Rokko Ramirez rotzt (26te Ausgabe)

DER K(R)AMPF DER TITANEN

 
Wenn die Produktdesigner der Firmen Fostex und Tascam gewusst hätten, was sie anrichten, als sie ihre ersten analogen Vierspurrekorder auf den Markt gebracht haben, hätten sie den sicherlich noch vor der Produktreife in Grund und Boden gestampft, mit Hämmern zerschlagen, mit Walzen platt gerollt oder vielleicht doch schon von Anfang an die Baupläne verworfen und Harfen gebastelt.
 
So aber sind sie nicht unschuldig am Aufstieg einer schier unnahbaren dunklen Macht der Musikszene: Jesus Christ Smokes Holy Gasoline. Eine Kapelle, die am besten dort geblieben wäre, wo sie hingehört und demnach wieder zurückkehrt: in den finsteren Schlund der Hölle.
 
So oder ähnlich haben wohl viele, darunter auch ein namhafter, der Redaktion bekannter Altdiözesanbischof, damals gedacht, besonders wohl, als sich der beleibte Herr des einen Mal auf einem Werbeplakat für die Band wiederfand, neckisch statt seinem Staberl eine Flying V in der Hand.
 
Das hätte den Gutmenschen so gepasst, aber vergessen wurde dabei auf oben genannte Geräte, mit denen man Musikkassetten bespielen (bis zu 16 Spuren im Ping Pong-, auch Track Bouncing –Verfahren genannt) kann. Denn diese vermaledeiten Plastikteile haben zu einem rasanten Höhenflug beigetragen, obwohl es raschelte, krachte, piepte und ziepte, rauschte und grummelte, fanden einen Nachfolger, einen Plattenvertrag und ebneten uns den Weg zu Ausnahmekünstlern wie: Limp Bizkit, H-BlockX, K’s Choice, The Selecter, Coolio, Wheatus, Bad Religion, The Busters, Marilyn Manson, HIM, Turbonegro, Nina Hagen, Guns n‘ Roses, The Locos, Wir Sind Helden, Editors, Jennifer Rostock, Tricky, Justice, Madsen, The Locos, 3 Feet Smaller, Danko Jones, As I Lay Dying, Centao, Bloodsucking Zombies From Outer Space, Turtleneck, Subway To Sally und vielen mehr!
 
Und weil man Nachrufe nur über Tote schreibt, ist das quasi eine Dankesrede. Oder zumindest ein kleiner Teil davon.
 
Danke an alle, die uns auf unserem Weg begleitet und mit uns gegen sämtliche Titanen gekämpft haben. Nie könnten wir euch hier alle erwähnen und jemals vergessen!
 
Das letzte Konzert von JESUS CHRIST SMOKES HOLY GASOLINE gibt es am 19. Oktober 2012 in der Wiener Arena.
 
Und dann heißt es zurecht „rest in peace“, denn 20 Jahre sind genug.
 
Euer Rokko