Die lachende Sinuskurve

Entbehrliches Wissen #38

Die Bedeutung Donald Duck’scher Ausdrucksformen und seine nachhaltige Einwirkung auf die deutsche Sprache oder: die lachende Sinuskurve im Spiegel des Lebens.

Wenn das Lächeln weh tut, liegt das entweder an der Narkose-Spritze vom Zahnarztbesuch oder an der ungewohnten Muskelarbeit. Besonders anstrengend kann es werden, wenn man beruflich dazu verpflichtet ist, fröhlich auszusehen. Ein falsches Lächeln wird deswegen auch als PanAm-Lächeln bezeichnet, in Anlehnung an die Stewardessen der amerikanischen Fluglinie. Im Unterschied zu einem natürlichen Ausdruck der Freude, bei dem die Augenmuskulatur gemeinsam mit der Mimik nach oben geht und kleine Fältchen bildet, werden bei dieser zwanghaft aufgesetzten Miene lediglich die Zähne entblößt, die Mundwinkel eventuell etwas in die Breite gezogen, der Rest des Gesichts erschlafft jedoch bei gleichzeitiger Erstarrung des Blicks. Das ist zwar gut für die Anti-Falten-Werbung, aber schlecht fürs Gemüt  ̶  zwanghaftes Lächeln kann zu Depressionen führen. Auch das Unterdrücken von Niesen birgt Gefahren in sich, Blutgefäße im Kopf oder Hals können platzen, die Augen theoretisch herausgedrückt werden. Deswegen schließt man diese dabei auch automatisch. Wem die natürlichen körperlichen Äußerungen zu riskant sind, kann sich zumindest auf textlicher Ebene mit Inflektiven behelfen.

Inflektionen sind Verben, die ohne ihre Infinitivendung -n oder -en verwendet werden, zum Beispiel gähn oder würg. Sie sind eine Sonderform der Interjektion, über die an dieser Stelle bereits in der Ausgabe 21 entbehrlicherweise gesprochen wurde. Jedenfalls sind das jene meist kurzen Wörtchen, die in ihrer Form unveränderlich sind und Empfindungen, Bewertungs- oder Willenshaltungen der Sprecherin ausdrücken, wie ach und hoppla, zu denen aber auch die Lock- und Scheuchlaute miez-miez, ps-pssss und husch-husch zählen. Inflektive werden zur Erinnerung an die Micky Maus-Übersetzerin Erika Fuchs auch liebevoll Erikative genannt, weil sie die Verwendung mit ihren Übersetzungen wirksam prägte. Inzwischen beschränkt man sich dabei nicht mehr nur auf Verben, sondern bringt ganze Sätze in inflektive Formen, wie *lieb-anlächel-und-unter-den-tisch-kotz*. Bei der Schreibweise ist man an keine Norm gebunden und so können mehrgliedrige Inflektive mit Bindestrichen, Zusammenschreibung, gemischter Getrennt- und Zusammenschreibung oder auch in beliebiger anderer Form geschrieben werden. Seine figurative Darstellung findet das Inflektiv im Emoticon, eine etwas komplexere Variante ist das GIF-Bild, das in seiner endlosen Wiederholungsmanie ebenfalls zur Versinnbildlichung eines Ausgangstextes und dessen Ausdrucksoptimierung dienen kann.

Das Bild am Bildschirm, kann als Bild im Bild auch als Mise en abyme bezeichnet werden. Dieser ursprünglich aus der Wappenkunde stammende Begriff bezeichnet die Spiegelung einer Makrostruktur in einer Mikrostruktur innerhalb derselben. Was auf textlicher Ebene anschaulich mit dem Kinderlied „Ein Mops kam in die Küche“ dargestellt werden kann, findet sich schematisch auf den Packungen des holländischen Droste-Kakaos und in Form der psychedelischen roten Kuh im Logo des französischen Schmelzkäses La vache qui rit. Wer bildlich gesprochen zwischen den Spiegeln steht und nicht auf die andere Seite gelangt, kann sich die Parallelwelt auch ins Wohnzimmer holen. Die Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus, kurz D.O.N.A.L.D. etwa, widmet sich voll und ganz der Erforschung der Bewohner Entenhausens. Die Akademie der Donaldistischen Wissenschaften verleiht sogar jährlich einen Preis an die überzeugendste Arbeit auf diesem Gebiet. Unter den Titeln der Gewinner sind sowohl Abhandlungen über das Abfallsystem und die Duck’schen Verwandtschaftsverhältnisse zu finden, als auch philosophische Auseinandersetzungen wie „Tiefpunkte in der Sinuskurve des Seins oder die wahre Kampfkunst in Entenhausen“. Da bleibt nur zu Hoffen, dass die Sinuskurve des Seins auch im tatsächlichen Leben wieder zum Höhepunkt kommt *seufz-zwinker-wink-wink*.

In aller Kürze:

  • Eigengrau oder Eigenrauschen ist die Farbe, die man in vollkommener Dunkelheit sieht.
  • Kleopatra lebte zeitlich näher am Bau der Lugner-City als am Bau der Pyramiden von Gizeh.
  • Igel sind laktoseintolerant.
  • Otter besitzen mehr als 1000 Haare pro mm².
  • Im Laufes des Lebens nimmt man ungefähr 30.000 kg Nahrung zu sich.
  • Die durchschnittliche Beute bei einem Banküberfall beträgt 2000 Euro.
  • Donaldkacsázás bedeutet im Ungarischen nur ein Hemd und keine Hosen zu tragen.
  • Fast alle Tiere können Vitamin C selbst synthetisieren, außer Flughunde, Meerschweinchen und Primaten.
  • Penaten waren in der römischen Religion die Schutzgötter der Vorräte.
  • Der Herd war ihr Altar.
  • Als Hurenkind wird die letzte Zeile eines Absatzes bezeichnet, wenn sie zugleich die erste einer neuen Seite ist.
  • Schwarz, Weiß und Grau sind unbunte Farben.