Di, 17. Dez 2013

Don't Stop The Party

Fettes Brot im Interview

Nach monatelanger Bandpause und musikalischen Alleingängen haben die Hamburger Jungs von Fettes Brot bemerkt, dass sie einfach nicht ohne einander können. Das muss gefeiert werden – weshalb ihr siebtes Album auch mit ‚3 is ne Party‘ betitelt ist und sich ganz den hedonistischen Ausschweifungen im Nachtleben widmet. König Boris, Doktor Renz und Björn Beton erzählen VOLUME im Interview, wie die perfekte Party ausschaut, was sich beim Feiern über 30 verändert und ob sich Familie mit Party vereinbaren lässt.

Euer neues Album heißt ‚3 is ne Party‘: Wie sieht denn eurer Meinung nach die perfekte Feierei aus?

König Boris: Da sind wir uns alle einig – die besten Partys passieren meistens ungeplant. Wenn man nicht damit rechnet und sich alles aus einer spontanen Laune heraus ergibt. Das sind immer die erinnerungswürdigsten Nächte.
Björn Beton: Die schlechtesten sind auf jeden Fall die richtig durchgeplanten Feten wie beispielsweise Silvester. Da sind die Erwartungen so groß, dass sie gar nicht erfüllt werden können, weil man sich zu viel darunter vorstellt.
König Boris: Oder die Hochzeitsnacht!
Doktor Renz: Zur Ehrenrettung der geplanten Party will ich aber auch sagen: Wenn man in eine Hochzeit monatelang vorher investiert und sich richtig etwas ausgedacht hat, dann kann es natürlich ein ganz großes Fest werden. Perfekter DJ und nette Gäste vorausgesetzt.
König Boris: Da gelten aber auch andere Regeln. Bei einer Hochzeit sind zur Ehre des Paares alle bereit, alles zu geben. Das ist ja sonst nicht so der Fall.

Wenn ihr die perfekte Party auf die Beine stellen würdet und ihr könntet wirklich jeden einladen – wer sollte dann kommen?

Doktor Renz: Es wäre natürlich schön, wenn Andy Warhol vorbei kommen würde mit ein paar Freunden von der Factory. Dem fühlen wir uns im Zuge dieser Plattenproduktion künstlerisch etwas seelenverwandt. Wir haben ja für unseren Albumtitel seinen Ausspruch ‚Three is a party‘ zitiert und ins Deutsche übersetzt.
König Boris: Das Gute an unserem Beruf ist, dass uns die Gelegenheit gegeben wird, tatsächlich unsere Träume umzusetzen. Unser Video zu ‚Wackelige Angelegenheiten‘ ist auch eine Party gewesen, die eigentlich Arbeit war. Wir können zu diesen Jobs unsere Freunde einladen und wir dürfen bei der Arbeit trinken.

Dann zum perfekten Soundtrack: Bei welchen Songs springt ihr denn direkt auf die Tanzfläche?

Doktor Renz: ‚The Seed‘ von den Roots.
König Boris: ‚New England‘ von Billy Bragg.
Björn Beton: ‚Push it‘ von Salt‘n‘Pepa (alle kichern)

Wie hat sich denn euer Feierverhalten im Laufe der Zeit verändert? Die ersten Räusche mit 16 sind ja schließlich ganz anderes als mit Ende…

Doktor Renz: Wir sind wahrscheinlich klüger geworden – aber nur etwas. (alle lachen)
König Boris: Und auch nur an manchen Tagen.
Doktor Renz: Wir setzen die Exzesse etwas ausgewählter. Es ist nicht mehr so dem Zufall überlassen – weil man die Droge, die man gerade ausprobiert, eben besser kennt. Und zum Beispiel weiß, wie Apfel-Sprit funktioniert. Tagelang hintereinander feiern klappt ja spätestens ab 30 nicht mehr ganz so gut.

Wie schaut das bei euch aus?

König Boris: Schrecklich natürlich! Wir haben letztens drei Tage hintereinander gefeiert – da unterbricht man den Kater abrupt mit der nächsten Party. Das funktioniert immer! Allerdings kommt dann am vierten Tag das böse Erwachen. Man muss einfach wissen, was dem Kopf gut tut und was nicht. Ich versuche zum Beispiel, auf Feuerwasser zu verzichten, weil das ein Brandbeschleuniger ist, der die Party verkürzt und das Leiden verlängert.
Doktor Renz: Ich finde die Formulierung so süß: ‚Ich versuche darauf zu verzichten.‘ Das gelingt dir leider auch nicht immer… (alle lachen)

Wie kriegt ihr Familien- und Partyleben unter einen Hut?

Doktor Renz: Ich bin so froh, wenn die Gören endlich auch anfangen zu saufen. Dann muss ich das nicht mehr alles so streng trennen.

Das heißt, so bald eure Kinder 16 sind, haben sie das erste Bier in der Hand?

Doktor Renz: Ja, spätestens dann sollten sie mit Alkohol umgehen können. Nein, ich hoffe, das wird hier jetzt nicht zu ernst genommen. Ach, lassen wir das so stehen!

Ihr seid ja nun schon lange dabei – habt ihr das Gefühl, dass eure Fans mit euch älter geworden sind oder sind viele jüngere dazu gekommen?

Doktor Renz: Das Schöne ist, dass beides funktioniert. Wir haben das Glück, dass mit jeder Platte auch neue junge Menschen dazukommen und sich für unsere Musik begeistern können. Ich habe immer das Gefühl, dass die Einstiegsplatte für die Leute oft auch das Lieblingsalbum ist. Wahrscheinlich, weil die Leute die intensivsten und von der Pubertät geprägten Erinnerungen an diese Zeit und Musik haben.

Euer Song ‚Wackelige Angelegenheit‘ ist ja aus der Perspektive eines lyrischen Ichs verfasst, das viel jünger ist als ihr. Wie funktioniert diese Gratwanderung?

König Boris: Die Grenzen sind fließend. Die Feststellung, dass das Leben eben eine wackelige Angelegenheit sein kann, ist mir auch in meinen jetzigen, fortgeschrittenen Lebensmomenten nicht fremd. Insofern merkst du das beim Machen oft selber gar nicht, in was für ein Alter du dich beim Songschreiben hineinversetzt. Das fühlt sich immer sehr deckungsgleich an!
Doktor Renz: Das war sehr schön gesagt.

Stimmt! Wir freuen uns sehr auf euer Konzert am 24. Jänner im Wiener Gasometer.