Di, 17. Dez 2013

Genie oder Wahnsinn

Left Boy im Interview

Love him or leave him: Ferdinand Sarnitz alias Left Boy spielt mit seinem Debütalbum ‚Permanent Midnight‘ kommenden März drei Shows in Österreich und im Sommer beim Urban Art Forms Festival. Wem er den kometenhaften Aufstieg vom Internetphänomen zum gefeierten Popstar zu verdanken hat? Seinem Vater André Heller inklusive Familie, New York City und dem unerschütterlichen Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Was für den einen nach gestörter Selbstwahrnehmung klingt, hört sich für andere nach dem ultimativen Masterplan eines aufstrebenden Künstlers an. Left Boy im ehrlichen VOLUME Interview. Love him or leave him!

Seit dem Beginn deiner Karriere wirst du mit Hass, Neid und Missgunst konfrontiert – wie kompensierst du diese negativen Gefühle?

Mit Hass und Missgunst werde ich im Vergleichzu Positivem selten konfrontiert, besonders am Anfang meiner Karriere gab es eigentlich nur Unterstützung. Man muss lernen, sowohl dem Negativen wie dem Positiven keine Macht zu geben, sondern sich selbst treu zu bleiben.

Gibt es etwas, was du deinen Kritikern schon immer schriftlich mitteilen wolltest?

Kauft meine Platten.

Du gibst es ja offen und ehrlich zu – ohne deinen Vater André hättest du es im Musikgeschäft nicht so weit geschafft – zumindest nicht in so kurzer Zeit. Wie revanchierst du dich dafür bei ihm?

Meine Familie, und diese inkludiert meine Freunde, besteht aus intelligenten und großzügigen Menschen. Wir erziehen uns gegenseitig durch Diskussionen und Taten und versuchen somit einander zu helfen, die klügsten Entscheidungen zu treffen. Wir nehmen uns gegenseitig in unseren unterschiedlichen Ambitionen ernst und unterstützen einander bedingungslos, weil Erhöhung unseres Bewusstseins durch wesentliche Erfahrungen das gemeinsame Ziel ist. Es geht uns nie um Revanche.

Laut Biographie haben sehr verschiedene Künstler den Sound von Left Boy inspiriert. Wie viel Zeit bleibt dir jetzt noch zum bewussten Hören von Musik?

Genügend, aber ich verfolge die Musikszene nicht mehr so intensiv wie früher.

Eminem stand früher ganz weit oben in deiner persönlichen Playlist und gilt als eins deiner großen Vorbilder. Was kannst du heute mit seinem Sound noch anfangen?

Mit seiner neuen Musik nicht viel.

Dein persönliches Lieblingsalbum 2013 und warum?

Arctic Monkeys und Drakes höre ich wahrscheinlich am meisten, aber ein eindeutiges Lieblingsalbum habe ich dieses Jahr nicht.

Zu welchem Song hast du dieses Jahr am meisten getanzt bzw. gefeiert?

‚Out of Touch‘ von Hall and Oates.

Auf welchen Künstler – neben Left Boy – sollten wir 2014 ein Auge bzw. Ohr haben?

Mirakle und James Hersey. Beide kommen demnächst mit aufregenden Projekten raus und ich glaube, 2014 wird ein großes Jahr für sie.

Das österreichische Künstlerkollektiv Hausmädchen hat dein Logo entworfen: Abgesehen davon – welche Verbindungen gibt es zwischen Left Boy und der Wiener Subkultur?

Ich habe ein Netzwerk in der Wiener Subkultur gegründet, über das ich aber derzeit noch nicht sprechen will.

Mit welchem österreichischen Künstler bzw. mit welcher Band könntest du dir vorstellen, gemeinsame Musiksache zu machen?

Mit den Wiener Philharmonikern.

Als Künstler hast du bis dato volle Kontrolle über deine Produktionen, Videos, Artworks etc. behalten. Inwieweit hat sich diese Selbstbestimmtheit durch deine Zusammenarbeit mit Warner Music verändert?

Gar nicht. Das Label finanziert meine Projekte und vertraut mir, nicht schlampig mit ihrem Investment umzugehen. Aus meiner kreativen Arbeit halten sie sich jedoch raus.

Samples haben deinen Werdegang und Besonderheit als Musiker/Produzent massiv geprägt. Wie viele Songs auf ‚Permanent Midnight‘ sind lupenreine Left Boy Songs wie ‚Black Dress‘?

Sieben Songs.

Was hat die erstaunlich emotionale Bandbreite auf ‚Permanent Midnight‘ heraufbeschworen?

Das hat sich so ergeben. Ich bilde mich täglich weiter und versuche, die mir relevanten Erlebnisse und Ideen so gut wie möglich musikalisch umzusetzen. Mein Album besteht aus den Liedern, die von den Höhepunkten und Verwerfungen meiner letzten vier Jahre inspiriert sind.
 

Dein Debüt erscheint fast vier Jahre nach deinem gefeierten Mixtape ‚The Second Coming‘. Hattest du nie Angst, irgendwann nach dem Hype zu sein?

Es gibt immer wieder Momente von Selbstzweifel, aber ich vertraue in mein Talent. Auch ohne Hype würde ich Musik machen, ich kann nicht anders. Meine erste Zielgruppe bin ich und ich teile das Ergebnis gern mit anderen.

Left Boy hat seinen internationalen Aufstieg dem Internet bzw. YouTube, Facebook und Co zu verdanken bzw. damit aufgebaut. Wie viele von deinen Social Media Kanälen betreust du noch selbst?

Alle.

Mit welchen Aktionen bzw. Aktivitäten deinerseits ist 2014 außerdem noch zu rechnen?

Mit der Tour und dem Album Release hab ich momentan noch genug zu tun. Es gibt Projekte, denen ich derzeit nicht die nötige Aufmerksamkeit widmen kann, ich hoffe, im nächsten Jahr die Zeit für diese zu finden, will sie aber vorläufig noch nicht besprechen.

Left Boy spielt im März drei Shows in Österreich. Was hat sich seit deiner Bühnenpremiere damals im Wiener WUK alles verändert bzw. was können sich die Konzertbesucher dieses Mal erwarten?

Ehrlich gesagt, alles ist besser: die Show ist besser, die Musik ist besser, ich bin besser. Es wird ein unvergesslicher Abend