So, 30. Mrz 2014

Brot mit Käsewurst

Gloria im Interview

Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol sind zusammen Gloria. Am 5. April spielen die beiden Freunde zum ersten Mal live mit ihrer Band auf einer österreichischen Bühne – Premiere im Flex steht auf dem Tourprogramm. Wie der gemeinsame Sound entsteht, welche Vorteile ein alkoholfreier Drummer hat, oder was passiert, wenn Gloria durch die Decke geht? Der deutsche TV-Moderator aus dem Circus HalliGalli und der Gitarrist der auf Eis gelegten Band Wir sind Helden liefern die Antworten dazu!
FOTOS: Yavuz Odabas

Klaas Heufer-Umlauf ist bekannt für lustige TV-Formate, weniger für anspruchsvollen Pop mit Tiefgang. Wer waren deine musikalischen Vorbilder?

Klaas: Ich habe viel deutschsprachige Musik gehört, vor allem in den letzten Jahren. Wer mich richtig beeinflusst hat und wen ich bis heute noch höre, ist Gisbert zu Knyphausen.

Mark, wie war es, mit jemandem zu arbeiten, der in Sachen Musik noch nicht so erfahren ist wie du?

Mark: Spannend! Bei Wir sind Helden ist das Songwriting nie gemeinsam passiert. Wir haben immer nacheinander an Liedern gearbeitet, waren alle Eigenbrötler. Den Klassiker – wir setzen uns hin und starten einen Song von Null – kenne ich aus anderen Konstellationen und jetzt auch von Gloria. Klar mussten Klaas und ich uns erst einmal annähern: Was meinen wir, wenn wir das und das sagen. Dieser Annäherungsprozess hat ein bisschen gedauert, aber es war nie so, dass wir uns hingesetzt haben und dachten ‚das geht ja gar nicht‘. Im Grunde haben wir uns immer sehr gut verstanden. Eine wichtige Regel ist, dass man Ideen zu Ende formulieren darf. Von Anfang an ‚Nein‘ zu sagen, kann es in einer intakten Bandbeziehung nicht geben.

Also kurz gesagt: Jede Idee hat seine Daseinsberechtigung?

Klaas: Richtig! Manchmal ist man dabei aber auch im völligen Einverständnis auf dem Holzweg. Was in einem gemeinsamen Entwicklungsprozess auch passieren darf und muss.

Mittlerweile habt ihr ja schon einige Konzerte gespielt. Wie funktioniert Gloria auf der Bühne?

Mark: Wunderbar. Unsere Band besteht aus sechs Leuten. Wir wollten ganz bestimmte Sounddetails umsetzen. Das führte dazu, dass wir jetzt mit drei Gitarristen live spielen, die sehr unterschiedliche Klänge beisteuern. Einer macht nur flächige Melodien – ähnlich wie ein Synthesizer. Der Zweite spielt E-Gitarre und der Dritte Akustikgitarre. Aber ganz ehrlich: Bei den ersten Auftritten waren wir geistig noch nicht ganz da, sind ein bisschen mit Stock im Arsch auf der Bühne gestanden. Unsere Premiere war ausgerechnet ein bestuhltes Konzert an einem altehrwürdigen Ort (Anm. d. Red.: Fliegende Bauten in Hamburg) beim Reeperbahnfestival. Vor sitzenden Leuten, die keine Ahnung haben, was da jetzt kommt, die Gloria noch nie gehört oder gesehen haben. Das sind unter Anführungsstrichen widrige Bedingungen, auch wenn’s die Leute gut mit uns meinten und wir tolle Rezensionen bekommen haben.

Und bei dir Klaas? Hat sich deine Nervosität mittlerweile gelegt?

 

Klaas: Ja. Zumindest brauche ich nicht mehr drei Viertel des Konzerts, bis ich da bin. Aber Schiss habe ich immer noch – das ist auch ganz gut so. Ich bin es generell ja auch abseits der Musik gewohnt, in Situationen zu kommen, in denen ich aufgeregt sein muss, weil nichts schief gehen darf. Im Idealfall kann ich das dann in Konzentration verwandeln – was bei der Musik immer noch schwieriger ist. Beim Moderieren kann das Studio abbrennen und irgendwie geht’s weiter. Dann musst du es halt zum Thema machen. Das funktioniert bei der Musik nicht. Wenn du deinen Einsatz verpasst, ist er weg. 

Wieviele Leute erwarten von dir Circus HalliGalli, wenn sie auf ein Konzert von Gloria gehen?

Klaas: Null bis ein Prozent. Den einen Besoffenen gibt’s immer, der Umberto schreit. Letztens hat mir Enno Bunger erzählt,  dass wenn er bei seinem sehr emotionalen Song ‚Regen‘ singt ‚Welche Farbe hat dein Frosch im Hals?‘, immer einer ‚Grüüün!‘ schreit. Oder wenn bei ‚Blockaden‘ dann ‚Wo steht das Klavier?‘ gesungen wird, kommt so etwas wie ‚Da vorne, da links!‘. So Leute hast du halt immer dabei…

Ist eure Band Gloria nach wie vor Privatvergnügen? Was passiert, wenn euer Sound durch die sprichwörtliche Decke geht?

 

Mark: Das ist derzeit eher unwahrscheinlich. Wir sind auch nicht den ganzen Tag damit beschäftigt, Gloria zu promoten. Wir müssen ein wenig um Termine rangeln, aber ich glaube, selbst wenn eine Band größer wird, muss man nicht zwangsläufig mehr Konzerte spielen. Ich habe das mit Wir sind Helden erlebt: Als wir bekannter wurden, waren wir auch nicht unbedingt mehr unterwegs. Toll wäre es natürlich, irgendwann mit einer zweiten Platte von Gloria dazustehen und mehr Auswahl zu haben. Das ist immer der Fluch der Konzerte zur ersten Platte. Da gibt’s nicht wenige Bands, die einen Song zwei Mal spielen.
Klaas: Voll coole ‚Probleme‘!

Cool ist auch, mit einer Platte anzufangen und dann gleich auf Grönland Records zu veröffentlichen.

Mark: Es ist auch total schmeichelhaft, wenn du in Hamburg das Übel & Gefährlich oder in Berlin das Lido voll kriegst.

Was uns natürlich interessiert: Wie oft wird bei Gloria gesoffen, geraucht und gerangelt?

Klaas: Gerangelt schon. Aber weniger spaßig.
Mark: Oft genug.
Klaas: Rauchen? Das übernehme ich! Zwei, drei Feuerzeuge pro Tag…
Mark: Das Saufen übernehmen wir alle zusammen – bis auf den Drummer.
Klaas: Ja, der macht Yoga und so.
Mark: Auf Tour gibt es ja immer den Systemfehler, die Kleinigkeit, an die keiner denkt: Wer fährt den Bus ins Hotel? Nicht bei Gloria! Ein Hoch auf unseren alkoholfreien Schlagzeuger…

Obwohl ihr beide einen gewissen Erfolgsstandard gewöhnt seid, war Gloria eine Art Neuanfang. Wie verhaltet ihr euch auf Tour: Wie brave ‚Newcomer‘ oder alte Hasen mit Starallüren?

Klaas: Oft gibt es Brot mit Käsewurst, so wie sich das gehört. Wir haben jetzt aber dafür gesorgt, dass es Becks oder Flensburger zum Runterspülen gibt, nicht nur lokales Bier, das um die Ecke gebraut wird. Da hören die Ansprüche auch schon wieder auf. 

Wird der Soundcheck selbst gemacht?

Klaas: Selbstverständlich! Ich bin aber der Einzige, der nicht mit auf- und abbauen muss, weil ich alles durcheinander bringe.

Mark: Beim Be- und Entladen macht Klaas noch eine gute Figur. Aber vom Bühnenequipment sollte er lieber die Finger lassen.

Was steht alles im Rider von Gloria?

Mark: Klassiker wie ‚grünes Rauchwerk‘ haben wir ausgelassen. Das Lustigste ist eine Lebensmittelallergie.
Klaas: Wer uns also eine Freude bereiten will, sollte heimlich Erdnüsse ins Essen und ins Bier mischen. (lacht)

Geht klar! Die nächsten Erdnüsse für Gloria gibt’s am 5. April in Wien…