörst du aktuelle Musik?

In letzter Zeit stehe ich ziemlich auf Muse. Auch auf Ellie Goulding und Lana Del Rey.
Kings Of Leon finde ich auch großartig, und natürlich Klassiker wie die Rolling Stones.
Ich arbeite derzeit außerdem an einer „Rat Pack“-Produktion, also mit der Musik von
Frank Sinatra oder Dean Martin. Das werden ganz kleine Akustik-Shows, deshalb höre
ich gerade viel Sinatra, um ihn zu lernen. (beginnt „My Way“ zu singen)
 
 

Vielen Dank für das Gespräch, David! Fürs Nova Rock aber bitte auch „Hells Bells“ üben!