Let's get dirty

Sophia Brown

„Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen…“ sangen die Fantastischen Vier vor über 20 Jahren und schon damals war klar, dass sie damit nicht die Einladung auf ein Glaserl Pago Marille meinten. Es ging in dem Song um den Austausch von Körperflüssigkeiten. Sauberer Sex versus klebrige Wirklichkeit…

Natürlich wissen wir, dass der Mensch von Anfang an nicht ganz dicht ist. Säuglinge spucken nach jeder Nahrungsaufnahme auf die Schultern ihrer Mütter, deren Brüste Milch in die Stilleinlagen tröpfeln. Wir schwitzen, scheiden Fäkalien aus und keine Frau kommt ab der Geschlechtsreife drum herum, einmal im Monat unter Blutungen ihre Gebärmutterschleimhaut abzustoßen. Dass dies zusätzlich mit körperlichen Schmerzen, Stimmungsschwankungen, Depressionen und Fressattacken verbunden ist, ist wohl eine der größten Ungerechtigkeiten der Evolution. Auch in der restlichen Phase des Zyklus ist der vaginale Ausfluss, auch Weißfluss genannt, unser ständiger Begleiter.

Besonders um die Zeit des Eisprungs geht es noch glibberiger zu als sonst. Das hat die Natur wahrlich schlau eingerichtet, dass es dann besonders gut flutscht, wenn die Frau am Fruchtbarsten ist. Wir müssen uns mit diesen feuchten Flecken im Höschen arrangieren, auch wenn die Hygieneindustrie uns gerne weismachen würde, dass unsere Vagina stets zwischen unsere Schenkel gebettet sein soll wie ein frisch aufgeschütteltes, nach Veilchen duftendes kleines Daunenkissen.

Wenn wir uns nicht gerade harte Pornos reinziehen, bei denen es eigene – den Körperflüssigkeiten gewidmete – Genres gibt (ja, allen Körperflüssigkeiten), könnte man den Eindruck gewinnen, dass romantischer Sex sauber, warm und trocken ist – so wie in einem Hollywoodfilm. Das stimmt natürlich nicht. Zwar können größere Flecken auf dem Laken durch den Einsatz von Kondomen vermieden werden, einfach danach Knoten rein und ab in den Mist damit. Aber wie wir alle wissen, fühlt es sich ohne besser an und so verzichten wir gerne, wenn möglich, sprich wir eine vertrauensvolle Beziehung zum Sexualpartner pflegen und anderweitig verhüten können.

Was wir dafür in Kauf nehmen müssen, ist der arkward moment danach. Gerade noch in Orgasmen geschwelgt, folgt das ernüchternde: „Hast du mal ein Taschentuch?“ und binnen Sekunden fühlt man sich wie ein Schulkind mit Rotzglocke und das Bild der liebeshungrigen Sexgöttin verpufft wie Aladin – von der Wunderlampe, die wir gerade noch gerieben haben, ganz zu schweigen.

Oder weibliche Ejakulation. Kommt zwar nicht so oft vor, aber wenn, dann helfen nur mehr Handtücher. Es gibt auch diese Menschen, die einen geradezu zwanghaften Drang haben, sich nach dem Geschlechtsverkehr sofort zu reinigen. Wer weniger als 20 Sekunden vom Orgasmus bis zum Duschkopf braucht, dem empfehle ich dringend einen Besuch beim Therapeuten. Ein kleines bisschen liegen bleiben und die Augen zum Himmel verdrehen sollte schon drin sein. Taschentücher in Griffnähe sind aber trotzdem eine gute Idee.

Nach dem Sex dauert es bis zu 10 Stunden bis das, was der Mann uns hinterlassen hat, wieder den Weg ins Höschen findet. „Blobb“ im Supermarkt. Gelassen nehmen und akzeptieren, dass die Vagina kein nach Veilchen duftendes Daunenkissen ist.