Kinobesucher

The Five Finger Death Punch #29

Von Pärchen, Nerds, Junk Food, Zuspätkommern und wahren Cineasten

Der Zuspätkommer:

Erst die Werbung. Dann die Vorschauen. Dann fängt endlich der Film an. Dann kommt der/die/das, der/die/das nicht sein sollte. Der, wenn man sich gerade in den Film hineinversetzt hat, ganze Reihen zum Aufstehen zwingt, vor einem stehenbleibt, sich umständlich das Jäckchen auszieht, aber die übergroße Kopfbedeckung anlässt. (Warum? Blizzardgefahr? Glatze? Pferderennen? Man weiß es nicht.) Schlimmer ist nur noch, wenn du selber aufstehen musst, um das zu spät gekommene Etwas vorbeizulassen…

Der Junk-Food-Junkie:

Schon während der Werbung ist das Fass mit Popcorn leer, die Großfamilienpackung Nachos mit Allem ist nach den Vorschauen Geschichte. Das muss natürlich alles körperlich verarbeitet werden, daher wird ein Kübel Cola hinterher geschüttet. Laute Schlürfgeräusche begleiten den Filmbeginn. Dass sich daraufhin die Verdauung regt, bringt das halbe Kino in Bewegung, denn jetzt beginnt ein Wanderkreislauf zwischen der Toilette, der Fressalienbudel und dem Sitzplatz im Saal. Das Motto ist: Das Popcorn ist aus, wenn der Film aus ist…

Der Nerd:

Der Nerd ist auch alleine niemals einsam. Denn er hat sein Spezialwissen immer bei sich, ähnlich wie ein Hotdog seinen Spezialsenf immer bei sich trägt. Dieses Spezialwissen gibt der Nerd, wieder ähnlich dem Hotdog, als Senf zu jeder Szene gerne und auch ungefragt ab. „Wusstest du, dass…bla, bla, bla….?“  „Nein, wusste ich nicht – und das zu Recht!“

Der Cineast:

Das gequälte Lächeln scheint von chronischer Verstopfung zu zeugen, auch nur leicht unterhaltsame Filme begleitet er mit von Unglauben ausgelösten Stoßseufzern. Lachen kommentiert er durch missbilligendes Kopfschütteln. Asketisch und intellektuell überlegen quält sich der Cineast durch die Filme, die er mag, und versteht die abartig hedonistischen Kinobesucher nicht, die für 90 Minuten gern mal aus ihrem Alltag flüchten wollen.

Das Pärchen:

Kinos werden von Pärchen aus zwei Gründen heimgesucht: erstens, um danach endlich einen ordentlich wegzustecken. Und zweitens, um sich darüber hinwegzutäuschen, dass schon länger keiner mehr weggesteckt wird. In ersterem Fall soll der Besuch in Sicherheit wiegen, dass da mehr ist, als nur Sex. Im zweiten Fall, dass da zumindest noch irgendwas ist. Und während sie das Elend der Anderen beobachten, hoffen sie, dass sie selbst nicht in diese Kategorien fallen…