Slut or Stud?

Sophia Brown

„Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment!“ schrieben sich die Hippies während der sexuellen Revolution auf die Bettlaken. Das galt aber in der Realität eher für Männer. Seitdem weibliche Superstars wie Madonna, Nelly Furtado („Promiscuous Girl“) oder Rihanna öffentlich über ihre Lust auf wechselnde Bettpartner singen, sollte man meinen, Vielvögelei sei für Männlein und Weiblein gleichermaßen gesellschaftlich akzeptabel. Ist es aber nicht, warum nur?

Rolling-Stone-Knitterbacke Mick Jagger soll mit über 4.000 Frauen geschlafen haben. Das wären umgerechnet 11 Jahre lang jeden Tag eine andere Dame. Beiseite gelassen jene Ladies, die mehrmals das Vergnügen hatten oder gar mit ihm liiert oder verheiratet waren. Ich frage mich etwas unschlüssig, wann der Mann noch Zeit fand, Alben aufzunehmen, Drogen zu nehmen und Konzerte zu spielen. Trotzdem sind sich alle einig: Der Jagger ist eine geile Sau.
Junge, attraktive Frauen wie Countrysängerin Taylor Swift bekommen bereits den Luder-Stempel verpasst, wenn sie mehr als 4 Boyfriends in ihrem Leben hatten. Schnell heißt es dann, sie hätten einfach noch nicht den Richtigen gefunden. Wenn ich Taylor Swift wäre und mir Hollywoods Männer-Elite zu Füßen läge, würde ich nicht davor zurückschrecken ausgiebig im Süßigkeitenladen zu naschen, bevor ich mich auf die Suche nach Mr. Right begäbe…
Doch woher rührt diese ungerechte öffentliche Wahrnehmung? Eine neue Studie der amerikanischen Cornell University bestätigt leider meine schlimmsten Vermutungen: Meist sind es Frauen, die anderen Frauen das Leben schwer machen. So schrecken gemäßigter liebende Studentinnen davor zurück, mit ausschweifender agierenden Kommilitoninnen Freundschaften einzugehen. Die gute alte Evolution sei es, die ihnen nach wie vor in den Knochen stecke, die Angst vor dem Raub potentieller männlicher Fortpflanzungspartner.
Ist mir schleierhaft. Das ist, wie wenn ich andere Frauen dafür verantwortlich machen würde, dass der Partner mich mit ihnen betrügt. Auch wenn sie es manchmal gerne leugnen – Männer haben genügend Verstand, um solche Entscheidungen unabhängig von ihrem Schwellkörper zu treffen. Jene Frauen sollten etwas mehr Selbstbewusstsein entwickeln und ihre Voreingenommenheit durch Toleranz ersetzen.
Oft sind solche Denkstrukturen allerdings so tief verankert, dass wir uns dessen gar nicht bewusst sind. Als ich Single war und gerne auch mal den einen oder anderen Frosch küsste, fragte eine Freundin unverblümt: „Sag mal, leiert man da als Frau nicht untenrum irgendwann aus, wenn man mit vielen Männern Sex hat?“. Ich sah sie entgeistert an. Schnell merkte sie, dass das wahrscheinlich die blödeste Frage war, die sie mir je gestellt hatte. Sie entschuldigte sich und war schockiert über mittelalterliche Hirngespinste, die auch in ihrem Kopf herumspukten.
Das traurige Resümee der Cornell Studie ist übrigens, dass viele promiskuitive Frauen durch die Verweigerung sozialer Kontakte ausgegrenzt oder gezielt gemobbt werden, vor allem an Universitäten und Schulen. Das führt in Einzelfällen bis hin zu Selbstmord.
Wir leben im Jahr 2013. Manche Menschen lassen sich ihre Augäpfel tätowieren, andere besuchen spezielle Cafés um Babykatzen zu streicheln  – sollten da nicht auch erwachsene Menschen einfach so viel und so oft mit jemand anderem vögeln dürfen wie sie wollen?
Solange beide Spaß haben? Und Kondome benutzen? Wer lieber Babykatzen streichelt, auch okay, aber nicht immer gleich den anderen den Spaß verderben. Das ist schlecht fürs (Sex-)Karma.