Saugut - Gähnen und schlafen

Entbehrliches Wissen #33

Der Mensch ist kein Schwein, auch wenn Verhaltensweisen und Schinkenqualität tendenziell darauf hinweisen. Müdigkeit führt schließlich auch nicht zwangsläufig zum Schlaf, wieso wir deswegen so viel davon brauchen, ist und bleibt uns ein Rätsel.

Das Gähnen ist eine Wunderlichkeit. Über seine Ursachen und Funktionen wird in der Wissenschaft wild spekuliert, die Meinungen darüber sind vielfältig. Im Volksmund wird am häufigsten der Sauerstoffmangel als Ursache angeführt. Als Tatsache ist die Gähn-Zunahme in schlecht durchlüfteten Räumen oder während inhaltsentleerten Tätigkeiten und Gesprächen unbestreitbar. Auf dicke Luft und öde Fadesse ist diese Angelegenheit jedoch nicht allein zurückzuführen.
Bereits als Babys in der Gebärbutter gähnen wir und teilen diese Angewohnheit außerdem noch mit einigen anderen Wirbeltieren, wie Fischen, Vögeln, Schlangen und Elefanten, die wohl eher selten in die missliche Lage kommen, sich ein Fußballspiel anzuschauen oder irgendwo Zeit abzusitzen. Männliche Ratten entwickeln beim Gähnen ab und zu sogar eine Erektion. Gähnen ist ansteckend, wobei wir nicht verstehen müssen, wieso ein anderer gähnt, sondern es ganz automatisch mittun. Wer besonders empfindsam ist und sich leicht in andere hinein versetzten kann, lässt sich leichter zum mitgähnen verführen als ein antiempathischer Gefühlsbolzen. Männer gähnen wahrscheinlich häufiger als Frauen.
Die bloße Vorstellung davon kann es bereits auslösen. Die Kontexte, in denen Gähnen eingesetzt wird, sind vielseitig. Neben der rein körperlichen Komponente der Sauerstoffzufuhr, der Gesichtsdehnung und des Druckausgleichs, kommt dem Gähnen auch eine kommunikative Bedeutung zu, deren Interpretationsbandbreite unser bizarres Dasein um eine weitere, zwar nicht unbedingt liebenswürdige, aber auf jeden Fall absonderliche Seite bereichert.

Nicht nur beim Gähnen hat der Mensch mehr mit den Tieren gemeinsam als ihm eventuell lieb ist. Physiologisch gesehen sind wir und Schweine etwa aus einem sehr ähnlichen Material gestrickt, was sich in der Struktur und die Beschaffenheit von Fleisch und Fettgewebe widerspiegelt. So werden in der Gerichtsmedizin gerne Schuss- und Stichverletzungen an frisch geschlachteten Schweinen nachgestellt. Auch Krankheiten verlaufen bei uns ähnlich, weshalb die armen Schweine häufig als Versuchstiere herhalten müssen.
Aber nicht alles lässt sich von Labortieren 1:1 auf den Menschen umlegen. Zu dieser Erkenntnis kam auch der Sexualwissenschaftler Brian Mustanski, der seine Versuche mit der Erkenntnis abschloss: „Artspezifische Verhaltensweisen (zum Beispiel Hohlrücken oder Aufspringen bei Ratten) können kein umfassendes Bild der menschlichen sexuellen Orientierung vermitteln.“
Ähnliche Reaktionen zeigen wir hingegen beim Schlafen und auch bei seinem Entzug. Der jeweilige Zyklus ist zwar stark von Größe, Aktivität und Diät abhängig, wenn wir zu wenig als unseren Bedürfnissen entsprechend bekommen, kann das in jedem Fall von leichter Gereiztheit über üble Grantigkeit bis zum Tod führen. Das Schlafverhalten variiert individuell bei Menschen im Normalfall zwischen sechs bis zehn Stunden, die Kleine Taschenmaus schläft mehr als 20 Stunden am Tag, Giraffen brauchen nur zwei. Kühe schlafen immer nur ein paar Minuten, Siebenschläfer von September bis Mai quasi durchgehend. Je länger ein Tier wach ist, umso kürzer ist seine Schlafphase. Fleischfresser schlafen länger als Pflanzenfresser und mehr soziale Kontakte führen zu besserem und regelmäßigerem Schlaf. Zu wenig davon lässt sich nachholen, jedoch kann man nicht auf Vorrat schlafen. Am Ende sollten wir uns deswegen nicht fragen, wieso wir schlafen, sondern vielmehr, wozu wir eigentlich hin und wieder wach werden.


 

In aller Kürze:

  • Schweine können nicht schwitzen.
  • Einige Nacktschnecken sind Allesfresser, sie fressen auch andere Schnecken.
  • Den Geburtsvorgang bei Schweinen nennt man „ferkeln“ oder „abferkeln“.
  • Das Rotbunte Husumer Protestschwein oder Dänisches Protestschwein ist eine seltene, bedrohte Rasse des Hausschweins.
  • Als Formicophilie bezeichnet man das sexuelle Verlangen, sich kleine Insekten über die Genitalien krabbeln zu lassen.
  • 58 Prozent aller Männer haben schon einmal versucht ihren Namen in den Schnee zu pinkeln.
  • Gorillas und Orang-Utans lernen erst im Laufe ihres Lebens schwimmen.
  • Ein Erwachsener schluckt ungefähr 600 Mal am Tag.
  • Männliche Affen können Glatzen bekommen.
  • Die meisten Arbeitsunfälle passieren Montags.
  • Ein Opossum hat dreizehn Nippel.
  • Frauen weinen meistens zwischen 19 und 22 Uhr.